2. Zusammensetzung der Zuwanderungsbevölkerungen und -‍haushalte

Im Jahr 2021 lebten in der EU 54 Millionen Zugewanderte. Das entspricht 12 % der EU-Bevölkerung. Im OECD-Raum ist der Anteil mit über 10 % etwas geringer. Insgesamt sind es dort 141 Millionen im Ausland Geborene. In klassischen Einwanderungsländern wie Australien, Kanada und Neuseeland machen die Zugewanderten mehr als ein Fünftel der Gesamtbevölkerung aus. Auch in der Schweiz und in Luxemburg stammt knapp ein Drittel bzw. die Hälfte der Bevölkerung aus dem Ausland. Bei beiden Staaten handelt es sich um langjährige Zielländer, die in den letzten zwanzig Jahren eine besonders starke Migration aus dem Freizügigkeitsraum der EU/EFTA verzeichneten. In den meisten asiatischen, lateinamerikanischen und mitteleuropäischen OECD-Ländern ist die Zuwanderungsbevölkerung hingegen gering. In Mexiko, Polen und Japan betrug sie 2021 weniger als 2,5 %.

Zahlenmäßig ist die Zuwanderungsbevölkerung in den letzten zehn Jahren um mehr als 20 % gestiegen: von 114 auf 141 Millionen im OECD-Raum und von 44 auf 54 Millionen in der EU. Ihr prozentualer Anteil an der Gesamtbevölkerung ist in den meisten Ländern gewachsen, in der Hälfte der Länder sogar um mehr als 2 Prozentpunkte. Die wichtigsten Faktoren beim Zuwachs der im Ausland geborenen Bevölkerung waren zum einen die Freizügigkeit innerhalb der EU-/EFTA-Staaten und zum anderen die jüngsten humanitären Migrationsbewegungen in Europa und Südamerika seit 2015. In den nordischen Ländern ist die Gesamtzahl der Zugewanderten etwa um fast 50 % gestiegen – das entspricht einem Zuwachs des Anteils an der Gesamtbevölkerung dieser fünf Länder um mindestens 2,5 Prozentpunkte. In Schweden und Island ist der Anteil der zugewanderten Bevölkerung sogar um 5 Prozentpunkte gewachsen. In Malta hat sich der Anteil der Zugewanderten fast verdreifacht, wobei Länder, die 2011 noch eine kleine Zuwanderungsbevölkerung hatten, ebenfalls einen deutlichen Zuwachs verzeichneten. So hat sich der Anteil der im Ausland Geborenen in Chile und Rumänien mehr als verdreifacht, während er in Kolumbien fast um den Faktor 20 gewachsen ist, weil viele Menschen aus Venezuela aus humanitären Gründen in das Nachbarland zogen. In Israel und den baltischen Staaten, die zu den wenigen Ländern gehören, in denen der Anteil der Zugewanderten an der Gesamtbevölkerung gesunken ist, konnten die Neuzugewanderten die Alterung der Zuwanderungsbevölkerung nicht ausgleichen. Im Fall von Israel hat die Geburtenziffer – eine der höchsten im OECD-Raum – ebenfalls zum Rückgang des Anteils der im Ausland Geborenen beigetragen.

