7. Integration junger Menschen mit im Ausland geborenen Eltern

In der EU sind 23 % der jungen Menschen zwischen 15 und 34 Jahren entweder selbst im Ausland geboren oder haben im Ausland geborene Eltern. Der Anteil der jungen im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern liegt insgesamt bei 10 %. Dabei haben 4 % zwei im Ausland geborene Elternteile und 6 % einen im Inland und einen im Ausland geborenen Elternteil. 3 % der jungen Menschen kamen im Kindesalter ins Aufnahmeland und 10 % im Erwachsenenalter. Mit 28 % liegt der Anteil der jungen Menschen mit im Ausland geborenen Eltern in den OECD-Ländern höher. Dabei sind 8 % im Inland Geborene mit zwei im Ausland geborenen Elternteilen, 6 % stammen aus gemischtem Elternhaus, 5 % zogen im Kindesalter, und 10 % im Erwachsenenalter zu. In der EU gibt es 22 Millionen junge Menschen (im Inland und im Ausland geborene), die mindestens einen im Ausland geborenen Elternteil haben. Im OECD-Raum sind es 60 Millionen. Davon leben 42 % in den Vereinigten Staaten, 10 % in Deutschland, je 7 % in Frankreich und dem Vereinigten Königreich, und je 5 % in Kanada und Australien.

Die Länder, in denen die Anteile der Zuwanderungsbevölkerung insgesamt am größten sind, sind dabei auch die mit den größten Anteilen junger Menschen mit im Ausland geborenen Eltern. In Luxemburg, Australien und der Schweiz haben mehr als die Hälfte der jungen Menschen im Ausland geborene Eltern, verglichen mit 45 % in Neuseeland und fast 40 % in Schweden, Kanada und Österreich. In anderen langjährigen Zuwanderungsländern liegt der Anteil der jungen im Inland Geborenen, die mindestens einen im Ausland geborenen Elternteil haben, bei über 15 %. In etlichen Ländern – darunter Israel, Frankreich, die Niederlande und die Vereinigten Staaten – ist diese Gruppe größer als die Gruppe der Gleichaltrigen, die selbst im Ausland geboren sind. In Australien, Neuseeland, Israel und den meisten EU-‍Staaten ist die Gruppe der jungen Menschen aus gemischtem Elternhaus größer als die Gruppe derjenigen, bei denen beide Elternteile im Ausland geboren sind. Im deutschsprachigen Raum, den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und Kanada ist es hingegen umgekehrt. Die Zahl der jungen Migrant*innen, die im Erwachsenenalter zuwanderten, ist in den meisten EU-Ländern und Australien doppelt so hoch wie die Zahl derjenigen, die im Kindesalter zuwanderten. In den Vereinigten Staaten und Kanada liegen die Zahlen hingegen am engsten beieinander.

In den Ländern, für die Daten verfügbar sind, ist der Anteil junger im Inland Geborener mit im Ausland geborenen Eltern im Verhältnis zur Gesamtgröße der jungen Bevölkerung in den letzten zehn Jahren gestiegen, und zwar um 2,3 Prozentpunkte in der EU und 2,6 Punkte im OECD-Raum. In der EU stieg der Anteil dabei ähnlich schnell wie der Anteil der jungen Menschen, die selbst im Ausland geboren sind. In den Vereinigten Staaten, Israel und allen euro-päischen Nicht-EU-Ländern ging der Anteil der jungen Zugewanderten hingegen zurück. Die Anteile im Inland Geborener mit mindestens einem im Ausland geborenen Elternteil sind in den meisten Ländern gestiegen, am stärksten in den Vereinigten Staaten (um 3,4 Prozentpunkte), Spanien (3,5 Punkte), Finnland (4 Punkte) und Österreich (6 Punk-te). In Australien und Frankreich gingen die Anteile im Inland Geborener mit mindestens einem im Ausland geborenen Elternteil hingegen leicht zurück, während Israel einen kräftigeren Rückgang von 7 Prozentpunkten verzeichnete.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Jedes vierte Kind (13,5 Millionen) in der EU ist entweder selbst im Ausland geboren oder hat im Ausland geborene Eltern: 12 % haben zwei im Ausland geborene Elternteile, 8 % kommen aus gemischtem Elternhaus und nur 4 % sind selbst im Ausland geboren. Im OECD-Raum ist der Anteil der Kinder, deren Eltern oder die selbst im Ausland geboren sind, mit 28 % höher, weil es in den OECD-Ländern einen größeren Anteil (15 %) von Kindern gibt, deren Eltern beide zugewandert sind. Von den insgesamt 37 Millionen Kindern mit im Ausland geborenen Eltern im OECD-Raum leben 43 % in den Vereinigten Staaten, jeweils rd. 10 % im Vereinigten Königreich und in Deutschland und 8 % in Frankreich.

In Luxemburg haben nahezu vier von fünf Kindern (78 %) im Ausland geborene Eltern – mit Abstand der größte Anteil in der EU und im OECD-Raum. Doch auch in Zypern, Österreich und Australien sind die Anteile mit mehr als zwei von fünf Kindern relativ hoch. In den mittel- und osteuropäischen Ländern, wo die Zuwanderungsbevölkerung deutlich kleiner ist und älter wird, hat hingegen nur eines von fünf Kindern im Ausland geborene Eltern, wobei die meisten Kinder aus gemischtem Elternhaus stammen. In den langjährigen Zielländern (mit Ausnahme der Niederlande), den meisten südeuropäischen Ländern sowie Schweden, Norwegen und Kanada gibt es mehr Kinder mit zwei im Ausland geborenen Elternteilen als Kinder aus gemischtem Elternhaus. Demgegenüber stammen junge Erwachsene mit im Ausland geborenen Eltern EU-weit (außer im deutschsprachigen Raum) größtenteils aus gemischtem Elternhaus (Indikator 7.1).

Der Anteil im Inland geborener Kinder, deren Eltern im Ausland geboren sind, ist in den vergangenen zehn Jahren in allen Ländern deutlich gestiegen, außer in Griechenland und den mittel- und osteuropäischen Ländern. EU-weit beläuft sich der Anstieg auf 4 Prozentpunkte – doppelt so viel wie in der Gruppe der 15-‍ bis 34-Jährigen. Am stärksten stiegen die Anteile dabei in Norwegen (um 9 Prozentpunkte), Finnland (um 10 Prozentpunkte) und Zypern (um 11 Prozentpunkte). In Dänemark, Italien und Irland gingen die Anteile ebenfalls stark nach oben, wenn auch nicht so schnell wie in den vorgenannten Ländern. Der Anteil der Kinder mit im Ausland geborenen Eltern, die auch selbst im Ausland geboren sind, blieb EU-weit hingegen relativ stabil. Hier verzeichnen nicht einmal ein Viertel der Länder einen signifikanten Anstieg. Die größten Sprünge – von rd. 5 Prozentpunkten – gab es dabei in Luxemburg, Schweden und Deutschland, wo es in den Jahren 2015 und 2016 eine vergleichsweise starke humanitäre Migration gab. Irland, Spanien und Griechenland zählen zu den wenigen Ländern, in denen die Anteile der im Ausland geborenen Kinder hingegen gesunken sind.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Die Väter der im Inland Geborenen mit zwei im Ausland geborenen Eltern in der EU stammen zu 51 % aus Europa, zu 26 % aus Afrika, zu 18 % aus Asien und zu 5 % aus Lateinamerika. Der Anteil der im Inland Geborenen mit afrikanischem Vater ist in Frankreich (65 %), Portugal (55 %) und Belgien (52 %) am größten, der Anteil der im Inland Geborenen mit asiatischem Vater in Dänemark (45 %). In allen anderen Ländern der EU mit Ausnahme Spaniens ist Europa die häufigste Herkunftsregion. Im Ausland Geborene, die im Kindesalter in die EU zuzogen, stammen zu 52 % aus einer Region außerhalb Europas, insbesondere aus Asien (21 %), Lateinamerika (16 %) und Afrika (14 %). Im Inland Geborene aus gemischtem Elternhaus (d. h. mit einem im Inland und einem im Ausland geborenen Elternteil) in der EU haben viel häufiger einen Elternteil aus einem anderen EU-Land als im Inland Geborene mit zwei im Ausland geborenen Elternteilen. Während 48 % der im Inland geborenen Kinder aus gemischtem Elternhaus einen Elternteil haben, der in einem EU- oder EFTA-Land geboren ist, ist das bei den im Inland Geborenen mit zwei im Ausland geborenen Elternteilen nur zu 18 % der Fall.

