4. Leistung des Hochschulsystems: Zugang zur Hochschulbildung

Im Allgemeinen ist für die Zulassung zu einem Studiengang, der zu einem ersten Abschluss an einer Hochschule führt, die allgemeine Hochschulreife oder die fachgebundene Hochschulreife erforderlich (Eurydice, 2021[1]). Erstere berechtigt zum Studium an allen Hochschulen in allen Fächern und Fachrichtungen, während letztere den Zugang zu Fachhochschulen und nur zu bestimmten Studiengängen an Universitäten ermöglicht (MBJS, 2021[2]). In Brandenburg berechtigt die Fachhochschulreife auch zur Aufnahme bestimmter Studiengänge an Universitäten (was nicht in allen Bundesländern der Fall ist). Die Hochschulzugangsberechtigung kann zudem über eine Berufsausbildung oder den zweiten Bildungsweg erworben werden (siehe Kasten 4.1).

Unter allen Immatrikulationen an den brandenburgischen Hochschulen im Wintersemester 2019/20 besaßen mehr als 70 % der Studierenden eine an einer Schule der Sekundarstufe II in Deutschland erworbene allgemeine Hochschulreife. Nur 12 % der Studierenden erlangte den Hochschulzugang über eine Fachhochschulreife oder eine fachgebundene Hochschulreife. Rund 15 % der Studierenden erwarben ihre Hochschulzugangsberechtigung im Ausland.

In einigen Fällen können die Hochschulen für bestimmte Studiengänge zusätzliche Anforderungen an die Bewerbenden stellen, die über die allgemeine Hochschulreife hinausgehen. So wird für die Zulassung zu bestimmten Studiengängen eine einschlägige praktische Vorerfahrung verlangt. In bestimmten Studienrichtungen an Fachhochschulen und Universitäten wird die Eignung der Bewerbenden in einem separaten Testverfahren festgestellt. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Sport, Design sowie kreative und darstellende Künste.

Gemäß dem Brandenburgischen Hochschulgesetz (§ 9 BbgHG) wird beruflich qualifizierten Bewerbenden ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung unter bestimmten Voraussetzungen der Hochschulzugang gewährt (CHE, 2021[4]). Inhaber von Meisterbriefen und Fortbildungsabschlüssen haben ähnlich wie Bewerbende mit allgemeiner Hochschulreife uneingeschränkten Zugang zu den Studiengängen. Beruflich qualifizierte Bewerbende ohne weiterführenden Schulabschluss können nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung und einer mindestens zweijährigen Berufserfahrung in ihrem Berufsfeld Zugang zu berufsfeldbezogenen Studiengängen erhalten. In Brandenburg müssen diese Bewerbenden (anders als in einigen Bundesländern, wie z. B. Sachsen oder Sachsen-Anhalt) keine zusätzliche Eignungsprüfung ablegen, obwohl Fachbereiche oder Fakultäten dies in ihren Satzungen vorsehen können (Technische Hochschule Brandenburg, 2021[5]). Außerhalb des Hochschulbereichs erworbene Kenntnisse und Fähigkeiten können bis zur Hälfte eines Hochschulstudiums angerechnet werden, wenn sie hinsichtlich Inhalt und Niveau dem ersetzten Teil des Studiums gleichwertig sind (CHE, 2021[4]).

In der Regel erkennen die brandenburgischen Hochschulen abgeschlossene Studiengänge, Module und Lehrveranstaltungen anderer Hochschulen im In- und Ausland an. Nach erfolgreichem Abschluss von mindestens zwei Semestern in einem anderen Bundesland können Studierende unabhängig von der Art der Hochschulreife ihr Studium in Brandenburg in demselben oder einem eng verwandten Studiengang fortsetzen (BbgHG) (CHE, 2021[4]). Weitere Entscheidungen über die Anerkennung und Vergabe von ECTS-Punkten für Studienleistungen werden von der jeweiligen Hochschule getroffen.

Die Hochschulen handhaben die Zulassung zu Bachelor- und Masterstudiengängen innerhalb des gesetzlichen Rahmens eigenständig. Der Gesetzgeber legt bestimmte Quoten fest: So sind zwischen 10 und 20 % der Studienplätze für bestimmte Gruppen reserviert (z. B. Härtefälle, Bewerbende für einen Studiengang in einem stark nachgefragten Bereich). Die restlichen Plätze werden nach Auswahlkriterien vergeben: Noten in der Vorqualifikation und mindestens ein weiteres vorgegebenes Kriterium (z. B. fachspezifische Eignungstests, Bewerbungsgespräch).

Studiengänge mit bundesweit zulassungsbeschränkten Studienplätzen (z. B. Medizin, Pharmazie, Veterinärmedizin, Zahnmedizin) werden zentral von der Stiftung für Hochschulzulassung (SfH) koordiniert.

Das MBJS hat 2015 eine Strategie zur Berufs- und Studienorientierung entwickelt, die den Rahmen für eine umfassende, systematische Berufs- und Studienorientierung an Schulen bildet; die Strategie wurde Ende 2021 aktualisiert und soll ab 2022/23 schrittweise umgesetzt werden (siehe Kasten 4.2). Die brandenburgische Landesregierung hat mit dem Bund (Bundesministerium für Bildung und Forschung und Bundesministerium für Arbeit und Soziales) und der Bundesagentur für Arbeit eine Kooperationsvereinbarung zur Umsetzung der Berufs- und Studienorientierung an den brandenburgischen Schulen unterzeichnet.

An Brandenburgs Schulen existieren einige Angebote zur Berufs- und Studienorientierung. Die Schüler können in der neunten Klasse ein Praktikum absolvieren, und ihnen wird im Rahmen eines Seminarkurses „Studien- und Berufsorientierung“ Berufsberatung angeboten. Dieser Kurs verlangt von den Schülern, dass sie zwei Jahre lang über ihre eigene berufliche Zukunft nachdenken und sich mit den Anforderungen der Hochschul- und Berufswelt vertraut machen (MBJS, 2021[7]). Der Berufswahlpass ist ein strukturiertes Instrument zur individuellen Berufs- und Studienorientierung von Klasse 7 bis 13 (einschließlich der Dokumentation von Projekten und Praxiserfahrungen, Stärken- und Interessenanalyse, Berufsplanung usw.) (MBJS, 2021[7]). Alle Schüler der Jahrgangsstufe 9 erhalten den Schulkalender „Kopfstütze“, der nützliche Hinweise zur Berufs- und Studienwahl sowie Informationen zu Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten in Brandenburg und Berlin enthält. Schüler der 7. oder 8. Klasse haben zudem die Möglichkeit, an einer „Potenzialanalyse als Kompass“ teilzunehmen, die ihre Stärken, Neigungen und Interessen als Kompass für eine strukturierte, individuelle Studien- und Berufsorientierung erkundet. Die Analyse umfasst eine Selbsteinschätzung der Schüler, einen Tag mit praktischen Simulationen und Übungen sowie eine individuelle Beratung (kobra.net, 2021[8]).

Das Netzwerk Zukunft. Schule und Wirtschaft für Brandenburg steuert die Landesstrategie zur Berufs- und Studienorientierung und fördert die Zusammenarbeit von Schulen, Unternehmen und Hochschulen (Netzwerk Zukunft, n.d.[9]). Das Netzwerk unterstützt z. B. Schulen bei der Umsetzung ihrer Berufs- und Studienorientierungsprogramme und bietet Fortbildungen für Lehrkräfte zur Berufs- und Studienorientierung an. Am Zukunftstag öffnen Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Behörden und andere Organisationen ihre Türen für Schüler der Klassenstufen 7 bis 10, um Berufs- und Studienerfahrungen aus erster Hand zu vermitteln (Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (FBB, 2021[10]).