Die geografische Verteilung der Zugewanderten nach Wohnsitzland wurde von 2011 bis 2021 sowohl im OECD- als auch im EU-Raum breiter. So lebt zwar fast ein Drittel der Zugewanderten im OECD-Raum in den Vereinigten Staaten, dieser Anteil ging in den zehn Jahren jedoch um 3 Prozentpunkte zurück. Deutschland ist mit 25 % aller im Ausland Geborenen in der EU zunehmend das größte Aufnahmeland der Union. Der „Marktanteil“ der übrigen Hauptaufnahmeländer in der EU (dazu gehören Frankreich, Spanien und Italien) geht hingegen zurück.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Während Männer in den meisten Ländern den Großteil der Neuzugewanderten ausmachen, sind die meisten Ansässigen Frauen. Nicht nur ist ihre Lebenserwartung höher, sondern nach- oder mitreisende Familienangehörige (wo Frauen überrepräsentiert sind) halten sich tendenziell auch länger im Aufnahmeland auf. In der EU wie auch im OECD-Raum machen Frauen 51 % der Zugewanderten aller Altersgruppen aus. Einen höheren Frauenanteil (mindestens 54 %) gibt es dabei in Estland, Lettland und Israel – die Länder mit dem größten Anteil von Zugewanderten über 65 Jahren, wo Frauen aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung überproportional stark vertreten sind. Auch in Costa Rica und in den meisten südeuropäischen Ländern, darunter vor allem in Zypern und Italien, wo in den letzten zwanzig Jahren eine starke Zuwanderung von geringqualifizierten Arbeitsmigrant*innen verzeichnet wurde, sind Frauen in der zugewanderten Bevölkerung überrepräsentiert. Viele von ihnen arbeiten in der häuslichen Pflege, wo es ein erhebliches Geschlechtergefälle gibt. In den meisten nordischen Ländern, Malta und Deutschland – allesamt Staaten, die jüngst viele humanitäre Migrant*innen aufnahmen – sind hingegen die Männer bei den Zugewanderten überrepräsentiert. In Ländern, in denen Menschen häufig aus Arbeitsgründen zuziehen und wo sich die Zuwanderung auf stark männlich dominierte Sektoren wie das Verarbeitende Gewerbe oder das Bauwesen konzentriert, sind Frauen ebenso unterrepräsentiert. Beispiele sind hier etwa die mitteleuropäischen Länder und Korea. Tatsächlich liegt der Frauenanteil an der zugewanderten Gesamtbevölkerung in Korea, Slowenien und der Tschechischen Republik bei nicht einmal 46 %.

Auf der EU-Ebene blieb der Frauenanteil an der Zuwanderungsbevölkerung in den letzten 14 Jahren stabil. In zwei Dritteln der EU-Länder sind die Anteile hingegen gefallen – in Litauen, Malta und Polen um mindestens 6 Prozentpunkte. Zwei Faktoren sind hier ausschlaggebend: zunächst die Alterung (und damit verbundene Sterblichkeit) der Zuwanderungsbevölkerung in Mittel- und Osteuropa, gepaart mit der Tatsache, dass die Neuzuwanderung die Sterblichkeit der zugewanderten Frauen nicht ausgleichen konnte, und zweitens der starke Zufluss hauptsächlich männlicher humanitärer Migranten in den letzten zehn Jahren, vor allem 2015–2016. In den Nicht-EU-Ländern fielen diese Faktoren weniger schwer ins Gewicht, sodass der Frauenanteil an der Zuwanderungsbevölkerung in den meisten Nicht-EU-Ländern in den letzten 14 Jahren gestiegen ist. In einigen EU-Ländern, die bis zum Konjunkturabschwung 2007–2008 eine starke männliche Arbeitsmigration verzeichneten, ist der Frauenanteil ebenso gestiegen. Denn während manche dieser zugewanderten Männer in der Zeit arbeitslos wurden und ihre Aufnahmeländer wieder verließen, kam es in Ländern wie Spanien und Irland zu zahlreichen Familiennachzügen. In Korea ist der Frauenanteil ebenfalls deutlich gewachsen, vor allem durch Ehegattennachzug.