In den Vereinigten Staaten stammen die Väter von rd. 90 % der im Inland geborenen Kinder von im Ausland geborenen Eltern entweder aus Lateinamerika (67 %), Asien (24 %), Afrika oder Europa (je 4 %). Gleiches gilt für im Ausland Geborene, die im Kindesalter in die Vereinigten Staaten zuwanderten: Insgesamt stammen 80 % davon aus Lateinamerika und Asien (54 % bzw. 26 %), 12 % aus Europa und 6 % aus Afrika. In Kanada und Australien stammen die Väter der im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern zu 45 % aus Asien. Am vielfältigsten in Bezug auf die Herkunftsregion der Eltern ist die junge Bevölkerung in Kanada und den Niederlanden. In Luxemburg, wo die meisten im Inland Geborenen, deren Eltern im Ausland geboren sind, einen in der EU geborenen Elternteil besitzen, ist die Gruppe hingegen am homogensten.

Eine Gegenüberstellung der EU-bezogenen Daten zur Herkunftsregion im Zeitverlauf ist nicht mehr möglich, da sich die Definitionen in Deutschland inzwischen geändert haben. In den Vereinigten Staaten blieben die Herkunftsregionen der im Ausland geborenen Väter im Inland Geborener in den letzten zehn Jahren weitgehend unverändert. In Kanada ist der Anteil der im Inland Geborenen mit aus Europa stammenden Eltern im Zeitraum 2011–2016 um 8 Prozentpunkte gesunken, während die Anteile aller anderen Herkunftsregionen der Väter stiegen, allen voran der asiatische Anteil.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

In der EU besucht die überwiegende Mehrheit (88 %) der Kinder aus Zuwanderungshaushalten eine vorschulische Bildungs- oder Betreuungseinrichtung, verglichen mit weniger als zwei Dritteln in den Vereinigten Staaten und Australien. In den meisten Ländern liegt die Teilnahmequote der Kinder aus Zuwanderungshaushalten damit allerdings immer noch unter der Teilnahmequote der Kinder aus Haushalten im Inland Geborener, was insbesondere in Zypern, den Niederlanden und Italien der Fall ist. Im deutschsprachigen Raum, Spanien und den Vereinigten Staaten gibt es zwischen den beiden Gruppen hingegen keinen signifikanten Unterschied beim Zugang zu FBBE.

Die allgemeine Teilnahme an FBBE ist in den vergangenen zehn Jahren in zwei Dritteln der Länder gestiegen. Bei Kindern aus Zuwanderungshaushalten ging sie in nahezu allen Ländern nach oben. Dadurch konnte der Abstand zu Kindern aus Haushalten im Inland Geborener gemindert bzw. teilweise sogar ganz ausgeglichen werden. So stiegen die Zahlen in der EU (insbesondere in Spanien) und Norwegen etwa 2,5-mal schneller als bei Kindern im Inland geborener Eltern. Im Vereinigten Königreich, in der Schweiz sowie in Belgien und den Vereinigten Staaten ging die Teilnahme an FBBE sogar zurück, während die Zahlen in den Zuwanderungshaushalten stiegen.

Die Teilnahme an FBBE hängt davon ab, welche Vorschulangebote den Kindern zur Verfügung stehen (außerhalb Europas gibt es beispielsweise weniger davon) und was diese kosten (außerhalb Europas kosten sie in der Regel mehr). In den Herkunftsländern geltende Geschlechternormen können es den Eltern dabei erschweren, FBBE-Angebote in Anspruch zu nehmen – z. B., wenn Mütter die Gesamtlast der Kindererziehung tragen und ihre Teilnahme am Arbeitsmarkt dadurch beschränkt ist. In der EU ist die Teilnahme an FBBE in Haushalten, in denen alle Mitglieder außerhalb der EU geboren sind, um 3 Prozentpunkte geringer als in Haushalten, in denen die Mitglieder in der EU geboren sind. Diese Unterrepräsentanz im FBBE-Bereich ist besonders problematisch, da Kinder, die an Vorschulangeboten teilnehmen, später im Alter von 15 Jahren höhere Ergebnisse im PISA-Lesekompetenztest erzielen (selbst nach Berücksichtigung des sozioökonomischen Hintergrunds). In der EU ist der Vorschulbesuch für Kinder von Zugewanderten mit einem Leistungsplus von 37 Punkten verbunden, was fast einem ganzen Schuljahr entspricht. Bei Kindern im Inland Geborener beträgt das Leistungsplus nur 15 Punkte. Am größten ist der Nutzen dabei in Deutschland und Italien (nahezu 1,5 Schuljahre) sowie in Österreich und Portugal (1 Jahr), wobei die Unterschiede bei Kindern im Inland Geborener auch hier weniger deutlich sind. In Australien, Nordamerika und den Niederlanden wirkt sich der Vorschulbesuch hingegen allgemein weniger stark aus und Kinder erreichen unabhängig vom Geburtsland der Eltern jeweils nur ein Leistungsplus von rd. 10 Punkten.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

In der EU und im OECD-Raum besuchen mehr als die Hälfte der 15-jährigen Schüler*innen, die mindestens einen im Ausland geborenen Elternteil haben, eine Einrichtung im Quartil der Schulen mit dem höchsten Anteil von Kindern mit einem oder zwei im Ausland geborenen Elternteilen. In Ländern, in denen es wenige Zugewanderte gibt, konzentrieren sich die Kinder im Ausland Geborener besonders stark an bestimmten Schulen. In Türkiye sowie den meisten mitteleuropäischen, lateinamerikanischen und asiatischen OECD-Ländern besuchen mindestens 60 % der Kinder aus Zuwanderungshaushalten eine Schule, in der die Konzentration solcher Kinder am höchsten ist. In Japan, Polen und Korea liegt der Anteil sogar bei über 70 %. In Ländern mit einem hohen Anteil an Personen mit im Ausland geborenen Eltern, etwa in den klassischen Zuwanderungsländern und den langjährigen europäischen Zielländern, konzentrieren sich die Kinder von Zugewanderten deutlich weniger an bestimmten Schulen. In Luxemburg, Irland, der Schweiz und Neuseeland besuchen nicht einmal 40 % der Kinder im Ausland geborener Eltern eine Schule mit den höchsten Konzentrationswerten. Im Vereinigten Königreich, den Vereinigten Staaten und den baltischen Ländern liegen die Konzentrationswerte hingegen weiterhin über dem EU-‍Durchschnitt.

Der Anteil der Schüler*innen mit mindestens einem im Ausland geborenen Elternteil ist im Zeitraum 2009–‍2018 OECD- und EU-weit gestiegen, außer in den baltischen Ländern (mit Ausnahme Estlands), Mexiko und Israel. In vielen Ländern stieg der Anteil in den Schulen mit den höchsten Konzentrationswerten dabei nahezu doppelt so schnell wie in anderen Schulen. Am stärksten war der Anstieg insgesamt im Vereinigten Königreich sowie in Italien und den nordischen Ländern. Dementsprechend waren die Kinder im Ausland Geborener 2018 in den meisten Ländern stärker an bestimmten Schulen konzentriert als noch 2009. In den Ländern, in denen die Bevölkerung mit im Ausland geborenen Eltern breiter verteilt ist, etwa in Luxemburg und Neuseeland, ist dies jedoch nicht der Fall. In Griechenland gingen die Konzentrationswerte in den vergangenen zehn Jahren sogar zurück und in den Niederlanden, der Schweiz und Kanada nahmen sie nur geringfügig zu. In den Ländern, in denen die Anteile der Schüler*innen mit im Ausland geborenen Eltern zurückgingen, war der Rückgang an den Schulen mit den höchsten Konzentrationswerten am deutlichsten sichtbar, was auf einen allgemeinen Rückgang der Konzentration von Schüler*innen mit im Ausland geborenen Eltern hinweist.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Die Kinder im Inland Geborener schneiden bei der Lesekompetenz in fast allen europäischen und lateinamerikanischen Ländern besser ab als im Inland geborene Schüler*innen mit im Ausland geborenen Eltern. In der EU unterscheiden sich die Lesekompetenzergebnisse um 34 Punkte – das entspricht fast einem ganzen Schuljahr. In den nordischen Staaten, den langjährigen europäischen Zielländern (außer dem Vereinigten Königreich) und einigen anderen Ländern beträgt der Leistungsabstand sogar mehr als ein Schuljahr. In den meisten nichteuropäischen Ländern außerhalb Lateinamerikas schneiden im Inland geborene Kinder von Zugewanderten jedoch besser ab als Gleichaltrige, deren Eltern im Inland geboren sind. Im Ausland geborene 15-Jährige erzielen im Vergleich zu den beiden Gruppen jedoch fast überall schlechtere Ergebnisse.

