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OECD Multilingual Summaries

Aid for Trade at a Glance 2019

Economic Diversification and Empowerment

Summary in German

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Handelsbezogene Entwicklungszusammenarbeit auf einen Blick 2019

Wirtschaftliche Diversifizierung und Empowerment

Zusammenfassung in Deutsch

Die Monitoring‑ und Evaluierungsstudie 2019 zur handelsbezogenen Entwicklungszusammenarbeit (Aid for Trade – AfT) zeigt, dass wirtschaftliche Diversifizierung und Empowerment Kernziele der Handels‑ und Entwicklungsstrategien der WTO‑Mitglieder und ‑Beobachter sind. Viele der 133 Erhebungsteilnehmer betonten, dass wirtschaftliche Diversifizierung eine Voraussetzung für wirtschaftliches Empowerment ist. Aus den Antworten geht zudem hervor, dass der Zusammenhang zwischen Diversifizierung und Empowerment auch umgekehrt gültig ist. Empowerment durch Kompetenzen und Ausbildung ist für die wirtschaftliche Diversifizierung von wesentlicher Bedeutung, vor allem wenn sie Jugendlichen, Frauen sowie Kleinst‑, Klein‑ und Mittelunternehmen (KKMU) die Teilhabe am internationalen Handel ermöglicht. Die Erhebung lässt Fortschritte erkennen. Dabei bestehen jedoch Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern, da die am wenigsten entwickelten Länder, Binnenentwicklungsländer und kleinen Inselentwicklungsländer vor besonderen Herausforderungen stehen. Dies ist auch in fragilen Staaten und Konfliktstaaten der Fall. In diesen und anderen Ländern ist die Diversifizierung der Wirtschaft untrennbar mit Produktivitätssteigerungen durch eine Umverteilung der wirtschaftlichen Ressourcen in und zwischen den Wirtschaftssektoren verbunden.

Das in den vergangenen Jahren im Verarbeitenden Gewerbe und den damit verbundenen Dienstleistungssektoren verzeichnete Wachstum sorgte für eine hohe Nachfrage nach Arbeitskräften. Dadurch stiegen Beschäftigung und Wohlstand. Nach mehreren Jahrzehnten der sogenannten „Hyperglobalisierung“ beginnt möglicherweise jedoch eine Phase, in der der Handel mit physischen Gütern langsamer wächst und die ausländischen Direktinvestitionen nachlassen. Außerdem bringt die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung der Produktionsprozesse tiefgreifende Veränderungen für die Fertigung und die Zukunft der Industrialisierung mit sich. Bereiche, in denen Potenzial für eine Ausweitung des Handels vorhanden ist, dürften eine bedeutende Dienstleistungskomponente aufweisen. Daher muss verhindert werden, dass Beschränkungen im Dienstleistungssektor diese Wachstumsaussichten beeinträchtigen.

Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen strebt ein inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum an. Dies erfordert, dass den gesellschaftlichen und ökologischen Folgen der wirtschaftlichen Diversifizierung und des Wirtschaftswachstums stärker Rechnung getragen wird. Auch wenn dies zu gewissen Herausforderungen führt, können gezielte Strategien zur Förderung von wirtschaftlicher Diversifizierung und Strukturwandel zahlreiche Möglichkeiten für eine inklusive und nachhaltige Entwicklung eröffnen. Zu diesen Strategien gehören geeignete Anreizsysteme, Investitionen und Politikreformen, die auf eine Senkung der Handelskosten abzielen, Maßnahmen zur Unterstützung des Anpassungsprozesses und der Ressourcenumverteilung sowie staatliche Interventionen zur Korrektur von Markt‑ und Politikversagen und institutionellen Schwächen.

Das Inkrafttreten des WTO‑Abkommens über Handelserleichterungen ist ein gutes Beispiel für Fortschritte in diesem Bereich. In den Entwicklungsländern geht die Umsetzung des Abkommens voran: Deutliche Verbesserungen sind bei der Veröffentlichung von Informationen über Maßnahmen, der Automatisierung und Straffung von Zollverfahren sowie der Einbeziehung der Handelsgemeinschaft zu beobachten. Diese Reformen im Rahmen der handelsbezogenen Entwicklungszusammenarbeit zeigen bereits positive Wirkung. Länderberichte und die regelmäßige Ermittlung der durchschnittlichen Verfahrensdauer deuten auf eine Verringerung der physischen Zollkontrollen, den Wegfall unnötiger Dokumente, die Automatisierung manueller Bearbeitungsschritte und eine damit einhergehende Verkürzung der Abfertigungszeiten hin.

Wirtschaftliches Empowerment kann durch Programme gefördert werden, die dafür sorgen, dass marginalisierte Gruppen, u.a. Frauen und Jugendliche, stärker am internationalen Handel teilhaben und davon profitieren. Ein weiteres wichtiges Anliegen sind die Schwierigkeiten kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) bei der Gewinnung von Fachkräften, die sie benötigen, um im Handel wettbewerbsfähig zu sein. Die Probleme Jugendarbeitslosigkeit und KMU‑Wettbewerbsfähigkeit können und sollten gemeinsam angegangen werden, da sich die Ziele der wirtschaftlichen Stärkung von Jugendlichen und der KMU‑Wettbewerbsfähigkeit synergetisch ergänzen: Bessere Kompetenzen von Jugendlichen und Innovationen fördern die Wettbewerbsfähigkeit und die Exporttätigkeit von KMU, während international wettbewerbsfähige KMU mehr und bessere Arbeitsplätze für junge Menschen schaffen.