Das Netzwerk Zukunft hat einigen Brandenburger Schulen die Auszeichnung „Schule mit exzellenter Berufs- und Studienorientierung“ für ihr großes Engagement bei der Durchführung des obligatorischen Berufswahlpasses, der Kopfstütze und des Berufspraktikums sowie weiterer Programmpunkte verliehen (Netzwerk Zukunft, n.d.[9]). Derzeit tragen 61 Oberschulen (von 149), jedoch nur 15 Gymnasien in Brandenburg (von insgesamt 103) und 4 Gesamtschulen (von 45) die Auszeichnung „Schule mit exzellenter Berufs- und Studienorientierung“.

Schulen, denen diese Auszeichnung verliehen wurde, bieten eine breite Palette von Aktivitäten an, die ihren Schülern die Arbeitswelt und die Hochschulbildung näher bringen. Insbesondere können sich viele dieser Schulen auf etablierte Netzwerke mit Bildungsanbietern und Arbeitgebern, starke Alumni-Netzwerke und „Freunde der Schule“-Vereinigungen, außerschulische Aktivitäten auf dem Campus, eine relativ gute materielle Basis und eine starke schuleigene Identität stützen, die Schüler und ihre Familien, Lehrkräfte und Schulleitungen näher zusammenbringt. Diese Schulen können sich auch um europäische und föderale Finanzierungsprogramme bewerben, um ihre ehrgeizigen Projekte zu unterstützen. Um ein solches umfassendes Angebot landesweit zu gewährleisten, sind Möglichkeiten des Peer-Learnings zwischen allen – öffentlichen und privaten – Schulen erforderlich; darüber hinaus muss die Landesregierung möglicherweise ihre Verordnung über Lehrveranstaltungsstunden um eine Bestimmung zur Berufs- und Studienorientierung erweitern und zweckgebundene Landesmittel für das Angebot zur Studien- und Berufsorientierung bereitstellen oder ausbauen.

Die Hochschulen spielen eine Schlüsselrolle bei der Berufs- und Studienorientierung und werden für diese Aufgabe vom Ministerium und vom Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert (MWFK, 2013[11]). Die Hochschulvereinbarung und die Hochschulverträge sehen den Ausbau und die Einführung von Orientierungsdiensten sowie die Einrichtung interinstitutioneller Strukturen zur Koordinierung der Maßnahmen zur Gewinnung und Beratung von Studieninteressierten vor (MWFK, n.d.[12]). Die Maßnahmen des MWFK lassen sich in vier Säulen zusammenfassen (siehe Kasten 4.3).

Die Hochschulen haben ihre Präsenz in den (Online-)Medien ausgebaut und informieren über das Studium in Brandenburg sowie das duale Studium. Die Hochschulen beteiligen sich an Karrieremessen, die vom MWFK organisiert und finanziert werden. Das Online-Self-Assessment bietet eine interaktive Möglichkeit für Studieninteressierte, die eigenen Interessen und Fähigkeiten zu entdecken und Einblicke in Studiengänge zu gewinnen. Die Hochschulen bieten Informationsveranstaltungen und Workshops in Schulen an. Außerdem organisieren sie Informationstage und Tage der offenen Tür, an denen zukünftige Studierende und Eltern den Campus besuchen und an Seminaren, Workshops und anderen Aktivitäten teilnehmen können.

Die Zentralen Studienberatungen (ZSB) der Hochschulen informieren und beraten (zukünftige) Studierende, Eltern und Lehrkräfte. Das Netzwerk Studienorientierung ist als unabhängiger Zusammenschluss der acht öffentlichen Hochschulen der größte Anbieter von Berufs- und Studienberatung in Brandenburg (Netzwerk Studienorientierung Brandenburg, n.d.[13]). Es unterhält an jeder Hochschule Büros, die für die Studienberatung zuständig sind, und betreibt die Website www.studieren-in-brandenburg.de (siehe Kasten 4.4). Das Netzwerk bietet Beratung und Studienorientierung in und außerhalb von Schulen an, darunter Studienberatung, Hochschulinformationstage, ein Workbook für zukünftige Studierende, Instagram-Challenges, Seminare und Informationsabende. Zudem bietet es Fortbildungen für Lehrkräfte an. Das Netzwerk organisiert etwa 1.000 Veranstaltungen pro Jahr und hat jährlich etwa 30.000 Teilnehmende. Es wird gemeinsam vom MWFK und den Hochschulen finanziert.

Auch die Präsenzstellen der Hochschulen informieren und beraten (angehende) Studierende u. a. zur Studienfinanzierung und vernetzen sich mit Unternehmen, Kammern und Verbänden (siehe Kasten 4.5). Jede Präsenzstelle wird von einer Hochschule bzw. von zwei Hochschulen gemeinsam in Kooperation mit Wirtschaftsakteuren in den Regionalen Wachstumskernen (RWK), in denen die Präsenzstelle angesiedelt ist, aufgebaut und betrieben. Unabhängig vom Hochschulträger präsentiert jede Präsenzstelle die Angebote aller Hochschulen in Brandenburg. Gesteuert werden die Stellen von einer an der TH Brandenburg angesiedelten Koordinierungsstelle.

Die Studentenwerke sind Einrichtungen des öffentlichen Rechts, die einer oder mehreren Hochschulen angegliedert sind. In Brandenburg gibt es zwei davon, eines in Potsdam und das andere in Frankfurt/Oder. Neben der Bearbeitung von BAföG-Anträgen und anderen Formen der Beratung zu Finanzierungsmöglichkeiten bieten sie ein umfassendes Angebot zur sozialen Absicherung und Unterstützung der Studierenden, z. B. durch Wohnungs- und Arbeitsvermittlungen und durch die Vermittlung von bezahlbarem Wohnraum. Auch in Zusammenarbeit mit externen Anbietern betriebene Kindertagesstätten und Beratungsstellen sind vorhanden.

Darüber hinaus ist die Agentur für Arbeit in Brandenburg ein wichtiger Anbieter von Informationen und Beratung für (angehende) Studierende. Zu den Aufgaben der Arbeitsagenturen gehört die Berufsberatung für Jugendliche, Studienanfänger und Hochschulabsolventen. In Brandenburg hat die Agentur für Arbeit fünf Geschäftsstellen und erreicht nach eigenen Angaben etwa 80 % der Jugendlichen in Brandenburg mit Angeboten zur Berufsberatung, bevor diese von der Schule abgehen.

Brandenburger Schulen scheinen intensiv mit der Agentur für Arbeit zusammenzuarbeiten, und viele der von der OECD befragten Schulvertreter bescheinigten der Agentur für Arbeit eine strukturierte, informative und in der Regel unvoreingenommene Unterstützung in Bezug auf alle postsekundären Bildungsgänge. Darüber hinaus scheinen die Berater der Agentur für Arbeit gut über das Beratungsangebot anderer Anbieter informiert und mit diesen vernetzt zu sein.