In den letzten zehn Jahren haben sich die Lesekompetenzergebnisse der im Inland geborenen Kinder von Zugewanderten in zwei Dritteln der Länder verbessert. EU-weit stiegen sie um 8 Punkte, während die Lesekompetenz Gleichaltriger mit im Inland geborenen Eltern in der EU und in den OECD-Ländern relativ stabil blieb. In den Vereinigten Staaten, Neuseeland und Kanada zum Beispiel, wo im Inland geborene Schüler*innen mit im Ausland geborenen Eltern ihre Lesekompetenz um mindestens 13 Punkte verbesserten, schneiden sie inzwischen besser ab als Gleichaltrige mit im Inland geborenen Eltern. In manchen EU-Ländern ließ ihre Leistung hingegen stärker nach als unter den Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern – in Finnland, den Niederlanden und Griechenland sank sie um über 35 Punkte.

Die Lesekompetenz von Kindern im Ausland Geborener wird durch den oft weniger begünstigten sozioökonomischen Hintergrund ihrer Familie beeinträchtigt. Die Schüler*innen, die laut dem PISA-Index des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Status (ESCS, beruhend auf dem familiären Hintergrund der Schüler*innen) am stärksten benachteiligt sind, liegen OECD-weit mehr als zwei Jahre hinter begünstigten Gleichaltrigen zurück, und zwar unabhängig von der Herkunft der Eltern. Außerhalb der EU erzielen im Inland geborene Schüler*innen, deren Eltern im Ausland geboren sind und die laut ESCS-Index als sozioökonomisch benachteiligt gelten, jedoch bessere Lesekompetenzergebnisse als sozioökonomisch gleichgestellte Schüler*innen mit im Inland geborenen Eltern. In der EU und im Vereinigten Königreich erzielen die beiden Gruppen ähnliche Ergebnisse. In der Gruppe der (laut ESCS-Index) sozioökonomisch begünstigten Schüler*innen schneiden im Inland geborene Schüler*innen mit im Ausland geborenen Eltern außerhalb Europas und in Luxemburg besser ab als Gleichaltrige mit im Inland geborenen Eltern. In den anderen europäischen Ländern ist das allerdings nicht der Fall und die Kinder von Zugewanderten liegen immer noch zurück. In Spanien und dem Vereinigten Königreich verschwindet der Leistungsabstand zwischen im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern und denjenigen mit im Inland geborenen Eltern nach Berücksichtigung des ESCS. In der EU halbiert sich der Abstand immerhin, beträgt aber immer noch 19 Punkte (was einem halben Schuljahr entspricht). Im Inland geborene Schüler*innen mit im Ausland geborenen Eltern, bei denen zu Hause eine Fremdsprache gesprochen wird, tun sich beim Lesen besonders schwer. Außerhalb Europas liegen sie ein halbes Schuljahr hinter ihren Altersgenoss*innen zurück, die zu Hause die Sprache des Aufnahmelandes sprechen. In der EU ist sogar ein Abstand von bis zu einem Schuljahr zu beobachten.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

EU-weit mangelt es 29 % der im Inland geborenen 15-Jährigen aus Zuwanderungsfamilien an grundlegender Lesekompetenz – das ist mehr als unter Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern (18 %), aber deutlich weniger als unter Gleichaltrigen, die im Ausland geboren sind (38 %). In den klassischen Zuwanderungsländern und Türkiye erzielen im Inland geborene 15-Jährige, deren Eltern im Ausland geboren sind, im Vergleich zu Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern jedoch etwas seltener schlechte schulische Leistungen. In den lateinamerikanischen und europäischen Ländern (mit Ausnahme Ungarns) kehrt sich das Bild hingegen um. In Mexiko und einem Drittel der europäischen Länder beträgt der Abstand über 15 Prozentpunkte, vor allem in den nordischen Ländern und den langjährigen Zielländern. In den OECD- und EU-Ländern ging der Anteil im Inland geborener Kinder, deren Eltern im Ausland geboren sind und die schlechte schulische Leistungen erzielen, in den vergangenen zehn Jahren leicht zurück (um rd. 1 Prozentpunkt). Bei den im Inland geborenen Kindern, deren Eltern ebenfalls im Inland geboren sind, nahm der Anteil der leistungsschwachen Schüler*innen jedoch zu.

15-Jährigen im untersten ESCS-Quartil mangelt es häufiger an grundlegender Lesekompetenz, wobei es allerdings auch in dieser Gruppe Schüler*innen gibt, deren Lesekompetenz im obersten Quartil liegt. Dieser Anteil resilienter Schüler*innen unter im Inland Geborenen, deren Eltern im Ausland geboren sind, beträgt in der EU 10 % und liegt damit leicht unter dem Anteil resilienter Schüler*innen mit im Inland geborenen Eltern. Außerhalb Europas, im Vereinigten Königreich und in Frankreich schneiden sozioökonomisch benachteiligte Kinder aus Zuwanderungshaushalten besser ab als diejenigen mit im Inland geborenen Eltern. In anderen europäischen Staaten liegen sie hingegen zurück – in den nordischen Ländern, Estland und Luxemburg sogar um bis zu 10 Prozentpunkte. Der Anteil resilienter Schüler*innen unter den im Inland geborenen Kindern von Zugewanderten ist in den vergangenen zehn Jahren OECD- und EU-weit um 4 Prozentpunkte gestiegen.

Zusätzlich zu ihrem oft geringeren ESCS-Wert liegen die Kinder von Zugewanderten häufig auch deshalb hinter Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern zurück, weil viele von ihnen Schulen in benachteiligten Gegenden besuchen (näherungsweise durch den ESCS-Wert der Schule ermittelt, d. h. durch den durchschnittlichen ESCS-Wert der Schüler*innen an den einzelnen Schulen). In den meisten Ländern bleibt der Abstand bei der Lesekompetenz zwischen im Inland geborenen Schüler*innen, deren Eltern im Ausland geboren sind, und denjenigen mit im Inland geborenen Eltern unabhängig vom ESCS-Wert der Schulen bestehen. In Italien, Frankreich, Costa Rica, Spanien und dem Vereinigten Königreich wird der Abstand nach Berücksichtigung des ESCS-Werts der Schulen jedoch weitgehend ausgeglichen.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Mit einem Anteil von 22 % sind im Inland geborene Schüler*innen, deren Eltern im Ausland geboren sind, in den OECD- und den EU-Ländern genauso häufig von Mobbing in der Schule betroffen wie Gleichaltrige mit im Inland geborenen Eltern. In mehr als zwei Dritteln der europäischen Länder berichten im Inland geborene Kinder von Zugewanderten jedoch häufiger von Mobbingerfahrungen als Kinder mit im Inland geborenen Eltern: In den meisten mitteleuropäischen und baltischen Ländern, Italien und Türkiye sind es über 30 %. In den ozeanischen OECD-Ländern, den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich berichten hingegen die Schüler*innen mit im Inland geborenen Eltern häufiger von Mobbing. In der überwiegenden Mehrheit der Länder geben Schüler*innen, die selbst im Ausland geboren sind, im Vergleich zu den im Inland geborenen Kindern (unabhängig von der Herkunft der Eltern) häufiger an, in der Schule gemobbt zu werden. In den OECD- und den EU-Ländern liegt der Anteil hier bei 27 %. In Portugal und Deutschland werden zugewanderte Kinder nahezu doppelt so häufig gemobbt wie im Inland geborene Schüler*innen.

Beim Anteil der Schüler*innen, die sich in der Schule unbehaglich und fehl am Platz fühlen, zeigt sich ein ähnlicher Trend. In zwei Dritteln der Länder, insbesondere in Türkiye, Mexiko und Südeuropa, geben Kinder von Zugewanderten generell häufiger an, kein Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Schule zu empfinden, als Kinder im Inland geborener Eltern. In einigen klassischen Zuwanderungsländern und vor allem in Teilen Mitteleuropas ist jedoch das Gegenteil der Fall. Schüler*innen, die im Kindesalter in das Aufnahmeland zogen, fühlen sich nahezu überall häufiger unbehaglich und fehl am Platz als diejenigen, die (unabhängig von der Herkunft der Eltern) im Inland geboren sind.

