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Regierung und Verwaltung auf einen Blick 2019 liefert maßgebliche Indikatoren der
Leistung des öffentlichen Sektors. Zudem werden Maßnahmen untersucht, die die Regierungen
ergreifen, um das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen, Ungleichheiten abzubauen
und ein inklusiveres Wachstum zu fördern. Das Politikkapitel befasst sich schwerpunktmäßig
damit, wie bürgerorientiert ausgerichtete öffentliche Dienstleistungen im Hinblick
auf ihre Zugänglichkeit, Bedarfsorientierung und Qualität abschneiden. Ergebnisindikatoren
für die Bereiche Bildung, Gesundheit und Justiz werden durch Messgrößen ergänzt, die
die Meinung der Bevölkerung zu den öffentlichen Dienstleistungen auf diesen Gebieten
erfassen.
Darüber hinaus werden anhand von international vergleichbaren Indikatoren Praktiken
und Reformen der öffentlichen Governance aus der Perspektive der Bürgerorientierung
analysiert, beispielsweise im Bereich der Haushaltsplanung, der Regulierung, der öffentlichen
Beschaffung und der Nutzung offener Verwaltungsdaten.
Wichtigste Erkenntnisse
Die anhaltend hohe Staatsverschuldung schränkt die Möglichkeiten der Regierungen ein,
auf wirtschaftliche Schocks zu reagieren
Im Durchschnitt haben sich die Haushaltsdefizite seit 2009 kontinuierlich verbessert.
Mit 2,2% des BIP wurde aber 2017 immer noch ein Wert unter dem Vorkrisenniveau von
1,7% verzeichnet.
Der öffentliche Bruttoschuldenstand lag 2017 im OECD‑Durchschnitt bei 110% des BIP.
Der Handlungsspielraum der Staaten ist daher begrenzt.
Die gesamtstaatlichen Sozial‑ und Gesundheitsausgaben der OECD‑Länder beliefen sich
2017 zusammengenommen auf mehr als 21% des BIP. In beiden Bereichen sind die Ausgaben
seit 2007 gestiegen, was vor allem auf die Bevölkerungsalterung zurückzuführen ist.
Bei den Sozialausgaben betrug der Anstieg 1,5 Prozentpunkte, bei den Gesundheitsausgaben
1,1 Prozentpunkte.
Die öffentlichen Investitionen machten 2017 im Durchschnitt 3,1% des BIP aus und waren
damit immer noch 0,5 Prozentpunkte niedriger als 2007. Die Investitionslücke muss
verringert werden. Durch eine Erhöhung der öffentlichen Investitionen kann das Wirtschaftswachstum
angekurbelt und erforderliches Kapital zur Bewältigung des Klimawandels und zur Umsetzung
der Ziele für nachhaltige Entwicklung bereitgestellt werden.
Die Beschäftigung im öffentlichen Dienst blieb im Zeitverlauf generell stabil, es
werden aber nicht alle öffentlich Bediensteten gleich behandelt
Der Anteil der öffentlich Beschäftigten an der Gesamtbeschäftigung beträgt im OECD‑Durchschnitt
ungefähr 18%, ebenso wie im Jahr 2007.
Bei der Beschäftigung im öffentlichen Sektor sind nach wie vor Geschlechterdifferenzen
festzustellen. Beispielsweise sind Männer unter Richtern höherer Instanzen (Männeranteil:
67%) und in der Politik überrepräsentiert. 2019 entfielen im OECD‑Durchschnitt 30%
der Sitze in der unteren bzw. einzigen Kammer des Parlaments sowie rund ein Drittel
der Ministerposten in der Zentralregierung auf Frauen.
Auf der Ebene der Zentralregierung sind im Durchschnitt 68% der Bediensteten Beamte,
die im Allgemeinen mehr Arbeitsplatzsicherheit und bessere berufliche Aufstiegsmöglichkeiten
genießen und strikteren Einstellungsverfahren unterliegen als andere öffentlich Bedienstete.
Immer mehr Länder berücksichtigen in ihren Haushaltsverfahren die Auswirkungen von
Haushaltsbeschlüssen auf wesentliche Bevölkerungsgruppen und Politikbereiche
Fast die Hälfte der befragten OECD‑Länder praktizierte 2018 Gender Budgeting und ungefähr
ein Viertel hatte Gender Budgeting gesetzlich verankert.
Rund ein Viertel der befragten OECD‑Länder veröffentlichte 2018 die Umwelt‑ und Klimaeffekte
von Haushaltsmaßnahmen. Eine ähnliche Zahl von Ländern legt Informationen über die
Auswirkungen des Haushalts auf das gesellschaftliche Wohlergehen vor. Nur 25% der
Länder berücksichtigen die Ziele für nachhaltige Entwicklung in der ergebnisorientierten
Budgetierung.
Die Konsultation betroffener Akteure bei Gesetz‑ und Verordnungsentwürfen ist in den
OECD‑Ländern weit verbreitet, findet aber in der Regel erst in einer späteren Phase
statt, und die Akteure werden selten über den Effekt ihrer Stellungnahmen informiert
In allen befragten OECD‑Ländern ist bei der Entwicklung von Rechtsvorschriften zumindest
zum Teil eine Akteursbeteiligung vorgesehen.