Brandenburg hat eine der niedrigsten Studienanfängerquoten in Deutschland (43 % der Bevölkerung des Bundeslandes waren im Jahr 2018 im schulpflichtigen Alter) (siehe Abbildung 4.1). Und das trotz einer relativ hohen Quote an Hochschulzugangsberechtigungen (HZB) unter den Brandenburger Schulabgängern. Im Jahr 2018 wies das Land mit 54 % eine der höchsten Studienberechtigtenquoten auf. Das bedeutet, dass mehr als die Hälfte des entsprechenden Jahrgangs in diesem Jahr eine Hochschulzugangsberechtigung erworben hat. Von den Absolventen der Brandenburger Schulen, die eine Hochschulzugangsberechtigung erworben hatten, nahmen nur 66 % ein Hochschulstudium auf. Dies ist die niedrigste Quote unter allen Bundesländern.

Bundesweit bleiben etwa zwei Drittel der Studienberechtigten in dem Bundesland, in dem sie ihre Hochschulzugangsberechtigung erworben haben. Allerdings überschreiten viele Studienberechtigte aus den neuen Bundesländern zur Aufnahme eines Studiums die Landesgrenzen. Brandenburg verzeichnete 2018 die höchste „Abwanderungsrate“ (73 %) unter den Ländern (siehe Abbildung 4.2, Diagramm A). Ein genauerer Blick auf die Zielstudienorte zeigt, dass es fast die Hälfte dieser Studienberechtigten in das benachbarte Berlin zog. Andere gingen nach Sachsen (8,8 %), Mecklenburg-Vorpommern (6 %) oder Nordrhein-Westfalen (5,8 %).

Die hohe Abwanderungsrate Brandenburgs geht einher mit einer hohen „Studierendenzuwanderungsrate“, der höchsten im Ländervergleich (siehe Abbildung 4.2, Diagramm B): Im Jahr 2018 erwarben 71 % aller Studienanfänger in Brandenburg ihre Hochschulzugangsberechtigung anderswo – meist in Berlin (30  %) oder im Ausland (27 %).

Die Zahl der zuwandernden Studienberechtigten gleicht jedoch die Zahl der abwandernden Studienberechtigten nicht vollständig aus. Ein Blick auf den Wanderungssaldo (d. h. die Differenz zwischen der Zahl der zugewanderten und der Zahl der abgewanderten Studienberechtigten) zeigt einen negativen Saldo für Brandenburg (siehe Abbildung 4.2, Diagramm C). Auffällig ist, dass Brandenburg den höchsten negativen innerdeutschen Wanderungssaldo aufweist, was bedeutet, dass das Land viele Studienberechtigte an andere Bundesländer verliert, ohne einen nennenswerten Anteil von deren Studienberechtigten für seine Hochschulen zu gewinnen. Dies steht im Gegensatz zum benachbarten Berlin, wo die Wanderungsrate auch ohne Berücksichtigung der zuwandernden internationalen Studierenden positiv ist.

Die Umfragedaten zu Schulabgängern mit Hochschulzugangsberechtigung spiegeln weitgehend die oben beschriebenen Trends wider. Im Jahr 2012 gaben 63 % der befragten Schulabgänger in Brandenburg an, dass sie „auf jeden Fall“ oder „wahrscheinlich“ ein Hochschulstudium aufnehmen würden, gegenüber 70 % im übrigen Deutschland (siehe Abbildung 4.3) Stattdessen streben Brandenburgs Schulabgänger vergleichsweise häufiger eine Berufsausbildung an. Von den Schülern des Jahrgangs 2012 beabsichtigten 28 % den Übergang in eine Berufsausbildung, im Vergleich zu 20 % in Ost- und 22 % in Westdeutschland. Die Analyse zeigt, dass in ganz Deutschland die von den Schülern angegebenen Bildungsziele weitgehend mit ihrem späteren Bildungsverhalten übereinstimmen; ein halbes Jahr nach Abschluss der Sekundarstufe sind 89 % der Sekundarschüler, die eine Hochschulbildung anstrebten, und 74 % der Schüler, die eine Berufsausbildung anstrebten, an einer Hochschule bzw. in einer Berufsausbildungseinrichtung eingeschrieben (siehe Kasten 4.6).

Brandenburg weist bei der Studienentscheidung vergleichsweise größere sozioökonomische und geschlechtsspezifische Unterschiede auf als andere Bundesländer (siehe Abbildung 4.3). Männliche Schulabgänger entscheiden sich 14 Prozentpunkte häufiger für ein Studium als weibliche Schulabgänger; Schulabgänger mit hohem sozioökonomischem Status (SoS) entscheiden sich 20 Prozentpunkte häufiger für ein Studium als Schulabgänger mit niedrigem SoS. Deutschlandweit beträgt der geschlechtsspezifische Unterschied im Durchschnitt 5,5 Prozentpunkte und der sozioökonomische Unterschied 16 Prozentpunkte. In Brandenburg ist die Wahrscheinlichkeit, dass männliche Schulabgänger sowie Schulabgänger mit hohem SoS eine Berufsausbildung anstreben, im Vergleich zu weiblichen Schulabgängern sowie Schulabgängern mit niedrigem SoS relativ gering.

In Brandenburg, wie in Deutschland insgesamt, beabsichtigt etwa die Hälfte der Studienberechtigten, die ein Studium anstreben, sich an einer Universität einzuschreiben, und etwa ein weiteres Viertel beabsichtigt, das Studium an einer Fachhochschule aufzunehmen (siehe (Abbildung 4.5). Ein beträchtlicher Teil der Studienwilligen – in Brandenburg 20 % und bundesweit 18 % – ist sich im letzten Schuljahr noch nicht sicher, an welcher Art Hochschule das Studium aufgenommen werden soll. Bei der Wahl des Hochschultyps gibt es sozioökonomische und geschlechtsspezifische Unterschiede: Schulabgänger mit begünstigtem sozioökonomischen Hintergrund entscheiden sich eher für ein Universitätsstudium und seltener für ein Fachhochschulstudium als Schulabgänger mit niedrigem SoS; männliche Schulabgänger entscheiden sich seltener für eine Universitätsausbildung und häufiger für eine Fachhochschulausbildung als weibliche Schulabgänger. In Brandenburg ist die geschlechtsspezifische Diskrepanz bei der Wahl der Fachhochschule jedoch deutlich geringer als anderswo.

Bei der Wahl des Studienfachs weicht Brandenburg deutlicher vom Bundesdurchschnitt ab (siehe Abbildung 4.6). Ein höherer Anteil der Studierwilligen und insbesondere ein höherer Anteil der weiblichen Schulabgänger wählt ein sozialwissenschaftliches Studienfach. Brandenburgs Schulabgänger entscheiden sich auch häufiger als der Durchschnitt der deutschen Schulabgänger für die Naturwissenschaften und seltener für die Wirtschaftswissenschaften. Wie im Durchschnitt der ostdeutschen Länder sind auch in Brandenburg die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Wahl des Lehrkräfteberufs, der Wirtschaftswissenschaften und der Geisteswissenschaften im Vergleich zu Westdeutschland etwas geringer.

Die Studierneigung von Studienberechtigten hängt in der Regel davon ab, wie sie die Kosten und den Nutzen der Hochschulausbildung einschätzen. In Ostdeutschland, einschließlich Brandenburg, gibt im Vergleich zu Westdeutschland ein höherer Anteil der Schulabgänger an, dass die Kosten des Studiums eine Rolle für ihre Bildungsentscheidung spielen (siehe Abbildung 4.7). Die Arbeitsmarkterträge der Hochschulausbildung werden dagegen gleich hoch eingeschätzt: So geben in allen Regionen 90 % der Schulabgänger an, dass Inhaber eines Hochschulabschlusses gute Berufschancen haben. In Bezug auf die Berufsausbildung sehen die Brandenburger Schulabgänger tendenziell einen höheren Nutzen als ihre Altersgenossen in anderen Bundesländern, insbesondere in Bezug auf Einkommen, Arbeitsbedingungen und soziale Anerkennung.