Auch der durchschnittliche ESCS-Wert einer Schule (Indikator 7.7) wirkt sich auf das Wohlbefinden der Schüler*innen aus. An Schulen in benachteiligten Gegenden, die in Europa überproportional viele Schüler*innen aus Zuwanderungshaushalten besuchen, ist Mobbing im Schulalltag tendenziell weit verbreitet. In mehr als zwei Dritteln der Länder sind im Inland geborene Schüler*innen, deren Eltern ebenso im Inland geboren sind, an solchen Schulen allerdings stärker davon betroffen. In den meisten Ländern nimmt Mobbing mit zunehmendem ESCS-Wert ab. In den meisten Ländern werden Kinder von Zugewanderten an benachteiligten Schulen seltener gemobbt als diejenigen mit im Inland geborenen Eltern. In den meisten langjährigen europäischen Zielländern, in denen vorwiegend Nicht-EU-Migrant*innen zugezogen sind, Italien, Costa Rica, Norwegen, den Vereinigten Staaten und einigen anderen Ländern ist an begünstigten Schulen jedoch das Gegenteil der Fall.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Die Hälfte der im Inland geborenen Schüler*innen mit im Inland geborenen Eltern in der EU ist der Meinung, dass Zugewanderte als uneingeschränkt gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft behandelt werden sollten. Dementsprechend glauben EU- und OECD-weit 60 % der Kinder (unabhängig von der Herkunft ihrer Eltern), dass sie Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen aus anderen kulturellen Gruppen überwinden können. Darüber hinaus geben in allen Ländern mindestens 65 % der Schüler*innen (unabhängig von der elterlichen Herkunft) an, Menschen aus anderen Kulturen respektvoll zu begegnen. In vielen mitteleuropäischen Ländern, Italien, Österreich und Türkiye fallen die Anteile unter den im Inland geborenen Schüler*innen, deren Eltern ebenso im Inland geboren sind, jedoch kleiner aus. Die größten Anteile unter ihnen finden sich dagegen in den OECD-Ländern außerhalb der EU sowie in Irland, Spanien und Portugal. Was den respektvollen Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen sowie die Bewältigung von Schwierigkeiten im Umgang mit ihnen betrifft, liegen die Ansichten von Kindern im Inland Geborener und von Kindern Zugewanderter eng beieinander. Bei der Gleichbehandlung von Zugewanderten gehen die Meinungen zwischen den beiden Gruppen hingegen deutlich weiter auseinander: Schüler*innen mit im Ausland geborenen Eltern stimmen der Gleichbehandlung von Zugewanderten OECD- und EU-weit um mehr als 10 Prozentpunkte häufiger zu als Schüler*innen mit im Inland geborenen Eltern.

EU- und OECD-weit sind Mädchen unabhängig von ihrer elterlichen Herkunft um mindestens 8 Prozentpunkte häufiger als Jungen der Meinung, dass sie Menschen aus anderen Kulturen respektvoll begegnen. Darüber hinaus geben Schüler*innen mit im Inland geborenen Eltern, die laut dem PISA-Index des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Status (ESCS) zur wohlhabendsten Gruppe gehören (Indikator 7.6), sowohl in der EU als auch in den OECD-Ländern um rd. 10 Prozentpunkte häufiger an, Menschen aus anderen Kulturen respektvoll zu begegnen, als diejenigen aus den sozioökonomisch am stärksten benachteiligten Gruppen. Unter den Schüler*innen mit im Ausland geborenen Eltern liegen die Werte näher beieinander, wobei der Unterschied immer noch 6 Prozentpunkte beträgt.

Ein Drittel der im Inland geborenen Kinder von Zugewanderten in der EU und im OECD-Raum ist der Auffassung, dass die „meisten“ ihrer Lehrer*innen diskriminierende Einstellungen gegenüber anderen kulturellen Gruppen haben, verglichen mit einem Viertel der Schüler*innen mit im Inland geborenen Eltern. Unter den Kindern von Zugewanderten ist dieser Anteil mit über zwei Fünfteln in Türkiye, Griechenland und Litauen am höchsten. Außerhalb Europas sowie in Portugal, Ungarn und dem Vereinigten Königreich ist er dagegen am niedrigsten. An Schulen mit einem größeren Anteil im Ausland geborener Schüler*innen ist der Eindruck diskriminierender Einstellungen im Lehrkörper unter den Kindern von Zugewanderten weiter verbreitet. Am häufigsten angegeben wird dabei, dass die Lehrkräfte an die Schüler*innen aus anderen kulturellen Gruppen geringere Leistungserwartungen richten.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

EU-weit sind im Inland geborene junge Erwachsene im Alter von 25 bis 34 Jahren, deren Eltern im Ausland geboren sind, seltener hochqualifiziert als Gleichaltrige mit im Inland geborenen Eltern (32 % vs. 40 %) und gleichzeitig häufiger geringqualifiziert (21 % vs. 14 %). In Ländern, in denen die Zuwanderungsbevölkerung allgemein schlecht ausgebildet ist, haben junge im Inland Geborene, deren Eltern zugewandert sind, tendenziell auch ein niedrigeres Bildungsniveau als Gleichaltrige mit im Inland geborenen Eltern. Am größten sind die Abstände dabei in den langjährigen europäischen Zielländern (mit Ausnahme Frankreichs) und den nordischen Staaten. Bei jungen im Inland Geborenen in der EU, deren Eltern in einem Land außerhalb der EU geboren sind, sind die Unterschiede dabei noch größer. Außerhalb der EU sind junge im Inland Geborene, deren Eltern im Ausland geboren sind, hingegen häufiger hochqualifiziert als Gleichaltrige mit im Inland geborenen Eltern. Die größten Unterschiede zeigen sich dabei im Vereinigten Königreich sowie in Kanada und Australien, wobei dort die Unterschiede zwischen hochqualifizierten Zugewanderten und im Inland Geborenen in der erwachsenen Bevölkerung noch größer sind. In den Vereinigten Staaten ist das Bildungsniveau junger Erwachsener mit im Inland bzw. im Ausland geborenen Eltern ähnlich, während zugewanderte Erwachsene seltener hochqualifiziert sind als im Inland Geborene.

Der Anteil hochqualifizierter junger Erwachsener, deren Eltern im Ausland geboren sind, ist in den vergangenen zehn Jahren sowohl in der EU als auch im OECD-Raum gestiegen: um rd. 8 Prozentpunkte bei denjenigen, die als Kinder zuzogen, und um rd. 4 Punkte bei denjenigen, die im Inland geboren sind. Besonders positiv war der Trend unter den jungen im Inland Geborenen, deren Eltern aus dem Ausland zuzogen, dabei in Australien (+20 Prozentpunkte) und Dänemark (+27 Punkte). Rückläufig ist der Hochqualifiziertenanteil unter den im Inland geborenen jungen Erwachsenen mit im Ausland geborenen Eltern nur in Kanada und Finnland.

Junge Frauen sind unabhängig von der elterlichen Herkunft in allen Ländern häufiger hochqualifiziert als junge Männer. Die einzige Ausnahme bildet hier das Vereinigte Königreich, wo im Inland geborene Frauen mit im Ausland geborenen Eltern immer noch leicht hinter den Männern aus dieser Gruppe zurückliegen. Insgesamt sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Bildungsniveau in der Gruppe der Erwachsenen mit im Ausland geborenen Eltern kleiner, vor allem in den nordischen Staaten und den klassischen Zuwanderungsländern.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Die Abbruchquote unter den im Inland Geborenen, deren Eltern im Ausland geboren sind, liegt EU-weit bei 11 %, verglichen mit 8 % bei denjenigen mit im Inland geborenen Eltern. In den meisten EU-Ländern brechen junge Menschen aus Zuwanderungshaushalten die Schule also häufiger vorzeitig ab. In den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und einigen anderen Ländern liegt ihre Abbruchquote hingegen genauso hoch wie bei Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern. In den klassischen Zuwanderungsländern ist sie sogar nur halb so hoch. Am größten sind die Abstände zwischen den Abbruchquoten der Schüler*innen, deren Eltern im Ausland geboren sind, und denjenigen, deren Eltern im Inland geboren sind, im deutschsprachigen Raum sowie in Portugal, Italien, Dänemark und Finnland (mindestens 4 Prozentpunkte). In Japan beträgt die Abbruchquote der 15- bis 18-jährigen Kinder von Zugewanderten (8 %) das Fünffache der Quote der Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern. In der Gruppe derjenigen, die als Kinder in ihre Aufnahmeländer zogen, ist die Abbruchquote häufig sogar noch höher. In der EU liegt sie bei 17 % – 9 Prozentpunkte höher als in der Gruppe der im Inland Geborenen, deren Eltern ebenso im Inland geboren sind.