In der EU ist der Frauenanteil bei den in der EU Geborenen höher als bei den Drittstaatsangehörigen, was hauptsächlich auf die Situation in Deutschland zurückzuführen ist: Hier sind die in der EU Geborenen mehrheitlich Frauen, während die Zugewanderten aus Nicht-EU-Ländern vorwiegend Männer sind. Tatsächlich ist der Frauenanteil an den Zugewanderten aus der EU in etwa zwei Dritteln der EU-Länder größer, während er bei den Zugewanderten aus Nicht-EU-Ländern in allen EU-Ländern überwiegt – außer in Slowenien, Rumänien, Schweden, Österreich und Deutschland.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Die zusammengefasste Geburtenziffer der zugewanderten Bevölkerung lag 2019 bei 2,02 Kindern je Frau in der EU und bei 2,46 Kindern in den Vereinigten Staaten – deutlich höher als bei den in der EU (1,44) und in den Vereinigten Staaten (1,58) geborenen Frauen. In einem Drittel der Länder hatten die im Ausland geborenen Frauen im Durchschnitt mehr als 0,5 Kinder mehr als die im Inland geborenen. Am größten sind die Geburtenlücken (zusammengefasste Geburtenziffer) zwischen den im Ausland und den im Inland geborenen Frauen dabei in den langjährigen europäischen Zielländern, in denen anteilsmäßig viele Nicht-EU-Migrant*innen aus geburtenstarken Ländern wohnen (außer in den Niederlanden), in den amerikanischen OECD-Ländern und den meisten südeuropäischen Ländern sowie in Litauen und Polen. In den zwei EU-Ländern mit den größten Zuwanderungsbevölkerungen (Deutschland und Frankreich), den Vereinigten Staaten und Costa Rica beträgt die Lücke über 0,8 Kinder pro Frau. Wie im Kasten weiter oben erläutert, sind die zusammengefassten Geburtenziffern zugewanderter Frauen höher als die endgültige Geburtenrate, weil einige die Geburt bis kurz nach der Migration hinauszögern. Das betrifft vor allem Länder, in denen viele Frauen im Rahmen des Familiennachzugs zuwanderten und/oder geringqualifiziert sind. In der EU ist die Geburtenziffer bei den außerhalb der EU/EFTA geborenen Frauen mit 2,27 Kindern fast immer höher als bei den in der EU oder im Inland geborenen Frauen. In Teilen Mittel- und Osteuropas, Australien, Türkiye, Japan, Israel, Island und Dänemark haben zugewanderte Frauen hingegen weniger Kinder als die im Inland geborenen. In Japan ist die zusammengefasste Geburtenziffer bei zugewanderten Frauen geringer, weil viele von ihnen internationale Studentinnen oder Praktikantinnen/Auszubildende sind, deren Aufenthaltsgenehmigung zeitlich begrenzt ist. Außerdem werden gemischt-nationale Ehen in Japan häufiger geschieden. In Malta, Zypern, Irland und den Niederlanden sind die zusammengefassten Geburtenziffern bei den im Ausland und den im Inland Geborenen hingegen ähnlich.

Im Zeitraum 2010‒2019 gingen die zusammengefassten Geburtenziffern in den meisten Ländern, in denen Daten zur Verfügung standen, zurück – und zwar sowohl bei den im Ausland wie auch bei den im Inland geborenen Frauen. Beide Gruppen weisen grundsätzlich eine ähnliche Geburtenentwicklung auf, es gibt jedoch auch nennenswerte Ausnahmen: In Irland ging der allgemeine Rückgang der zusammengefassten Geburtenziffer allein auf die im Inland geborenen Frauen zurück, während die Zahl bei den zugewanderten Frauen im gesamten Zeitraum stabil blieb. In Luxemburg, Österreich und Portugal ging die zusammengefasste Geburtenziffer dagegen bei den im Ausland geborenen Frauen deutlich zurück, während sie bei den im Inland geborenen Frauen etwas stieg. In Slowenien und Malta erhöhte sich die zusammengefasste Geburtenziffer nur bei den im Ausland geborenen Frauen.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Zugewanderte sind in allen Ländern in den Hauptstädten und ihren Metropolregionen, wo sich die Arbeitsplätze und die Diaspora konzentrieren, überrepräsentiert. In der EU lebt mehr als die Hälfte der im Ausland geborenen Erwachsenen in dicht besiedelten Gebieten, während es bei den im Inland geborenen nur zwei Fünftel sind. In den meisten langjährigen Zielländern sowie in Mittel- und Osteuropa ist die Konzentration von Zugewanderten besonders stark. Außerhalb von Europa konzentrieren sich die Zugewanderten in den klassischen Zuwanderungsländern und in Lateinamerika stärker in den dicht besiedelten Gebieten als die im Inland Geborenen.