Wenn soziale Gruppen den Nutzen und die Kosten von Bildungsinvestitionen unterschiedlich wahrnehmen, kann es zu sozialen Ungleichheiten hinsichtlich der Bildungsbeteiligung kommen. In Brandenburg, wie auch in den anderen Regionen, lassen sich Studienberechtigte mit hohem SoS bei ihren Bildungsentscheidungen seltener durch Kostenüberlegungen beeinflussen als Studienberechtigte mit niedrigem SoS (siehe Abbildung 4.7, Diagramme A und B). Während die SoS-Unterschiede bei den wahrgenommenen Erträgen der Hochschulausbildung in allen Regionen gering sind, schätzen Studienberechtigte mit niedrigem SoS, und insbesondere Studienberechtigte mit niedrigem SoS in Brandenburg, den Wert der Berufsausbildung eher hoch ein als Studienberechtigte mit hohem SoS.

Was die geschlechtsspezifischen Unterschiede angeht, so schätzen männliche Studienberechtigte in allen Regionen den Nutzen der Hochschulausbildung als hoch ein, während umgekehrt ein höherer Anteil der weiblichen Studienberechtigten den Nutzen der Berufsbildung als hoch einschätzt (siehe Abbildung 4.7, Diagramme C und D). Der Unterschied in Bezug auf die Berufsausbildung ist in Brandenburg ausgeprägter, wo weibliche Studienberechtigte fast 10 Prozentpunkte häufiger als männliche Studienberechtigte angeben, dass ein Berufsausbildungsabschluss mit guten allgemeinen Arbeitsmarktchancen, hoher Arbeitsplatzsicherheit und guten Karrieremöglichkeiten verbunden ist.

Studierende, die eine Hochschulausbildung absolvieren, können gegebenenfalls einen Teil der Studienkosten durch eine finanzielle Unterstützung von der Bundesregierung oder einer der Stiftungen, die Stipendien vergeben, abdecken (siehe Kapitel 5). Die Informationen und die Beratung über eine finanzielle Unterstützung für Studierende scheinen jedoch uneinheitlich zu sein. Auffallend ist, dass Brandenburgs Studierende bei der Vergabe von Stipendien durch die Studienstiftung des deutschen Volkes – der ältesten und größten Institution zur Begabtenförderung in Deutschland – unterrepräsentiert sind. Das mag unter anderem daran liegen, dass viele Brandenburger Schulen noch nie einen ihrer Absolventen für ein Stipendium vorgeschlagen haben.

Jedes Jahr im April bittet die Studienstiftung des deutschen Volkes alle Schulen in Deutschland, an denen eine Hochschulzugangsberechtigung erworben werden kann, begabte Absolventen unmittelbar nach Abschluss der Sekundarstufe II für ein Stipendium vorzuschlagen. Die Schulen können für je 40 Absolventen einen Vorschlag unterbreiten. Von den zur Nominierung eingeladenen Schulen haben im Zeitraum 2010–2019 im Durchschnitt nur 27 % aus Brandenburg von ihrem Vorschlagsrecht Gebrauch gemacht, wohingegen es bundesweit die Hälfte der berechtigten Schulen waren.

Jüngste Initiativen der Studienstiftung in Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt zeigen, dass die Zusammenarbeit mit den Landesregierungen und den dortigen Schulen die Zahl der Nominierungen deutlich erhöhen kann (siehe Kasten 4.7).

Eine zentrale Komponente bei der Bildungsentscheidung ist, wie Schulabgänger ihre Chancen auf einen erfolgreichen Hochschulabschluss einschätzen. Diese Erwartung kann auf objektiven Einschätzungen der eigenen akademischen Leistungen und Fähigkeiten beruhen, aber auch von Geschlechterstereotypen oder schichtspezifischen Bildungserwartungen und -präferenzen beeinflusst sein. Im Vergleich zum übrigen Deutschland erwartet ein geringerer Anteil der Brandenburger Schulabgänger, einen Hochschulabschluss zu erreichen (siehe Abbildung 4.8, Diagramm A). In allen Regionen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Schulabgänger mit niedrigem SoS eine solche Erwartung haben, um 14 Prozentpunkte geringer als bei Schulabgängern mit hohem SoS (siehe Abbildung 4.8, Diagramm B). Nach Berücksichtigung der Noten und der Schulform verringert sich der SoS-Unterschied erheblich, was bedeutet, dass die im Vergleich schlechteren Leistungen von Schulabgängern mit niedrigem SoS und die Schulform, die sie in der Regel besuchen, ihre Erwartungen an den Erfolg in der Hochschulbildung dämpfen. Darüber hinaus führt die Einbeziehung der elterlichen Erwartungen an die weitere Ausbildung zu einer weiteren geringfügigen Verringerung des Unterschieds. Dies deutet darauf hin, dass die elterlichen Erwartungen nach Abzug der akademischen Leistungen eine geringere Rolle für die Erwartung der Schulabgänger spielen, einen Hochschulabschluss zu erreichen.

In Brandenburg ist der geschlechtsspezifische Unterschied hinsichtlich der Bildungserwartungen vergleichsweise größer: weibliche Schulabgänger erwarten mit einer um 12 Prozentpunkte geringeren Wahrscheinlichkeit als männliche Schulabgänger, einen Tertiärabschluss zu erreichen, verglichen mit einem Unterschied von 7 bzw. 6 Prozentpunkten in Ost- bzw. Westdeutschland (siehe Abbildung 4.8, Diagramm C). Nach Berücksichtigung der Noten, der besuchten Schulform und der Erwartungen der Eltern an die weitere Ausbildung bleiben diese Unterschiede bestehen. Ein Grund dafür ist, dass die Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Schulabgängern in Deutschland in Bezug auf akademische Leistungen und elterliche Bildungserwartungen gering sind.

Fundierte Bildungsentscheidungen ermöglichen eine bessere Abstimmung zwischen den Fähigkeiten, Interessen und Erwartungen der Schulabgänger und dem von ihnen gewählten Studiengang. Im Jahr 2012 fühlte sich weniger als die Hälfte der Schulabgänger in jeder Region gut über postsekundäre Bildungsmöglichkeiten informiert (siehe Abbildung 4.9). Dies gilt in gleichem Maße für weibliche und männliche Schulabgänger sowie für Schulabgänger mit niedrigem und hohem SoS.

Die Art und Weise, wie sich Schüler über Bildungsmöglichkeiten informieren, hängt im Allgemeinen davon ab, ob sie eine Hochschulausbildung oder eine Berufsausbildung anstreben (siehe Abbildung 4.10). Schüler, die eine Berufsausbildung anstreben, informieren sich häufiger bei Unternehmen, Arbeitgeberverbänden, Praktika und Jobs als Schüler, die eine Hochschulausbildung anstreben.