Unter den Schüler*innen mit ungünstigem sozioökonomischem Hintergrund, die in vielen europäischen Ländern überproportional vertreten sind, ist der vorzeitige Schulabbruch ein besonders großes Problem. Da im Inland geborene Schüler*innen, deren Eltern außerhalb der EU geboren sind, meistens stärker benachteiligt sind, brechen sie die Schule in allen europäischen Ländern (außer in den Niederlanden) häufiger ab als diejenigen, deren Eltern in der EU geboren sind. Der Abstand zwischen den im Inland Geborenen mit außerhalb der EU geborenen Eltern und solchen mit im Inland geborenen Eltern liegt durchschnittlich bei 4 Prozentpunkten. Darüber hinaus brechen Jungen unabhängig von der elterlichen Herkunft die Schule häufiger vorzeitig ab als Mädchen. In den Vereinigten Staaten sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Abbruchquoten unter den im Inland Geborenen, deren Eltern im Ausland geboren sind, und unter denjenigen, deren Eltern im Inland geboren sind, ähnlich. In der EU hingegen liegt die Abbruchquote bei den im Inland geborenen Jungen mit im Ausland geborenen Eltern um 6 Prozentpunkte höher als bei den Mädchen und unter den Jungen mit im Inland geborenen Eltern um 4 Punkte höher. Zu den Gründen des vorzeitigen Schulabbruchs bei im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern gibt es zwar keine Daten, doch die EU-Arbeitskräfteerhebung 2016 enthält einige Informationen über frühzeitige Schulabgänger*innen, die im Kindesalter in das Aufnahmeland zuzogen: EU-weit verließen 31 % von ihnen die Schule vorzeitig, weil der Bildungsgang nicht ihren Bedürfnissen oder Interessen entsprach (insbesondere in Frankreich), 19 % weil sie ins Berufsleben einsteigen wollten (insbesondere in Spanien), 13 % weil sie die Schule zu schwer fanden und 11 % aus familiären Gründen. Die Kosten der Schulbildung waren hingegen kein bedeutender Faktor. Zugewanderte Schüler*innen gaben im Vergleich zu im Inland Geborenen seltener an, die Schule aus gesundheitlichen Gründen oder aufgrund der Schwierigkeit des Bildungsgangs abgebrochen zu haben. Häufiger gaben sie hingegen an, dass der Bildungsgang nicht ihren Bedürfnissen oder Interessen entsprach.

Die Schulabbruchquote der im Inland geborenen Schüler*innen ist in den vergangenen acht Jahren EU-weit um rd. 3 Prozentpunkte gesunken, unabhängig von der Herkunft der Eltern. Der Abstand zur Abbruchquote der Schüler*innen mit im Inland geborenen Eltern hat sich in der Hälfte der EU- und OECD-Länder, für die Daten zur Verfügung stehen, verringert, insbesondere in Frankreich und Österreich. Im Vereinigten Königreich hat sich der Abstand hingegen vergrößert.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Rund 17 % der im Inland geborenen jungen Menschen in OECD- und EU-Ländern, deren Eltern im Ausland geboren sind, gehören zur NEET-Gruppe. In den meisten Ländern ist die NEET-Quote unter den im Inland Geborenen, deren Eltern im Ausland geboren sind, dabei höher als unter denjenigen, deren Eltern im Inland geboren sind – in Frankreich und Belgien um bis zu 10 Prozentpunkte. In den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und einigen anderen Ländern liegen die beiden Gruppen der im Inland Geborenen in Bezug auf ihre NEET-Quote hingegen gleichauf, während die Quote in den klassischen Zuwanderungsländern unter den im Inland Geborenen aus Zuwanderungshaushalten etwas geringer ausfällt. In der EU ist die NEET-Quote in allen Ländern außer den südeuropäischen Staaten und Ungarn unter den jungen im Inland Geborenen, deren Eltern im Ausland geboren sind, höher als unter Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern. Im Kindesalter zugewanderte junge Menschen sind in ähnlichem Umfang von NEET betroffen als im Inland Geborene mit im Ausland geborenen Eltern. In rund zwei Dritteln der Länder mit vorliegenden Daten sind die NEET-Quoten der beiden Gruppen vergleichbar.

Auch wenn die NEET-Quoten auf dem Höhepunkt der Coronapandemie insgesamt stiegen, gingen sie unter den im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern im Zeitraum 2012–2020 um 3 Prozentpunkte zurück, sowohl in den OECD-Ländern als auch im EU-Raum. In den Vereinigten Staaten war der Rückgang ähnlich, während die Quoten in der Schweiz und Luxemburg im gleichen Zeitraum stiegen.

In einigen Bevölkerungsgruppen ist die Wahrscheinlichkeit, weder in Beschäftigung noch in Bildung oder Ausbildung zu sein, höher als in anderen. Junge Frauen sind in den meisten EU- und OECD-Ländern stärker gefährdet als junge Männer. In den Ländern, in denen die NEET-Quoten unter den jungen im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern insgesamt höher sind, tragen Männer und Frauen beide ein höheres NEET-Risiko als Gleichaltrige mit im Inland geborenen Eltern. Die NEET-Quoten der Geringqualifizierten sind ebenso Grund zur Sorge: In Australien, Kanada, dem Vereinigten Königreich und vielen EU-Ländern sind sie unter den jungen Geringqualifizierten mindestens doppelt so hoch wie unter den Hochqualifizierten, wobei in Europa die im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern in der Gruppe der Geringqualifizierten überrepräsentiert sind. Doch auch unter den Hochqualifizierten sind junge im Inland Geborene, deren Eltern im Ausland geboren sind, in allen Ländern häufiger von NEET betroffen als Gleichaltrige mit im Inland geborenen Eltern, außer in Griechenland, der Schweiz und Israel.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Die meisten jungen im Inland Geborenen in der EU, die mindestens einen im Ausland geborenen Elternteil haben (54 %), übertreffen den Bildungsgrad ihrer Eltern. Unter Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern sind es 47 % und unter denjenigen, die im Kindesalter ins Aufnahmeland zogen, 44 %. In den langjährigen Zielländern (außer Österreich und der Schweiz), wo zugewanderte Erwachsene in der Gruppe der Geringqualifizierten deutlich überrepräsentiert sind, sowie in den baltischen und einigen anderen Ländern schneiden junge im Inland Geborene, die mindestens einen im Ausland geborenen Elternteil haben, dabei besser ab als Gleichaltrige mit im Inland geborenen Eltern. Am größten sind die Unterschiede zu den jungen im Inland Geborenen, deren Eltern ebenso im Inland geboren sind, in Deutschland (23 Prozentpunkte) und Schweden (17 Punkte). In den südeuropäischen Ländern, Kroatien und der Tschechischen Republik gelingt den im Inland Geborenen mit im Inland geborenen Eltern der Bildungsaufstieg hingegen häufiger als denjenigen aus gemischtem Elternhaus oder denjenigen mit zwei im Ausland geborenen Elternteilen.

In den letzten acht Jahren nahm die intergenerationale Bildungsmobilität in der Gruppe der im Inland Geborenen, die aus gemischtem Elternhaus stammen oder zwei im Ausland geborene Elternteile haben, in den meisten Ländern stärker zu als unter denjenigen mit im Inland geborenen Eltern. In den meisten mitteleuropäischen Ländern sowie Frankreich, Italien, der Schweiz und Spanien gab es bei den im Inland Geborenen mit mindestens einem im Ausland geborenen Elternteil hingegen keinen Fortschritt.

Ob bestehende Nachteile an die nächste Generation übertragen werden oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab, u. a. dem Bildungssystem, den Unterstützungsstrukturen, den Bildungszielen der Eltern und ihrer Kinder, dem Geschlecht und dem Alter. Frauen übertreffen das Bildungsniveau ihrer Eltern dabei in nahezu allen Ländern häufiger als Männer. Jungen Frauen aus Zuwanderungsfamilien gelingt der Bildungsaufstieg sogar noch häufiger als ihren Altersgenossinnen mit im Inland geborenen Eltern, während sich diese Unterschiede bei Männern nicht zeigen. Ein Grund für den intergenerationalen Bildungsaufstieg ist die Tatsache, dass im Ausland geborene Eltern in der unteren Bildungsschicht überrepräsentiert sind. Betrachtet man nur den Bildungsfortschritt von Kindern geringqualifizierter Eltern, so bleiben die Unterschiede in den meisten Ländern mit Ausnahme Frankreichs und Belgiens bestehen.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Nur gut zwei Drittel der jungen im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern sind erwerbstätig – 68 % im OECD-Raum und 67 % in der EU. In der Gruppe der im Inland Geborenen mit ebenfalls im Inland geborenen Eltern beträgt der Anteil rund drei Viertel. Im Kindesalter Zugewanderte sind OECD- und EU-weit zu 72 % erwerbstätig. In den meisten Ländern sind im Inland Geborene mit im Ausland geborenen Eltern seltener erwerbstätig als Gleichaltrige, deren Eltern im Inland geboren sind. Die einzigen Ausnahmen bilden hier die klassischen Zuwanderungsländer, Griechenland, Zypern, Slowenien und Ungarn. In europäischen Zielländern mit starker Nicht-EU-Migration wie Belgien und Spanien gibt es zwischen den Erwerbstätigenquoten der im Inland Geborenen mit im Inland geborenen Eltern und denjenigen mit im Ausland geborenen Eltern einen Unterschied von mindestens 20 Prozentpunkten. Bei den im Kindesalter Zugewanderten liegt die Erwerbstätigkeit in der überwiegenden Mehrheit der Länder ähnlich hoch wie bei den im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern oder etwas höher.