In rund zwei Dritteln der Länder hat die Konzentration der im Ausland geborenen Bevölkerung in dicht besiedelten Gebieten im Zeitraum 2012–2020 zugenommen, entsprechend dem allgemeinen Urbanisierungstrend. Da die Konzentration der im Inland geborenen Bevölkerung in den meisten Ländern noch stärker zunahm als in der zugewanderten Bevölkerung, wurde der Abstand zwischen den Gruppen kleiner. Die Urbanisierung ist dadurch ausgewogener geworden, auch dank der Bemühungen, die Arbeits- und die humanitäre Migration geografisch besser zu verteilen. In Mitteleuropa, Irland und einigen anderen Ländern vergrößerte sich der Abstand jedoch.

EU-weit leben 59 % der neu zugewanderten Migrant*innen (weniger als fünf Jahre Aufenthalt) in dicht besiedelten Gebieten. Bei den seit Langem ansässigen Migrant*innen (mindestens 10 Jahre Aufenthalt) sind es 52 %. In Portugal, Irland und Luxemburg leben Neuzugewanderte im Vergleich zu den seit Langem ansässigen Zugewanderten besonders häufig in dicht besiedelten Gebieten. In Schweden, Norwegen, Dänemark und Island, wo neu zugewanderte humanitäre Migrant*innen ihren Wohnsitz aufgrund der nationalen Gesetzgebung erst nach einigen Jahren frei wählen dürfen und deshalb landesweit verteilt werden, leben die seit Langem ansässigen Zugewanderten häufiger in dicht besiedelten Gebieten als die Neuzugewanderten. Außerhalb der EU geborene Zugewanderte leben besonders häufig in dicht besiedelten Gebieten: 2020 waren es EU-weit 58 %. Das sind 13 Prozentpunkte mehr als bei den in der EU Geborenen, und 19 Prozentpunkte mehr als bei den im Inland Geborenen. Hochqualifizierte leben unabhängig von ihrem Geburtsland fast überall häufiger in städtischen Gebieten, wo sich die Beschäftigungsmöglichkeiten für Hochqualifizierte konzentrieren. Nur in Belgien und dem Vereinigten Königreich leben die Geringqualifizierten häufiger in städtischen Gebieten, und zwar sowohl die im Ausland als auch die im Inland geborenen.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

EU-weit werden 12 % der Haushalte von mindestens einer zugewanderten Person geführt. In rund zwei Dritteln dieser Haushalte sind alle Verantwortlichen im Ausland geboren, während etwa ein Drittel gemischte Haushalte sind, d. h., die Haushaltsverantwortung obliegt einer im Ausland und einer im Inland geborenen Person. Zuwanderungshaushalte sind besonders zahlreich in Australien, Neuseeland und Israel. Hier werden mindestens zwei Fünftel der Haushalte von mindestens einer Person geführt, die aus dem Ausland zugezogen ist. In den folgenden Ländern machen die gemischten Haushalte (d. h. Haushalte, in denen mindestens eine verantwortliche Person im Ausland geboren wurde), über 30 % der Haushalte aus: mitteleuropäische Länder, deren Zuwanderung maßgeblich durch Grenzverschiebungen, Staatsneugründungen und nationale Minderheiten geprägt ist, Portugal, Malta und Griechenland sowie langjährige Zielländer, in denen die Zuwanderung hauptsächlich Nicht-EU-Migrant*innen betrifft (Deutschland, Frankreich und die Niederlande). In den übrigen südeuropäischen Ländern, Luxemburg, Estland und Lettland wird die überwiegende Mehrheit der Haushalte mit mindestens einer im Ausland geborenen verantwortlichen Person ausschließlich von Zugewanderten geführt.

In der EU werden mehr als zwei Drittel der Haushalte, die nur aus Zugewanderten bestehen, von Nicht-EU-Migrant*innen geführt. An gemischten Haushalten sind Drittstaatsangehörige seltener beteiligt, wobei sie EU-weit immer noch mehr als drei Fünftel der Haushalte stellen, die aus einer im Ausland und einer im Inland geborenen verantwortlichen Person bestehen. Belgien, Österreich und die Schweiz sind die einzigen Länder, in denen in der EU Geborene in gemischten Haushalten am stärksten vertreten sind. Nur 0,2 % der Haushalte in der EU werden von einer in der EU geborenen und einer außerhalb der EU geborenen zugewanderten Person geführt.