Es besteht weitgehend Übereinstimmung darüber, dass die wirtschaftliche Selbstbestimmung von Frauen eine der wichtigsten Triebkräfte nachhaltiger Entwicklung ist. Die Geber haben ihre Aufmerksamkeit bei der handelsbezogenen Entwicklungszusammenarbeit verstärkt auf die Geschlechtergleichstellung gerichtet. Zu den einschlägigen Aktivitäten zählen fachspezifische Studien oder Projektgestaltungen, die eigens auf die Einbeziehung geschlechtsspezifischer Aspekte in den jeweiligen Bereich bzw. die jeweilige Aktivität abzielen. Kurzfristige Geberprogramme können sich jedoch als unzureichend erweisen, um bedeutende politische Veränderungen herbeizuführen oder die wirtschaftlichen Aktivitäten von Frauen nachhaltig zu unterstützen. Ein möglicher Ansatz könnte in der Förderung einer stärkeren Sensibilisierung und Schulung zur geschlechtergerechten Gestaltung von Investitionen bestehen. Damit würde zwei Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDG) Rechnung getragen: Ziel 5, das auf die Anerkennung und Wertschätzung unbezahlter Pflege‑ und Hausarbeit durch die Bereitstellung öffentlicher Dienstleistungen und Infrastrukturen abstellt, und Ziel 8, das die produktive Vollbeschäftigung von Frauen fördert.

Viele der am wenigsten entwickelten Länder (LDC) haben in den vergangenen dreißig Jahren beachtliche Entwicklungsfortschritte gemacht. Fünf Länder sind seit 1971 – als die Kategorie geschaffen wurde – aus der Gruppe der LDC aufgestiegen. Vanuatu und Angola werden voraussichtlich 2020‑2021 aufrücken. Zehn weitere Länder haben bei der Erfüllung der Schwellenwerte bereits Teilerfolge erzielt, was auf ein erhöhtes Entwicklungstempo in den letzten Jahren hindeutet. Allerdings haben 35 LDC noch keines der Kriterien für das Aufrücken aus der Kategorie erreicht. Der Aufstieg aus der Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder setzt voraus, dass ein Strukturwandel angestoßen und aufrechterhalten wird, um ein sowohl armutsminderndes als auch ökologisch nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu erzielen.

Seit Beginn der Aid‑for‑Trade‑Initiative im Jahr 2006 haben die Geber 409 Mrd. USD in Form von ODA‑Leistungen ausgezahlt, um den Entwicklungsländern beim Aufbau von Handelskapazitäten zu helfen. Sie haben zudem 346 Mrd. USD an vergünstigten Krediten bereitgestellt. 2017 sagten sie fast 100 Mrd. USD zusätzlich für jede der beiden Leistungsarten zu. Die Erbringer von Entwicklungsleistungen im Rahmen der Süd‑Süd‑Zusammenarbeit vergaben den OECD‑Schätzungen zufolge 9 Mrd. USD. Aus empirischen Studien und Programmevaluierungen geht hervor, dass diese Leistungen den Entwicklungsländern dabei helfen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, den Handel auszuweiten und zu diversifizieren, ausländische Direktinvestitionen anzuziehen und Arbeitsplätze zu schaffen.

Auch wenn die Diversifizierung der Wirtschaft im Wesentlichen auf nationaler Ebene erfolgt, kann die internationale Gemeinschaft Unterstützung leisten, indem sie günstige Rahmenbedingungen für die Handelsintegration der Entwicklungsländer schafft und zur Minderung angebotsseitiger Engpässe beiträgt. Um die Teilhabe zu fördern, müssen die EZ‑Programme die Entwicklungsländer expliziter dabei unterstützen, mehr Chancen für Frauen und Jugendliche zu schaffen. Die unternehmerische Tätigkeit und die Beschäftigung junger Menschen könnten durch Vorgehen gegen Marktversagen auf Unternehmensebene und eine Verbesserung des unternehmerischen Umfelds gefördert werden. Der Stärkung von Frauen sollte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, insbesondere im Verkehrswesen, Energiesektor, Bank‑ und Finanzdienstleistungssektor ebenso wie im Bergbau und in der Industrie. In diesem Zusammenhang wären konkrete Orientierungshilfen zu Planung, Monitoring und Evaluierung der Geberaktivitäten als Beitrag zur wirtschaftlichen Stärkung der Frauen durch handelsbezogene Entwicklungszusammenarbeit nützlich.

© OECD

Übersetzung durch den Deutschen Übersetzungsdienst der OECD.

Die Wiedergabe dieser Zusammenfassung ist unter Angabe der Urheberrechte der OECD sowie des Titels der Originalausgabe gestattet.

Zusammenfassungen in Drittsprachen enthalten auszugsweise Übersetzungen von OECD-Publikationen, deren Originalfassungen in englischer und französischer Sprache veröffentlicht wurden.

OECD

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© OECD (2019), Aid for Trade at a Glance 2019: Economic Diversification and Empowerment, OECD Publishing.
doi: 10.1787/18ea27d8-en

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