2016 wurden in 28 OECD‑Ländern betroffene Akteure direkt von der Regierungszentrale
zu Politikvorhaben konsultiert.
Im Vergleich zu 2014 hat sich die Akteursbeteiligung geringfügig verbessert. Bei gesetzlichen
Regelungen war die Verbesserung zwischen 2014 und 2017 mit einer Steigerung von 2
auf 2,2 (auf einer Skala von 1 bis 4) etwas deutlicher ausgeprägt als bei untergesetzlichen
Regelungen (Steigerung von 2 auf 2,1).
Das öffentliche Beschaffungswesen wird zunehmend zur Förderung von Nachhaltigkeitszielen
eingesetzt
Die öffentliche Beschaffung machte 2017 im OECD‑Durchschnitt 12% des BIP aus.
2018 hatten alle OECD‑Länder umweltorientierte öffentliche Beschaffungsstrategien
eingeführt; zudem wurde das öffentliche Beschaffungswesen in immer mehr Ländern zur
Förderung von inklusivem Wachstum (29 Länder), Innovation (26 Länder) und verantwortungsvollem
unternehmerischen Handeln (22 Länder) eingesetzt.
Die OECD‑Länder verzeichnen anhaltende Fortschritte bei der allgemeinen Bereitstellung
von Daten öffentlicher Stellen in offenen, kostenlosen und zugänglichen Formaten
In 30 von 33 OECD‑Ländern müssen Verwaltungsdaten kostenlos, in 29 Ländern unter einer
offenen Lizenz und in 31 Ländern in maschinenlesbaren Formaten bereitgestellt werden.
21 Länder betrachten es als Priorität, in der öffentlichen Verwaltung Kompetenzen
und Kapazitäten für die Weiterverwendung von Daten aufzubauen.
Der Index der Weiterverwendbarkeit offener Verwaltungsdaten (OURdata‑Index), der die
Politik der einzelnen Länder für die Offenlegung von Verwaltungsdaten sowie deren
Umsetzung erfasst, stieg zwischen 2017 und 2019. Dieser Anstieg ist auf Verbesserungen
bei allen zugrundeliegenden Indikatoren – Datenverfügbarkeit, Zugänglichkeit und staatliche
Unterstützung der Weiterverwendung – zurückzuführen. Länder, die hierbei in der Vergangenheit
schlecht abschnitten, schließen zunehmend zu Spitzenreitern wie Korea, Frankreich
und Japan auf.
In 21 OECD‑Ländern wirkte 2016 die Regierungszentrale an der Konzeption von Open‑Government‑Strategien
und ‑Initiativen mit; in 20 Ländern war sie auch an deren Umsetzung beteiligt.
Das Vertrauen in die Regierung hat zwar wieder Vorkrisenniveau erreicht, das politische
Wirksamkeitsempfinden der Bevölkerung ist jedoch nach wie vor niedrig
Das seit 2007 gesunkene Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung ist im OECD‑Durchschnitt
wieder auf 45% gestiegen, was mehr oder weniger dem Vorkrisenniveau entspricht. In
16 Ländern, wie z.B. Deutschland, Japan, Korea, Polen und der Schweiz, hat das Vertrauen
in die Regierung zugenommen.
Im OECD‑Durchschnitt hatten 2016 nur 37% der Bevölkerung das Gefühl, Einfluss auf
das Staats‑ und Regierungshandeln zu haben. In Italien und Slowenien waren es sogar
nur 20% oder weniger.
Die Zufriedenheit der Bürger mit dem Gesundheits‑ und Bildungssystem und ihr Vertrauen
in die Justiz haben sich im OECD‑Durchschnitt leicht verbessert, es bestehen jedoch
nach wie vor Ungleichheiten zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen
2018 waren im OECD‑Raum 70% der Bürger mit der Gesundheitsversorgung und 66% mit dem
Bildungssystem und den Schulen zufrieden. 56% der Bürger hatten Vertrauen in das Justizsystem
und die Gerichte in ihrem Land.
In den meisten Ländern sind Verbesserungen beim Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen
(in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Justiz) sowie bei der Bedarfsorientierung
und der Qualität dieser Dienstleistungen festzustellen. So ist beispielsweise der
Anteil der jungen Menschen, die weder in Beschäftigung noch in Bildung oder Ausbildung
sind (NEET‑Quote), zwischen 2012 und 2018 von 6,9% auf 5,2% gesunken.
Es bestehen nach wie vor Ungleichheiten zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen.
Der ungedeckte Versorgungsbedarf bei medizinischen Untersuchungen beispielsweise war
2017 unter Geringverdienern um 3,2 Prozentpunkte höher als unter Personen mit hohem
Einkommen.
Übersetzung durch den Deutschen Übersetzungsdienst der OECD.
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Zusammenfassungen in Drittsprachen enthalten auszugsweise Übersetzungen von OECD-Publikationen,
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