In den meisten OECD- und EU-Ländern sind die Haushalte der Zugewanderten größer als diejenigen der im Inland Geborenen. Im EU-Durchschnitt sind sie um 0,2 Personen größer, in Spanien, den Vereinigten Staaten, Kanada, dem Vereinigten Königreich, Kolumbien, Costa Rica und Luxemburg um 0,5 Personen. In zwei Fünfteln der Länder sind die Haushalte der im Inland Geborenen im Durchschnitt allerdings größer. Beispiele sind hier Mexiko, Chile, Israel, die Niederlande und die meisten mittel- und osteuropäischen Staaten. Da sich die Zahl der Kinder auf die Haushaltsgröße auswirkt, sind die Haushalte der im Inland Geborenen in Mexiko und Israel, wo inländische Familien kinderreicher sind als die zugewanderten, tendenziell größer. In einigen mittel- und osteuropäischen Ländern, wo die zugewanderte Bevölkerung älter ist, leben in den Haushalten der im Inland Geborenen mit mehr als doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit Kinder als in den Haushalten der im Ausland Geborenen. In den Niederlanden sind die Zuwanderungshaushalte kleiner, da die meisten Einpersonenhaushalte sind (Indikator 2.6).

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Nahezu 40 % der Zuwanderungshaushalte in der EU sind Einpersonenhaushalte ohne Kinder. Familien und Erwachsene ohne Kinder machen jeweils 28 % der Zuwanderungshaushalte aus, und 5 % sind Alleinerziehende. In den meisten europäischen Ländern sowie in Korea, Australien und Kanada leben Zugewanderte vorwiegend in Einpersonenhaushalten. In den meisten lateinamerikanischen Ländern, im Vereinigten Königreich sowie in Irland, Griechenland und Spanien ist die Familie dagegen die häufigste Haushaltsform. In den Vereinigten Staaten gibt es etwa halb so viele Einpersonenhaushalte wie in der EU und ebenso viele Familien mit Kindern wie ohne. In der EU und im OECD-Raum leben insgesamt in rund einem Drittel der Haushalte von Zugewanderten Kinder. In Irland steigt der Anteil auf mehr als die Hälfte. In Mittel- und Osteuropa, wo der Anteil der älteren Zuwanderungsbevölkerung am größten ist, leben hingegen in mehr als 70 % der Zuwanderungshaushalte keine Kinder. Auch in den klassischen Zuwanderungsländern mit vielen Arbeitsmigrant*innen leben in der überwiegenden Mehrheit der Zuwanderungshaushalte keine Kinder. Das Gleiche gilt für die langjährigen europäischen Zielländer, in denen die Arbeitsmigrant*innen der Gastarbeiter-Ära inzwischen altern, und Länder wie Schweden und Norwegen, die kürzlich viele humanitäre Migrant*innen aufgenommen haben.

In mehr als zwei Dritteln der EU-Staaten leben die im Ausland Geborenen häufiger allein als die im Inland Geborenen. In Ländern mit einer älteren Zuwanderungsbevölkerung, z. B. in den baltischen Ländern und in Israel, ist diese Entwicklung besonders stark ausgeprägt. Das Gleiche gilt für langjährige Zielländer wie Deutschland und die Niederlande sowie Italien und andere Länder, in denen jüngst zahlreiche alleinstehende Arbeitsmigrant*innen zugezogen sind. In den meisten nichteuropäischen Ländern und in den europäischen Ländern, die üblicherweise Migrant*innen aus anderen EU-Ländern anziehen (Luxemburg und die Schweiz), leben die im Inland Geborenen dagegen häufiger allein als die im Ausland Geborenen.