Für beide Gruppen stellen jedoch das Internet, die Schule und die Familie die meistgenutzten Informationsquellen dar. Bei den Schülern mit Studienabsicht ist es wahrscheinlicher, dass diejenigen mit hohem SoS Informationsunterstützung von der Familie erhalten als bei Schülern mit niedrigem SoS (was nicht überrascht, da ihre Eltern per definitionem über einen Hochschulabschluss und somit über mehr Wissen über das Hochschulsystem verfügen). In Brandenburg beläuft sich dieser Unterschied auf eine um 15 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit für Schüler mit hohem SoS und in ganz Deutschland im Durchschnitt auf 7,7 Prozentpunkte. Derartige SoS-Unterschiede sind bei Schülern, die eine Berufsausbildung anstreben, geringer. Was die geschlechtsspezifischen Unterschiede anbetrifft, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass Schüler Informationen von der Schule und der Familie erhalten, ähnlich hoch, jedoch gibt es in Bezug auf die Nutzung von Unternehmen, Arbeitgebenden und Berufsverbänden als Informationsquellen Unterschiede.

Bei der Entscheidung über den weiteren Bildungsweg sind viele Schulabgänger in Brandenburg und in ganz Deutschland insgesamt mit der Vielzahl der Bildungsmöglichkeiten, der unvorhersehbaren Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt und der Unsicherheit über die eigenen Interessen und Eignungen überfordert (siehe Abbildung 4.11). Die Erfüllung der Zulassungsvoraussetzungen für die gewünschten Studiengänge und, vor allem in den östlichen Bundesländern, die Finanzierung des Studiums sind weitere häufige Schwierigkeiten für Schulabgänger. Dagegen geben weniger Schulabgänger an, dass fehlende Informationen oder mangelnde Unterstützung durch die Schule ein Hindernis für die Wahl einer weiterführenden Ausbildung darstellen. Erwartungsgemäß sehen Schulabgänger mit hohem SoS seltener als Schüler mit niedrigem SoS die Finanzierung des Studiums als Problem an. Darüber hinaus berichten männliche Schulabgänger im Allgemeinen seltener als weibliche Schulabgänger von Schwierigkeiten bei der Wahl einer postsekundären Ausbildung und insbesondere seltener von Zulassungsvoraussetzungen als Hürde. Letzteres könnte darauf zurückzuführen sein, dass männliche Schulabgänger sich vergleichsweise seltener für die anspruchsvolleren Studiengänge an einer Universität entscheiden (siehe Abbildung 4.5) und dass sie höhere Erwartungen an den Erfolg in der Hochschulbildung haben (siehe Abbildung 4.8).

Im Vergleich zur Kohorte 2012 erhielten Schulabgänger, die 2018 ihre Hochschulreife erworben haben, mehr Unterstützung durch Berufs- und Studienberatende sowie Lehrkräfte (siehe Abbildung 4.12). In Brandenburg gibt ein Drittel der Schulabgänger an, im Jahr 2018 Studienberatende hinzugezogen zu haben. Das sind 8 Prozentpunkte mehr als 2012. Und jeder Fünfte erhielt Unterstützung durch Lehrkräfte. Darüber hinaus scheint die Unterstützung in Brandenburg umfangreicher zu sein als im übrigen Deutschland. Diese Ergebnisse dürften in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Start der Berufs- und Studienorientierungsprogramme von Bund und Ländern im Jahr 2015 und dem Angebot an Orientierungsmaßnahmen an den Schulen stehen. Hingegen verlassen sich die Schulabgänger weniger auf Ratschläge aus dem weiteren Familien- und Freundeskreis.

Vier von zehn Schulabgängern geben an, dass ihre Schule sie bei der Studien- und Berufswahl umfassend informiert und beraten hat (siehe Tabelle 4.1). Dagegen geben 27 Prozent an, von ihrer Schule nur wenig oder gar keine Informationen über die verschiedenen Bildungswege erhalten zu haben. Der Umfang der Unterstützung variiert je nach Schultyp: 44 Prozent der Schüler an einer Gesamtschule oder einem Gymnasium, jedoch nur 32 Prozent der Schüler an einer Haupt- Real- und Oberschule fühlen sich von ihrer Schule gut unterstützt. Obwohl der bundesweite Trend ähnlich ist, überraschen die Ergebnisse für Brandenburg nach Schultyp, da viel mehr Haupt-, Real- und Oberschulen als Gymnasien das Prädikat „Schule mit exzellenter Berufs- und Studienorientierung" führen.

Die Erwartungen von Eltern, Lehrkräften und Mitschülern in Bezug auf die Aufnahme eines Hochschulstudiums können einen wichtigen Einfluss auf die Bildungsentscheidungen der Schüler haben. In allen Regionen geben zwischen 60 % und 70 % der Schüler an, dass ihre Eltern, ihr bester Freund, ihre Lehrenden und die meisten Leute glauben, dass sie studieren sollten (siehe Abbildung 4.13). In allen Regionen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Schüler mit hohem SoS solche Erwartungen äußern, größer als bei Schülern mit niedrigem SoS. Nach Berücksichtigung der Klassenstufen und der Schulform bleiben die SoS-Unterschiede in Bezug auf die Erwartungen der Eltern an die weitere Ausbildung bestehen, während die Unterschiede in Bezug auf die Erwartungen der Lehrkräfte erheblich abnehmen. Dies deutet darauf hin, dass die Eltern klassenspezifische Ziele verfolgen, die nicht unbedingt mit den tatsächlichen schulischen Leistungen ihrer Kinder übereinstimmen, während die Erwartungen der Lehrkräfte stark auf den schulischen Leistungen basieren. In allen Regionen sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede in Bezug auf die Erwartungen anderer Personen an die weitere Ausbildung eher gering.

In Abbildung 4.14 wird der Zusammenhang zwischen der Studienabsicht der Schulabgänger und den verschiedenen oben erörterten wahrscheinlichen, die Bildungsentscheidung beeinflussenden Faktoren eingeschätzt. Die Größenordnungen und Richtungen der Zusammenhänge gleichen sich in allen Regionen. Die Erwartung in Bezug auf einen erfolgreichen Hochschulabschluss weist in allen Regionen den stärksten Zusammenhang mit der Studienabsicht auf, wobei alle anderen Faktoren, einschließlich der schulischen Leistungen und der Erwartungen der Lehrkräfte an die weitere Ausbildung, berücksichtigt werden. Die Erwartungen der Eltern und der Mitschüler in Bezug auf die weitere Ausbildung sind ebenfalls mit einer wesentlich höheren Wahrscheinlichkeit verbunden, sich für eine Hochschulausbildung zu entscheiden (rund 14 bzw. 13 Prozentpunkte in jeder Region). Im Gegensatz dazu spielt die Überzeugung der Lehrkräfte, dass die Schüler studieren sollten, keine Rolle, wenn man andere Faktoren, insbesondere die Noten, berücksichtigt. Auch das Gefühl, gut informiert zu sein, steht in keinem Zusammenhang mit der Entscheidung für ein Studium.

Interessanterweise ist der wahrgenommene Nutzen der beruflichen Bildung vergleichsweise wichtiger als der wahrgenommene Nutzen der Hochschulbildung; ein hoher wahrgenommener Nutzen der beruflichen Bildung ist in allen Regionen mit einer um 14 bis 17 Prozentpunkte geringeren Wahrscheinlichkeit verbunden, sich für ein Hochschulstudium zu entscheiden, während ein hoher wahrgenommener Nutzen der Hochschulbildung zu einer um 4 bis 6 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit führt, sich für eine Hochschulausbildung zu entscheiden.