Auch wenn die Erwerbstätigkeit nach der pandemiebedingten Wirtschaftskrise 2020 im OECD- und im EU-Raum insgesamt zeitweise zurückging, lag sie auf einem höheren Niveau als 2012 nach der Rezession 2007–2008. Der Gesamtanstieg der Erwerbstätigkeit der letzten acht Jahre wirkte sich in den meisten EU-Ländern mit vorliegenden Daten auf die im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern mindestens doppelt so positiv aus wie auf diejenigen mit im Inland geborenen Eltern. In der Schweiz sowie in Luxemburg und den klassischen Einwanderungsländern war dies nicht der Fall.

Die geringeren Erwerbstätigenquoten junger Menschen mit im Ausland geborenen Eltern sind in den meisten Ländern teilweise auf ihr niedrigeres Bildungsniveau zurückzuführen (Indikator 3.1). Doch selbst ein hohes Bildungsniveau gleicht den Unterschied zu den im Inland Geborenen mit im Inland geborenen Eltern bei der Erwerbstätigkeit nicht aus – zumindest nicht in den Vereinigten Staaten und Frankreich, und nur teilweise in anderen europäischen Ländern (außer der Schweiz). Junge Hochqualifizierte, deren Eltern im Ausland geboren sind, und solche mit im Inland geborenen Eltern liegen bei der Erwerbstätigkeit in den meisten Ländern noch näher beieinander als hochqualifizierte Erwachsene im Erwerbsalter, die im Ausland bzw. im Inland geboren sind. In der Gruppe der Geringqualifizierten lässt sich hingegen genau das Gegenteil beobachten. Die Erwerbstätigkeit junger im Inland Geborener, deren Eltern außerhalb der EU geboren sind, ist EU-weit besonders gering, wohingegen im Inland Geborene mit in der EU geborenen Eltern ähnliche Erwerbstätigenquoten erreichen wie Gleichaltrige mit im Inland geborenen Eltern. Junge im Inland geborene Männer sind in nahezu allen Ländern häufiger erwerbstätig als junge im Inland geborene Frauen. In Finnland, Luxemburg, Norwegen, Israel und einigen anderen Ländern liegen die im Inland geborenen Männer mit im Ausland geborenen Eltern hingegen hinter den Frauen zurück, während es in Spanien, Kanada, der Schweiz und Schweden kaum geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Erwerbstätigenquoten gibt.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

In den meisten Ländern liegen die Erwerbslosenquoten junger im Inland Geborener, deren Eltern im Ausland geboren sind, nicht nur über denjenigen der Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern, sondern auch über den Quoten der im Kindesalter Zugewanderten. EU-weit sind 17 % der im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern erwerbslos, verglichen mit 10 % der Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern und 12 % der im Kindesalter Zugewanderten. Am größten ist der Abstand zwischen den beiden Gruppen dabei in den langjährigen europäischen Zielländern mit starker Nicht-EU-Migration (insbesondere in Frankreich, Belgien und Österreich) sowie in der Tschechischen Republik, Spanien, Italien und Finnland. In Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, den Vereinigten Staaten und einigen anderen Ländern liegen die im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern sogar hinter den Zugewanderten zurück, die im Kindesalter in ihre Aufnahmeländer zogen.

Auch wenn die Jugendarbeitslosigkeit in der ersten Phase der Coronapandemie in den meisten Ländern stieg, ging sie im Vergleich zum Beginn der 2010er Jahre in den meisten Ländern zurück. In der EU fiel sie unter den im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern zudem schneller als unter Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern. In den Vereinigten Staaten erreichte die Erwerbslosenquote der im Inland Geborenen mit im Inland geborenen Eltern hingegen wieder das Niveau der Zeit nach dem Wirtschaftsabschwung 2007–2008, während die Erwerbslosenquote der im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern über diesem Niveau verharrte. In Norwegen und Finnland nahm die Erwerbslosigkeit in beiden Gruppen zu.

Ein Großteil der jungen Menschen mit im Ausland geborenen Eltern gehört zur Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen, die weniger Arbeitserfahrung hat und gleichzeitig geringer qualifiziert ist. Die Erwerbslosenquote der 15- bis 24-‍Jährigen ist deshalb in den meisten Ländern mehr als doppelt so hoch wie in der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen. Im Inland Geborene mit im Ausland geborenen Eltern sind dabei immer noch häufiger erwerbslos als Gleichaltrige mit im Inland geborenen Eltern. Dieses Gefälle zieht sich durch alle Bildungsniveaus, wobei sowohl in der EU als auch im OECD-Raum ein Abstand von mindestens 3 Prozentpunkten besteht. Unter den jungen im Inland Geborenen, deren Eltern beide im Ausland geboren sind, sind diejenigen, deren Eltern aus Nicht-EU-Ländern stammen, häufiger erwerbslos als diejenigen mit mindestens einem Elternteil aus der EU. Junge Männer sind darüber hinaus in nahezu allen Ländern häufiger erwerbslos als junge Frauen. Doch während die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Erwerbslosigkeit unter den im Inland Geborenen mit im Inland geborenen Eltern in der Regel schmal sind, sind sie in der Gruppe derjenigen mit im Ausland geborenen Eltern breiter, vor allem in Lettland, Deutschland, Finnland und Spanien. Ausnahmen sind hier Luxemburg und die Schweiz, wo im Inland geborene Frauen mit im Ausland geborenen Eltern häufiger erwerbslos sind als die Männer.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

In der EU sind nahezu ein Viertel der im Inland geborenen Hochqualifizierten im Alter von 25 bis 34 Jahren, deren Eltern im Ausland geboren sind, für ihre Tätigkeiten formal überqualifiziert. Im Vereinigten Königreich und außerhalb Europas, wo Überqualifizierung insgesamt häufiger auftritt, sind junge im Inland Geborene mit im Ausland geborenen Eltern und im Kindesalter Zugewanderte seltener oder genauso häufig überqualifiziert wie Gleichaltrige mit im Inland geborenen Eltern. In den meisten anderen europäischen Zielländern – außer in Schweden und den Niederlanden – sind die Überqualifizierungsquoten unter jungen Menschen mit im Ausland geborenen Eltern hingegen höher. In Frankreich und Österreich übersteigt die Überqualifizierungsquote im Inland Geborener mit im Ausland geborenen Eltern diejenige der im Inland Geborenen mit im Inland geborenen Eltern um mehr als 6 Prozentpunkte. In Deutschland, Belgien und der Schweiz sind die im Kindesalter Zugewanderten am häufigsten überqualifiziert: Ihre Überqualifizierungsquote liegt mindestens 3 Punkte höher als die der im Inland Geborenen mit im Inland geborenen Eltern.

Die Überqualifizierung ging im Zeitraum 2012–2020 unabhängig von der Herkunft der Eltern in den meisten Ländern zurück. Unter den im Inland Geborenen in der EU, deren Eltern im Ausland geboren sind, ging sie mit einem Minus von 5 Prozentpunkten schneller zurück, während sich in der Gruppe der im Inland Geborenen mit im Inland geborenen Eltern nur eine marginale Verbesserung zeigte. In dieser Gruppe hat sich in den letzten acht Jahren vor allem in den Niederlanden und Deutschland hinsichtlich der Überqualifizierung nur wenig verändert, während die Überqualifizierung junger Menschen mit im Ausland geborenen Eltern in diesen Ländern um mehr als 10 Prozentpunkte abnahm.