In drei Vierteln der Länder leben Zugewanderte außerdem häufiger in aus Erwachsenen und mindestens einem Kind bestehenden Haushalten als die im Inland Geborenen. Unter den im Inland Geborenen ist der Erwachsenenhaushalt ohne Kinder die häufigste Haushaltsform. Dazu gehören Paare ohne Kinder, Eltern, die mit ihren erwachsenen Kindern zusammenleben, und Wohngemeinschaften. In den meisten OECD-Ländern mit alternden Bevölkerungen erhöhen die im Inland geborenen älteren Paare den Anteil der Haushalte, in denen Erwachsene ohne Kinder zusammenleben. In Ländern, in denen Zugewanderte durchschnittlich jünger sind als die im Inland Geborenen (Indikator 6.1), sind die Zuwanderungshaushalte häufiger Familien, wobei es die größten Abstände in Spanien, Griechenland, Finnland, Irland und einigen lateinamerikanischen Ländern gibt. In zwei Dritteln der Länder sind Alleinerziehendenhaushalte unter den Zugewanderten ebenfalls stärker verbreitet als unter den im Inland Geborenen. Ihre Häufigkeit ist in der Regel nur geringfügig höher, in Finnland, den Niederlanden und Belgien ist sie allerdings doppelt so hoch.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

2021 erhielten in den OECD-Ländern fünf Millionen Zugewanderte eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. In den erfassten EU-Ländern waren es 2,4 Millionen. Die dauerhafte Neuzuwanderung machte zuletzt 0,6 % der Gesamtbevölkerung der EU, und 0,4 % der Gesamtbevölkerung des OECD-Raums aus. Am größten sind die Anteile dabei in den europäischen Ländern, die traditionell eine starke Zuwanderung aus EU-Ländern verzeichnen, wie Luxemburg (3,2 %), die Schweiz (1,4 %) und Belgien (0,9 %), sowie Kanada (1,1%). In Australien, Neuseeland und Deutschland (über 0,6 %) sind die Werte etwas niedriger, während sie in den OECD-Ländern mit einer starken Zuwanderung – dazu gehören das Vereinigte Königreich (0,5 %), Frankreich (0,4 %) und die Vereinigten Staaten (0,2 %) – deutlich geringer ausfallen. In den asiatischen und den lateinamerikanischen OECD-Ländern machte die dauerhafte Neuzuwanderung 2021 weniger als 0,2 % der Gesamtbevölkerung aus.

2020 gingen die Migrationszahlen aufgrund der Coronakrise so stark zurück wie nie zuvor – und in den meisten Ländern sind die Zahlen immer noch niedriger als vor der Krise. Dennoch gab es 2021 in ungefähr der Hälfte der Länder, insbesondere in Polen, Portugal und der Tschechischen Republik, anteilig deutlich mehr Zugewanderte als im Zehnjahreszeitraum vor 2020. Andere Länder verzeichneten 2021 einen relativen Rückgang, der in Luxemburg, in den Ländern mit den längsten Grenzschließungen (Australien und Neuseeland) sowie in den Staaten, die im vorhergehenden Zehnjahreszeitraum zahlreiche humanitäre Migrant*innen aufnahmen (Norwegen und Schweden), am stärksten ausfiel.

Obwohl sich nur schwer eindeutig sagen lässt, ob EU-Staatsangehörige nur vorübergehend oder dauerhaft in ein anderes EU-Land ziehen, machte die EU-interne Freizügigkeit (von Arbeitnehmer*innen und anderen) in den letzten 15 Jahren schätzungsweise rund die Hälfte der dauerhaften Zuwanderung in der EU aus – in Luxemburg, Irland und der Schweiz sogar mindestens drei Viertel. Dadurch war die Freizügigkeit in der EU ein noch größerer Faktor als der Familiennachzug (28 %) und die Arbeitsmigration (14 %) von Drittstaatsangehörigen. Im OECD-Raum waren die wichtigsten Aufenthaltskategorien der letzten 15 Jahre damit der Familiennachzug (36 %), die Freizügigkeit (28 %) sowie Arbeitsmigration und mitreisende Angehörige (14 % + 7 %). Der Familiennachzug machte fast zwei Drittel der Zuwanderung in die Vereinigten Staaten und mehr als 40 % der Zuwanderung nach Frankreich aus. In Australien und Neuseeland – Länder mit groß angelegten Arbeitsmigrationsprogrammen – entfielen mehr als drei Fünftel der dauerhaften Zuzüge auf Arbeitsmigration (einschließlich mitreisende Familienangehörige) Die humanitäre Migration ist zuletzt zwar gestiegen, doch sie machte immer noch weniger als 10 % der dauerhaften Zuzüge in den OECD-Raum und die EU aus. In Deutschland und Finnland betrug sie allerdings mehr als 15 % der Zuwanderung, in Schweden rund ein Viertel.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