In Deutschland spielen die Kosten des Studiums im Durchschnitt eine eher geringe Rolle bei der Entscheidung. In Brandenburg jedoch haben die Kosten einen größeren Einfluss auf die Bildungsentscheidung – eine um 9 Prozentpunkte geringere Wahrscheinlichkeit, sich für ein Hochschulstudium zu entscheiden.

Offensichtlich wirken die Faktoren, wie Schulnoten, Erwartungen der Eltern, Erwartungen der Lehrkräfte, wahrgenommener Nutzen des Studiums usw., zusammen. Und sie haben unterschiedliche Auswirkungen auf Schülerabgänger mit hohem und niedrigem SoS sowie auf männliche und weibliche Schülerabgänger. Abbildung 4.15 analysiert die Auswirkungen von SoS und Geschlecht auf die Entscheidung für ein Hochschulstudium; sie schlüsselt diese Unterschiede in ihre Komponenten auf und untersucht, wie Faktoren wie Schulnoten, Erfolgserwartungen von Schülern und Eltern und der wahrgenommene Nutzen der beruflichen Bildung zur Entscheidungsfindung von Schulabgängern beitragen, wobei SoS (Diagramm A) und Geschlecht (Diagramm B) berücksichtigt werden. Sie stellt also die jeweilige Bedeutung von Faktoren (wie Schulnoten) für die Absicht zur Aufnahme eines Hochschulstudiums in jeder der SoS-Gruppen und in jeder der Geschlechtergruppen dar.

In Diagramm A wird quantifiziert, inwieweit Unterschiede bei verschiedenen Faktoren zum Unterschied zwischen hohem und niedrigem SoS bei der Entscheidung für ein Hochschulstudium beitragen. Diagramm B zeigt, inwieweit die verschiedenen Faktoren zu den geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der Entscheidung für ein Studium beitragen.

Diagramm A zeigt, dass etwa ein Drittel der Diskrepanz zwischen den Entscheidungen von Schulabgängern mit hohem und niedrigem SoS in Brandenburg durch keinen der Faktoren im Modell erklärt werden kann – das sind 7 Prozentpunkte des 20-Prozentpunkte-Unterschieds zwischen den Gruppen.

Von den in der Erhebung erfassten Faktoren trägt jedoch die unterschiedliche Wahrnehmung des Nutzens der beruflichen Bildung durch Schulabgänger mit hohem und niedrigem SoS in allen Regionen am stärksten zum SoS-Unterschied bei der Studienabsicht bei. Dieser Unterschied erklärt 17 % des SoS-Unterschieds hinsichtlich der Studienabsicht in Brandenburg (oder 3,3 Prozentpunkte des 20-Prozentpunkte-Unterschieds zwischen Schülern mit hohem und niedrigem SoS bei der Studienentscheidung).

Unterschiede bei den Schulnoten tragen ebenfalls stark zu den sozioökonomischen Unterschieden bei der Bildungsentscheidung bei. In Brandenburg sind die Schulnoten für 12 % des Unterschieds zwischen Schülern mit hohem und niedrigem sozioökonomischen Status bei ihrer Entscheidung verantwortlich. Das bedeutet, dass sich Schüler mit hohem SoS aufgrund ihrer vergleichsweise besseren Noten mit einer um 2,4 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit für ein Studium entscheiden. In Ost- und Westdeutschland ist dieser Anteil geringer – 10 % bzw. 9 %.

Die Erfolgserwartungen der Schüler und die Erwartungen der Eltern in Bezug auf die weitere Ausbildung tragen ebenfalls zum SoS-Unterschied bei der Studienwahl bei, doch sind ihre Beiträge geringer als der wahrgenommene Nutzen der beruflichen Bildung und die Schulnoten.

Diagramm B zeigt die Aufteilung des geschlechtsspezifischen Unterschieds bei der Entscheidung für ein Hochschulstudium. In Brandenburg kann etwa die Hälfte des Unterschieds nicht durch die anderen Variablen erklärt werden. Allerdings spielt auch hier der wahrgenommene Nutzen der beruflichen Bildung eine große Rolle. Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Einschätzung dieses Nutzens tragen in jeder Region zu etwa einem Viertel des geschlechtsspezifischen Unterschieds bei. Unterschiede bei der Einschätzung der Erfolgschancen in der Hochschulbildung durch männliche und weibliche Schulabgänger sind ebenfalls von Bedeutung.

Die Entfernung zu den regionalen Hochschulen ist ein weiterer Faktor, der aufgrund des ländlichen Charakters eines Großteils des Bundeslandes und der Standorte der Hochschulen die Studienwünsche der Schulabgänger beeinflusst. Je größer die Entfernung zu regionalen Hochschulen ist, desto niedriger ist die Studienabsicht (Quast, Mentges and Buchholz, forthcoming[23]), was häufig mit monetären Informationsdefiziten zusammenhängt. Ähnlich verhält es sich mit den PISA-Ergebnissen für 15-jährige Schüler: Kinder, die eine Schule in einer Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern besuchen, rechnen im Durchschnitt in Deutschland mit einer um 12 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit mit einem Hochschulbesuch als Kinder, die eine Schule in einem Gebiet mit weniger als 3.000 Einwohnern besuchen – unter Berücksichtigung des sozioökonomischen Status der Schüler und ihrer Mathematikkenntnisse (OECD, 2019[24]).

Die durchschnittliche Entfernung zu regionalen Hochschulen hat nicht nur Auswirkungen auf die Studienentscheidung, sondern auch auf die Wahl des Studienortes. Schulabgänger, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in einem abgelegenen Ort ohne unmittelbare Nähe zu einer Hochschule erworben haben, sind bereit, für ihr Studium, sofern sie sich für ein Studium entschieden haben, weiter weg zu ziehen als ihre Altersgenossen aus Städten und Regionen mit hoher Hochschuldichte (Quast, Mentges and Föste-Eggers, 2021[25]). Diese Ergebnisse haben unmittelbare Auswirkungen auf Brandenburg, das Schwierigkeiten hat, seine studienberechtigten Schulabgänger für ein Studium im Bundesland zu halten. Die unlängst erfolgte Einrichtung von Präsenzstellen in entlegenen Gebieten ist ein wichtiger Schritt, um die Hochschulen näher an die Studieninteressierten heranzubringen.

Ein gerechter Zugang zur Hochschulbildung ist unerlässlich, um die Menschen bei der Anpassung an eine sich verändernde Arbeitswelt zu unterstützen. In Brandenburg gibt es jedoch nach wie vor große Unterschiede hinsichtlich des Hochschulzugangs und der Studienbereitschaft zwischen jungen Menschen mit hohem und niedrigem sozioökonomischen Status sowie zwischen Jungen und Mädchen. Im DZHW-Studienberechtigtenpanel wurden verschiedene Faktoren ermittelt, die Schulabgänger bei ihren Entscheidungen beeinflussen und potenzielle Hürden für den Zugang zur Hochschulbildung darstellen. Dazu gehören etwa die wahrgenommenen hohen Kosten eines Studiums, der wahrgenommene hohe Nutzen einer Berufsausbildung, das mangelnde Selbstwertgefühl und die Ansichten der Eltern sowie die große Menge an verfügbaren Informationen die Entscheidungen der Schulabgänger und schaffen potenzielle Zugangsbarrieren. Die große durchschnittliche Entfernung zu regionalen Hochschulen ist für Brandenburgs Studienberechtigte eine weitere Hürde für ein Studium.

Aktuelle, verlässliche und gut strukturierte Informationen über postsekundäre Bildungs- und Ausbildungsgänge, Finanzierungsmöglichkeiten und den Arbeitsmarkt können Studieninteressierten die Entscheidung bezüglich einer tertiären Ausbildung erleichtern.