Für sozioökonomisch Begünstigte mit breiteren sozialen Netzwerken ist es einfacher, einen Arbeitsplatz zu finden, der ihren Qualifikationen entspricht. Im Inland Geborene mit im Ausland geborenen Eltern, vor allem wenn diese aus Nicht-EU-Ländern stammen, sind in dieser Bevölkerungsgruppe allerdings unterrepräsentiert. In Frankreich sind 29 % der jungen Menschen mit aus Nicht-EU-Ländern zugewanderten Eltern überqualifiziert – 6 Prozentpunkte mehr im Vergleich zu Gleichaltrigen mit in der EU geborenen Eltern. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede sind von Land zu Land verschieden. In der Schweiz, Kanada und den Vereinigten Staaten sind Männer unabhängig von der Herkunft der Eltern häufiger überqualifiziert als Frauen, in Australien hingegen seltener. In Frankreich und Belgien sind Männer nur in der Gruppe der jungen im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern häufiger überqualifiziert als Frauen.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Im Inland Geborene mit im Ausland geborenen Eltern sind in den meisten Ländern unterproportional häufig im öffentlichen Dienst tätig, obwohl sie in der Regel die Staatsangehörigkeit des Aufnahmelandes besitzen. In der EU arbeitet nur ein Sechstel von ihnen im öffentlichen Dienst, verglichen mit einem Viertel der Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern. Zugewanderte, die im Kindesalter in die Aufnahmeländer zogen, sind dabei proportional häufiger im öffentlichen Dienst beschäftigt als im Inland Geborene, deren Eltern im Ausland geboren sind. Der größte Rückstand gegenüber der Gruppe der jungen im Inland Geborenen, deren Eltern ebenfalls im Inland geboren sind, findet sich dabei in den langjährigen europäischen Zielländern (außer im Vereinigten Königreich), wo viele im Ausland geborene Eltern aus Nicht-EU-Ländern zuzogen. In Österreich sind im Inland Geborene, deren Eltern im Ausland geboren sind, nur halb so häufig im öffentlichen Dienst beschäftigt wie diejenigen mit im Inland geborenen Eltern. Auch in Deutschland klafft eine große Lücke: Wie in Österreich besitzt hier ein erheblicher Anteil der jungen Menschen mit im Ausland geborenen Eltern nicht die inländische Staatsangehörigkeit, sodass möglicherweise nicht alle Bereiche des öffentlichen Sektors für sie zugänglich sind.

In den nichteuropäischen Ländern ist die Herkunft der Eltern weniger entscheidend für die Beschäftigung im öffentlichen Dienst. Die einzigen Länder, in denen junge Beschäftigte mit im Ausland geborenen Eltern im öffentlichen Dienst überrepräsentiert sind, sind Israel, das Vereinigte Königreich und Schweden, wo sie zu mindestens einem Drittel in diesem Sektor arbeiten. In Schweden sind im Inland Geborene, deren Eltern außerhalb der EU geboren sind, sogar zu einem noch größeren Teil im öffentlichen Dienst beschäftigt. Die Chancengleichheit im öffentlichen Dienst wird im Vereinigten Königreich und Schweden seit über zwei Jahrzehnten durch konkrete Maßnahmen vorangetrieben, sodass in Schweden sogar nahezu 40 % der im Kindesalter Zugewanderten öffentlich Bedienstete sind.

In sieben von zehn Ländern ist der Anteil der jungen im Inland geborenen Erwachsenen, deren Eltern im Ausland geboren sind und die im öffentlichen Dienst arbeiten, in den letzten acht Jahren gestiegen. Die größten Anstiege – ‍mindestens 6 Prozentpunkte im Vereinigten Königreich sowie in Finnland und Deutschland – waren dabei sogar noch stärker als in der Gruppe der Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern. In Österreich, den Niederlanden und Frankreich ging der Anteil junger öffentlich Bediensteter, deren Eltern im Ausland geboren sind, in den vergangenen acht Jahren hingegen zurück, wobei die Quote unter Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern weniger stark sank.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

In der EU leben insgesamt 32 % der Unter-16-Jährigen aus Zuwanderungshaushalten in relativer Armut. Sie sind in nahezu allen Ländern, einschließlich Kanadas und der Vereinigten Staaten, häufiger armutsbedroht als Kinder mit im Inland geborenen Eltern, wobei ihr Armutsrisiko in etwa der Hälfte der Länder sogar mindestens das Doppelte beträgt. Die größten Unterschiede gibt es dabei in Spanien, den meisten nordischen Ländern und den langjährigen Zielländern mit mehrheitlicher Nicht-EU-Migration (außer in Deutschland, wo die Armutsquote relativ gering ist). In den Vereinigten Staaten und Spanien sind mehr als die Hälfte der Kinder in Zuwanderungshaushalten von Armut betroffen. Am niedrigsten sind die relativen Armutsquoten von Kindern dagegen in Lettland und der Tschechischen Republik, wo eine ähnliche Armutsgefährdung wie bei Kindern im Inland Geborener besteht. Darüber hinaus sind Kinder, die in Haushalten außerhalb der EU Geborener leben, mit einer um 10 Prozentpunkte größeren Wahrscheinlichkeit von relativer Armut betroffen als diejenigen, die in Haushalten in der EU Geborener leben.

Die relativen Armutsquoten junger Menschen zeigen ein ähnliches Bild: In der EU sind im Inland geborene 16- bis 34-Jährige mit im Ausland geborenen Eltern zu 24 % von relativer Armut betroffen und in den Vereinigten Staaten zu 30 %, während Gleichaltrige mit im Inland geborenen Eltern in beiden Fällen seltener armutsgefährdet sind. Die Armutsunterschiede in dieser Altersgruppe sind jedoch weniger stark ausgeprägt als in der Gruppe der Unter-16-Jährigen: In der Hälfte der Länder ist der Abstand nur halb so groß oder sogar noch kleiner, in der Schweiz und Schweden liegt er nur bei 3 Prozentpunkten.

Die Armutsquote der Unter-16-Jährigen aus Zuwanderungshaushalten ist im Zeitraum 2009–2019 leicht gesunken, in der EU um 1 Prozentpunkt und in den Vereinigten Staaten um 2 Punkte. Unter Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern sank das Armutsrisiko sogar noch langsamer. Insgesamt ging die Armutsquote von Kindern aus Zuwanderungshaushalten in drei von fünf Ländern zurück (bei Kindern aus Haushalten im Inland Geborener in drei von vier Ländern). Am stärksten konnte die Kinderarmut in Zuwanderungshaushalten dabei in Deutschland (24 Punkte), Griechenland, Island und Finnland (jeweils rd. 20 Punkte) reduziert werden. Die Armutsquoten von Kindern aus Haushalten im Inland Geborener gingen in diesen Ländern hingegen kaum nach unten oder zogen sogar leicht an. In den Ländern, in denen die Armutsquoten von Kindern aus Zuwanderungshaushalten am stärksten stiegen, ging die Armutsgefährdung von Kindern aus Haushalten im Inland Geborener gleichzeitig leicht zurück. In diesen Ländern (z. B. den Niederlanden, Schweden und Spanien) klaffen die Armutszahlen von Kindern im Inland Geborener und im Ausland Geborener aktuell am weitesten auseinander.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

In der EU lebt mehr als ein Drittel der Unter-16-Jährigen aus Zuwanderungshaushalten in überbelegten Wohnungen, verglichen mit einem Fünftel der Kinder aus Haushalten im Inland Geborener. Kinder aus Zuwanderungshaushalten leben dabei in allen Ländern außer Malta deutlich häufiger in überbelegten Wohnungen als Kinder aus Haushalten im Inland Geborener: In der überwiegenden Mehrheit der Länder sind die Überbelegungsquoten mindestens doppelt so hoch. Eine nähere Betrachtung zeigt, dass die Unterschiede bei der Überbelegung in den EU-Ländern teilweise auf die Gruppe der Kinder zurückgehen, deren Eltern außerhalb der EU geboren sind. Diese Kinder sind in der Kinderarmutsstatistik generell überrepräsentiert (Indikator 7.18). Teilweise gehen die hohen Überbelegungsquoten auf die übermäßige Konzentration von Zugewanderten in städtischen Gebieten zurück, wo Wohnungen generell häufiger überbelegt sind.

Bei den 16- bis 34-Jährigen, die in überbelegten Wohnungen leben, zeigt sich ein ähnliches Bild, wobei die Diskrepanz zwischen im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern und denjenigen mit im Inland geborenen Eltern nahezu überall kleiner ausfällt als bei den Kindern. Ein Grund dafür ist, dass junge Menschen nach ihrem Abschluss häufiger einen eigenen Haushalt gründen, sodass sie nicht mehr an die Lebensverhältnisse ihrer Eltern gebunden sind. Betrachtet man nur junge Erwachsene im Alter von 25 bis 34 Jahren, gleichen sich die Unterschiede bei der Überbelegung zwischen im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern und denjenigen mit im Inland geborenen Eltern in der EU tatsächlich fast vollständig aus.