In der EU und im OECD-Raum leben mehr als zwei Drittel der im Ausland Geborenen seit mindestens zehn Jahren in ihrem Aufnahmeland, während weniger als 17 % der Zuwanderungsbevölkerung insgesamt neu zugezogen sind. In Kroatien (96 %) und den baltischen Ländern, wo viele Personen aufgrund von Staatsneugründungen oder Grenzverschiebungen Zugewanderte sind, sowie in Israel machen die seit Langem ansässigen Zugewanderten den überwiegenden Großteil der im Ausland Geborenen aus. In manchen langjährigen Zielländern und einigen klassischen Einwanderungsländern (Vereinigte Staaten, Frankreich und die Niederlande) leben rund drei Viertel der Zugewanderten seit mindestens zehn Jahren in ihrem Aufnahmeland. Dasselbe gilt für die südeuropäischen Länder (mit Ausnahme von Malta und Zypern), die nach der Finanzkrise 2008 einen Rückgang der Arbeitszuwanderung verzeichneten. In Ländern, in denen sich die Zuzüge hauptsächlich auf jüngste humanitäre oder Arbeitsmigration beschränken (z. B. in Japan, Korea, Schweden, Bulgarien und Zypern), machen die Neuzugewanderten mindestens 30 % der im Ausland geborenen Bevölkerung aus. In Kolumbien sind rd. 80 % der Zugewanderten erst in den letzten fünf Jahren zugezogen, in Chile sind es zwei Drittel und in Japan die Hälfte.

Die Hälfte der zugewanderten Bevölkerung in der EU stammt aus einem europäischen Land, 30 % aus einem anderen EU-Mitgliedstaat. In ungefähr zwei Fünfteln der EU-Länder machen Zugewanderte aus Europa mehr als 70 % der im Ausland geborenen Bevölkerung aus. In Luxemburg (75 %), Ungarn (62 %) und der Slowakischen Republik (57 %) ist die große Mehrheit der Zugewanderten in der EU geboren. In etwa einem Viertel der EU-Staaten kommen die meisten Zugewanderten jedoch aus nichteuropäischen Ländern, was teilweise mit der kolonialen Vergangenheit der Aufnahmeländer oder auch mit der sogenannten Gastarbeitermigration nach dem Zweiten Weltkrieg zu tun hat. In manchen langjährigen Zielländern sind viele im Ausland Geborene aus Afrika zugewandert, in Frankreich sind es beispielsweise 61 % und in Belgien 28 %. In den Niederlanden nehmen afrikanische, asiatische und lateinamerikanische Migrant*innen einen ähnlich hohen Anteil (jeweils ca. 20 %) ein. In Portugal ist mehr als ein Drittel der Zugewanderten in Afrika oder Lateinamerika (hauptsächlich Brasilien) geboren, während in Spanien mehr als zwei Fünftel der Zugewanderten aus Lateinamerika stammen. In den nordischen Ländern (mit Ausnahme Islands), die von einer starken humanitären Zuwanderung gekennzeichnet sind, ist ein erheblicher Anteil der Zugewanderten – zwischen 30 % und 44 % – in Asien geboren (vor allem im Nahen Osten). In Japan und Korea kommen mehr als 79 % der Zugewanderten aus einem anderen asiatischen Land. In Kanada und Australien stammt ebenfalls mehr als die Hälfte der im Ausland Geborenen aus Asien, während in den Vereinigten Staaten über 50 % der Zugewanderten in Lateinamerika geboren ist. In Chile, Costa Rica und Kolumbien ist das bei mehr als 90 % der Zugewanderten ebenso der Fall.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

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