Es gibt eine Fülle von Berufs- und Studienberatungsinformationen für Studieninteressierte; man könnte sogar sagen, dass es ein Überangebot an „konkurrierenden“ Quellen, wie Schulen, Berufsberatende, Hochschuleinrichtungen und staatliche Stellen, gibt. Die Informationen sind jedoch nicht miteinander verknüpft. Viele der Informationsquellen, mit denen junge Menschen und ihre Familien in Berührung kommen, vermitteln die Situation aus der Sicht des Informationsanbieters, was bedeutet, dass einige dieser Quellen zwar zuverlässig und genau, aber nicht umfassend sind.

Die wichtigste Quelle für Hochschulinformationen ist die von der Hochschulrektorenkonferenz betriebene Website www.hochschulkompass.de, die Informationen über die deutschen Hochschulen und ihre Studiengänge bietet und eine Suche nach Fachgebiet, Standort und Studienform ermöglicht. In Kürze wird sie mit dem Portal „hoch & weit“ verknüpft, das sich mit Informationen zur Weiterbildung an reife Lernende richtet. Studieninteressierte können zudem auf Online-Rankings deutscher Hochschulen und Studiengänge zugreifen. So enthält z. B. das CHE-Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung Informationen über die Qualität der Lehre, die Forschungsleistung und -ausstattung sowie die Meinung von Studierenden über Studienbedingungen. Bei manchen Studiengängen werden sogar die Ansichten von Professoren über den Ruf ihres Fachbereichs herangezogen. Die „Arbeitsagentur“-Website der Bundesagentur für Arbeit bietet Arbeitsmarktinformationen, einschließlich Trends nach Berufen, sowie allgemeine Informationen über die verschiedenen postsekundären Bildungsgänge und ihre Finanzierungsmöglichkeiten. Darüber hinaus können Nutzer Berufe nach Studienfach suchen und sich eingehend über Studienteilbereiche informieren. Zudem gibt es mehrere nützliche E-Assessment-Tools, die diese Website für Studieninteressierte bereithält.

Auf Landesebene richtet sich die Website www.studieren-in-brandenburg.de an Studieninteressierte, die gezielt nach Studienmöglichkeiten an brandenburgischen Hochschulen suchen und eine Orientierungshilfe für die Wahl des Studiengangs und des Studienorts benötigen. Die Website erscheint sehr gut strukturiert und bietet viele relevante Informationen für Studieninteressierte. Einige zusätzliche Verbesserungen könnten sie noch benutzerfreundlicher machen: Bspw. ein allgemeines Suchfeld sowie eine Suchfunktion für das Studienangebot in Brandenburg könnten den Nutzern die Navigation erleichtern. Auch allgemeine Informationen über das Leben und Studieren im Land Brandenburg und eine Zusammenstellung von Argumenten, die für Brandenburg sprechen (wie z. B. auf der Website von Mecklenburg-Vorpommern) oder ein Link zu solchen Informationen sind wünschenswert. Gezielte Informationen für internationale Studierende in deutscher und englischer Sprache, wie sie auf den Websites einiger anderer Bundesländer zu finden sind, könnten eine Überlegung wert sein, ebenso wie direkte Links zu den Social-Media-Profilen der Hochschulen statt nur zu deren Websites, was für junge Nutzer attraktiv ist.

Das Fachkräfteportal Brandenburg ist eine weitere nützliche Ressource, die einige der verfügbaren Arbeitsmarktinformationen über das Bundesland zusammen mit Informationen über das Studienangebot und andere verwandte Themen in Brandenburg zusammenführt: Das Portal informiert über aktuelle Stellen- und Ausbildungsangebote im Land Brandenburg und bietet nützliche Informationen für Zuwanderer, Rückkehrende, Studieninteressierte und andere Zielgruppen.

Die beiden Websites www.hochschulkompass.de und www.studieren-in-brandenburg.de sind nicht miteinander verknüpft und verweisen auch nicht aufeinander, obwohl sie beide über verschiedene bundes- und landesweite Kanäle beworben wurden. Einige Länder haben auf ihren Beratungswebsites Informationen aus allen Quellen, wie z. B. Arbeitsagenturen, Bildungsagenturen und Bildungsanbietern, zusammengeführt, um eine einzige Informationsquelle zu schaffen, die so aufbereitet ist, dass Studieninteressierte und ihre Familien leicht Informationen für ihren Entscheidungsprozess finden können (Hofer, Zhivkovikj and Smyth, 2020[26]) (siehe Kasten 4.8 für den Fall Irlands).

Studieninteressierte in Brandenburg (und auch im übrigen Deutschland) benötigen gut strukturierte Informationen und Online-Beratungsinstrumente, um eine fundierte Entscheidung über ihren Bildungsweg und ihr Hochschulstudium treffen zu können. Die Bundesregierung könnte daran arbeiten, die Website www.arbeitsagentur.de oder ein anderes Webportal zu einem umfassenden Online-Informations- und Beratungsinstrument für Studieninteressierte an deutschen Hochschulen zu machen. Dieses Projekt könnte von einer gemeinsamen Arbeitsgruppe der Bundesministerien für Arbeit, Bildung und Wissenschaft und Wirtschaft sowie der Agentur für Arbeit und der Industrie- und Handelskammern, erfahrenen Berufsberatern und Experten aus dem Sekundar- und Hochschulbereich begleitet werden.

Die Beratungsinstrumente und Berufsinformationsressourcen sind zwar wichtige Mechanismen für eine vernünftige Entscheidungsfindung seitens der Schulabgänger, aber sie werden nur dann auf diese Instrumente und Ressourcen zugreifen, wenn sie sich auf ihre Studienlaufbahn konzentrieren und erkennen, wie wichtig die Bildung für die Eröffnung wertvoller Karrieremöglichkeiten ist. Dieser Orientierungsprozess erstreckt sich über mehrere Jahre: Er beginnt in jungen Jahren und gewinnt mit fortschreitender Ausbildung an Dynamik. Die oben erwähnten umfassenden, integrierten Informationsquellen und Beratungsinstrumente tragen zu diesem Prozess bei, bilden jedoch nur einen Teil des umfassenderen Orientierungsprozesses. Online-Tools können die Schüler zwar darauf vorbereiten, indem sie eine Reihe von Bildungsoptionen aufzeigen und diese entsprechend den Interessen, Fähigkeiten und Karriereerwartungen des Schülers eingrenzen (Vuorinen, R., Sampson, J. P., & Kettunen, J., 2011[28]), aber Informationen und Tools allein reichen selten aus, um Schulabgänger, insbesondere aus einkommensschwachen Familien, zur Aufnahme eines Hochschulstudiums zu bewegen.

Der Orientierungsprozess beinhaltet viele Schritte:

  • Brandenburgs Schulen bieten Berufs- und Studienorientierung für Schüler an. Allerdings handelt es sich bei den Beratungskräften an den Schulen häufig um hauptberufliche Lehrkräfte, die die Berufs- und Studienorientierung der Schüler neben ihrer Lehrtätigkeit durchführen. Trotz der Ausbildung und Unterstützung, die diesen Lehrkräften zur Verfügung steht, ist unklar, inwieweit sie in der Lage sind, sich über Bildungsmöglichkeiten, Finanzierungsmöglichkeiten (wie Stipendien und BAföG) und die Bedarfe des Arbeitsmarktes auf dem Laufenden zu halten. Darüber hinaus haben die Schulen Schwierigkeiten, den Schülern und ihren Eltern Unterstützung bei der Bewerbung zu geben; Untersuchungen haben gezeigt, dass die Unterstützung bei der Bewerbung für ein Hochschulstudium und bei der Beantragung finanzieller Hilfen, die in Anwesenheit der betreffenden Personen angeboten wird, die Zahl der Einschreibungen in ein Hochschulstudium erhöhen kann (Bettinger et al., 2012[29]) (Oreopoulos, P. and R. Ford, 2016[30]).