Menschen, die in einer überbelegten Wohnung leben, haben keinen Raum, um sich zurückzuziehen und konzentriert an einer Sache zu arbeiten. Die überwiegende Mehrheit der 15-jährigen Schüler*innen in den OECD- und EU-Ländern gibt an, einen ruhigen Ort zum Lernen zu haben. Im Inland Geborene, deren Eltern im Ausland geboren sind, verfügen in drei von vier Ländern allerdings seltener über einen solchen Raum als Gleichaltrige mit im Inland geborenen Eltern. Die größten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen finden sich dabei in Island und den Ländern in Europa und Amerika, in denen es verhältnismäßig viele Schüler*innen mit im Ausland geborenen Eltern gibt, die aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen kommen. Neben den südeuropäischen Ländern gehören dazu beispielsweise Frankreich, Deutschland, Costa Rica, Mexiko und die Vereinigten Staaten.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Die Wahlbeteiligung junger im Inland Geborener, deren Eltern beide im Ausland geboren sind, liegt eigenen Angaben zufolge EU-weit bei 58 % und damit unter der Wahlbeteiligung Gleichaltriger mit im Inland geborenen Eltern (66 %). In den europäischen Zielländern mit dem größten Anteil an Migranteneltern aus Nicht-EU-Ländern gehen die Zahlen zwischen den beiden Gruppen am weitesten auseinander. Bei den im Inland Geborenen mit nur einem im Ausland geborenen Elternteil ist die Wahlbeteiligung mit 65 % ebenfalls niedriger. In den Vereinigten Staaten und Kanada unterscheidet sich die Wahlbeteiligung im Inland Geborener mit im Inland geborenen Eltern kaum von jener der im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern. Im Vereinigten Königreich und Israel gehen im Inland Geborene, deren Eltern zuwanderten, sogar etwas häufiger wählen als diejenigen mit im Inland geborenen Eltern. Am geringsten ist die Wahlbeteiligung junger Wahlberechtigter mit im Ausland geborenen Eltern in Frankreich, der Schweiz und Slowenien, wo sich ein erheblicher Abstand zu den Gleichaltrigen mit im Inland geborenen Eltern ergibt. Bei den letzten landesweiten Wahlen in der Schweiz und Slowenien war die Wahlbeteiligung junger Menschen mit im Inland geborenen Eltern beispielsweise fast doppelt so hoch wie unter Gleichaltrigen mit im Ausland geborenen Eltern. Junge Zugewanderte in der EU, die vor dem Alter von 15 Jahren in das Aufnahmeland zogen, nehmen etwas häufiger (61 %) an Wahlen teil als im Inland Geborene mit im Ausland geborenen Eltern. Dennoch wählen sie immer noch um 6 Prozentpunkte seltener als junge Wahlberechtigte mit im Inland geborenen Eltern. Eingebürgerte junge Menschen, die ab einem Alter von 15 Jahren zuwanderten, nehmen von allen Gruppen am seltensten an Wahlen teil. Ihre Wahlbeteiligung liegt bei nur 45 %.

Die EU-weite Wahlbeteiligung junger Menschen ist Eigenangaben zufolge im Zeitraum 2012–2020 im Vergleich zum Zeitraum 2002–2010 leicht gesunken, unabhängig davon, ob die Eltern im Ausland oder im Inland geboren sind oder ob die Personen bis zum Alter von 15 Jahren zugezogen sind. Die Abstände zwischen den Wahlberechtigten, deren Eltern im Ausland geboren sind, und denjenigen mit im Inland geborenen Eltern nahmen vor allem in Schweden (um 15 Prozentpunkte), Slowenien und der Schweiz zu. In Estland und den Vereinigten Staaten wurden sie hingegen kleiner. In Neuseeland, dem Vereinigten Königreich und Israel verringerte sich der Abstand ebenfalls, da die Wahlbeteiligung junger Menschen mit im Inland geborenen Eltern eigenen Angaben zufolge stärker zunahm.

Bei den jungen Wahlberechtigten mit im Inland geborenen Eltern und den im Ausland Geborenen, die vor dem Alter von 15 Jahren zuzogen, gibt es keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. In der EU nehmen junge Frauen mit mindestens einem im Ausland geborenen Elternteil hingegen um 3–4 Prozentpunkte seltener an landesweiten Wahlen teil als die Männer in dieser Gruppe. Junge in der EU Geborene, die vor dem Alter von 15 Jahren in ihr Aufnahmeland zogen, wählen darüber hinaus häufiger als diejenigen, die von außerhalb der EU zuwanderten (EU-weit 66 % vs. 59 %), während in der Gruppe derjenigen, die ab einem Alter von 15 Jahren zuzogen, Zugewanderte aus Nicht-EU-Ländern häufiger wählen als in der EU Geborene (49 % vs. 32 %).

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

In der EU fühlt sich mehr als ein Fünftel der jungen im Inland Geborenen, deren Eltern im Ausland geboren sind, einer Gruppe zugehörig, die aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, Nationalität oder Hautfarbe diskriminiert wird. In Kanada und Neuseeland gibt rund ein Viertel der Befragten an, aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, Kultur oder Hautfarbe schon diskriminiert worden zu sein (in Kanada seit Beginn der Coronapandemie). In den Vereinigten Staaten berichtet rund eine von dreizehn Personen in der Gruppe der jungen im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern von Diskriminierung am Arbeitsplatz. In den Niederlanden und Frankreich geben mehr als 30 % der Befragten an, Diskriminierung erfahren zu haben, verglichen mit weniger als 10 % in Slowenien und Irland. Außer in Israel, Öster-reich und den Vereinigten Staaten fühlen sich im Inland Geborene mit im Ausland geborenen Eltern überall häufiger diskriminiert als im Ausland Geborene – was möglicherweise daran liegt, dass sie besser über ihre individuellen Rechte und diskriminierende Praktiken aufgeklärt sind.

Vergleicht man den Zeitraum 2016–2020 mit den Jahren 2010–2014, so zeigt sich in Europa eine erhebliche Zunahme der wahrgenommenen Diskriminierung um 5 Prozentpunkte. Der Anstieg geht dabei allein auf junge im Inland Geborene zurück, deren Eltern aus Nicht-EU-Ländern zugewandert sind, während es bei denjenigen mit in der EU geborenen Eltern zu einem Rückgang kam. Darüber hinaus stieg die wahrgenommene Diskriminierung im Inland Geborener, deren Eltern im Ausland geboren sind und deren Muttersprache nicht der Landessprache entspricht, nahezu um das Doppelte, während sie unter den Muttersprachler*innen in dieser Gruppe auf dem gleichen Niveau blieb. Auch bei den Gruppen, die von mehrdimensionaler Diskriminierung bedroht sind (z. B. Frauen und geringqualifizierte junge im Inland Geborene mit im Ausland geborenen Eltern), ging die wahrgenommene Diskriminierung nach oben.

Während junge Frauen in der EU, deren Eltern im Ausland geboren sind, im Zeitraum 2010–2014 nur etwas häufiger als die Männer in dieser Gruppe von Diskriminierung berichteten, kam es hier in den Jahren 2016–2020 zu einer deutlichen Veränderung: Ihre wahrgenommene Diskriminierung übersteigt die der Männer nun um 11 Prozentpunkte. Eine noch größere Diskrepanz in der EU gibt es bei der Entwicklung der wahrgenommenen Diskriminierung im Inland Geborener, deren Eltern aus Nicht-EU-Ländern zuwanderten, im Vergleich zur Entwicklung bei im Inland Geborenen mit in der EU geborenen Eltern: Erstere fühlen sich inzwischen dreimal häufiger diskriminiert als die letztere Gruppe (während im Zeitraum 2010–2014 nur eine um 50 % höhere Wahrscheinlichkeit bestand). Darüber hinaus geben im Inland Geborene, deren Eltern im Ausland geboren sind und deren zu Hause gesprochene Erstsprache eine Fremdsprache ist, zu rd. 30 % an, einer diskriminierten Gruppe anzugehören – das sind doppelt so viele wie noch in den Jahren 2010–2014. Entspricht die Erstsprache, die zu Hause gesprochen wird, hingegen der Landessprache, beträgt der Anteil nur 20 %. Unter den im Inland Geborenen mit im Ausland geborenen Eltern, die weder in Beschäftigung noch in Bildung oder Ausbildung sind (NEET), ist die wahrgenommene Diskriminierung ebenso höher als bei denjenigen, die nicht der NEET-Gruppe angehören. Doch auch Hochqualifizierte und diejenigen, die die Staatsangehörigkeit ihres Aufnahmelandes besitzen, berichten häufiger von Diskriminierung.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

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