    Ein Informations- und Beratungsangebot, das alle genannten Aspekte vereint, in allen Schularten des Landes angeboten und angemessen finanziert wird, wäre ein wichtiger Schritt, um die Unsicherheit hinsichtlich der Kosten und der Arbeitsmarktrelevanz einer Hochschulausbildung in Brandenburg zu verringern.

    Brandenburgs Schulen könnten zudem ihr Vorschlagsrecht für begabte Schüler für Exzellenzstipendien der Studienstiftung des deutschen Volkes aktiver nutzen und über weitere Stipendien informieren. In den letzten zehn Jahren hat nur jede vierte Schule, die von der Studienstiftung des deutschen Volkes zur Nominierung von Absolventen aufgefordert wurde, dies auch getan, gegenüber 50 % der Schulen bundesweit.

  • Eltern und Betreuende spielen über viele Jahre hinweg eine wichtige Rolle bei der Orientierung junger Menschen in Bezug auf ihre Berufs- und Weiterbildungsentscheidungen. Sie sind Vorbilder und fungieren als Berater. Oft wirken sie maßgeblich am Entscheidungsprozess mit. Allerdings fehlt es den Eltern oft an Informationen über Bildungswege und Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Eine zusätzliche Herausforderung für Eltern besteht darin, mit ihren Kindern auf eine sie ansprechende und überzeugende Art und Weise über Berufe, den Arbeitsmarkt und die beruflichen Auswirkungen von Bildungsentscheidungen sprechen. Die irische Website https://careersportal.ie (siehe Kasten 4.8) unterstützt Eltern und Betreuer in dieser Hinsicht, indem sie ihnen Fragen zur Verfügung stellt, die als Diskussionsgrundlage dienen können. Darüber hinaus müssten auch öffentliche Dienststellen wie die örtlichen Arbeitsagenturen, Finanzämter und Sozialämter beauftragt und geschult werden, um insbesondere Eltern und berufstätige Erwachsene bei der Studien- und Berufswahl zu beraten und zu unterstützen oder sie an Fachberater in diesem Bereich zu verweisen.

  • Die Brandenburger Hochschulen und das Netzwerk Studienorientierung bieten strukturierte Berufs- und Studienorientierung für Studieninteressierte auch mittels digitaler Beratung an. Das StudiPortal soll eine Online-Studienorientierung, -vorbereitung und -beratung ermöglichen, die mit der Website www.studieren-in-brandenburg.de verknüpft ist. Das MWFK gewährleistet die Finanzierung dieser Strukturen im Rahmen der aktuellen Hochschulverträge und hat ihr Aufgabenfeld erweitert. Eine nachhaltige Förderung über das Jahr 2023 hinaus bleibt aber problematisch. Die Hochschulen können jedoch nur dann effektiv beraten, wenn die Studieninteressierten ein gewisses Maß an Orientierung in Bezug auf die Hochschulbildung entwickelt haben. Außerdem ist nicht klar, ob die Hochschulen mit ihrer Beratung auch Studieninteressierte aus benachteiligten Familien oder weibliche Studieninteressierte erreichen können. Ein gezieltes Einbeziehen von Berufsschulen sowie Vorbild- und Mentoring-Programmen an den Hochschulen könnte dazu beitragen, die Erwartungen von Familien in abgelegenen Gebieten, von Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status und von Mädchen zu erhöhen. Zusätzlich kann eine gute Positionierung einer Hochschule oder eines bestimmten Studienganges in Rankings die Aufmerksamkeit von Studieninteressierten und ihren Eltern wecken. Schließlich sollten die Hochschulen weiterhin in digitales Marketing investieren und zunehmend Social-Media-Plattformen einsetzen (insbesondere die unter Jugendlichen besonders beliebten Plattformen WhatsApp, Instagram und TikTok) (Statistisches Bundesamt, 2019[31]), um die Studierenden von morgen zu erreichen.

  • Studentische Mentoren und Botschafter: Die Bundesinitiative ArbeiterKind.de setzt Ehrenamtliche – meist Studierende oder Akademiker – ein, um Schüler aus Familien ohne Hochschulerfahrung in Teilen Brandenburgs gezielt über Hochschulmöglichkeiten zu informieren und zu beraten. Die meisten der Ehrenamtlichen sind Studierende der ersten Generation, die ihre eigenen Erfahrungen mit der Hochschulbildung nutzen, um diejenigen zu ermutigen, die vielleicht noch nicht an ein Studium gedacht haben. Die jüngsten Erfahrungen Österreichs bezüglich der Förderung des Hochschulzugangs für unterrepräsentierte Gruppen sind ein nützliches Modell für regionale und institutionelle Initiativen (siehe Kasten 4.9). Studentische Botschafter mit eigenen Social-Media-Kanälen können für die Aufnahme eines Hochschulstudiums etwa anhand von Videos über ihr Studierendenleben online werben. Erfolgreiche und einflussreiche Alumni können ebenfalls zur Anwerbung von Studierenden beitragen.

Auch durch das physische Näherbringen von Hochschulen an die Studieninteressierten können soziale Klüfte überbrückt werden. Nach dem Beispiel der „Campus connectés“ im ländlichen Frankreich (siehe Kasten 4.10) könnten die sieben Präsenzstellen auch als Standorte für Studierende der brandenburgischen Hochschulen genutzt werden. Jede Präsenzstelle könnte vernetzte Unterrichtsräume bereitstellen, in denen die Studierenden im Fernunterricht unter Aufsicht arbeiten und von individueller und kollektiver Betreuung profitieren können.

Quellennachweise

[29] Bettinger et al. (2012), “The Role of Application Assistance and Information in College Decisions: Results from the H&R Block Fafsa Experiment”, Quarterly Journal of Economics, Vol. 127/3, pp. 1205-1242.

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[36] BMBWF (2017), Nationale Strategie zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung, Bundesministerium für Bildung und Forschung.

[34] CAMPUS 02 (2021), “Steirische Hochschulkonferenz startet Info-Offensive für Studieninteressierte”, webpage, https://www.campus02.at/news/steirische-hochschulkonferenz-startet-info-offensive-fuer-studieninteressierte/ (accessed on 15 February 2021).

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[23] Quast, H., H. Mentges and S. Buchholz (forthcoming), Atypische Bildungsverläufe: Warum verzichten Studienberechtigte aus weniger privilegierten Familien trotz Hochschulreife immer noch häufiger auf ein Studium?, HERSS-Sammelband.

[25] Quast, H., H. Mentges and D. Föste-Eggers (2021), Should I stay or should I go? Determinanten der räumlichen Distanz zwischen Schul- und Hochschulort.

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[28] Vuorinen, R., Sampson, J. P., & Kettunen, J. (2011), “The perceived role of technology in career guidance among practitioners who are experienced internet users”, Australian Journal of Career Development, Vol. 20/3, pp. 39-47.

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