Geleitwort
In diesem Buch legen wir als Vorsitzende der der OECD angegliederten Hochrangigen Sachverständigengruppe zur Messung von wirtschaftlicher Leistung und sozialem Fortschritt (High-Level Expert Group – HLEG) unseren persönlichen Standpunkt zu den wichtigsten Themen dar, mit denen sich die Gruppe im Lauf der letzten fünf Jahre (2013-2018) befasst hat. Sie trat in diesem Zeitraum regelmäßig zusammen, um viele der in diesem Buch behandelten Fragen zu diskutieren. Die HLEG, deren Mitglieder nachstehend in Kasten 1 aufgeführt sind, wurde ins Leben gerufen, um die Arbeit der Kommission zur Messung von wirtschaftlicher Leistung und sozialem Fortschritt fortzusetzen, die der frühere französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy 2008 einberufen hatte (die sogenannte Stiglitz-Sen-Fitoussi-Kommission). In einem Begleitband – For Good Measure: Advancing Research on Well-being Metrics Beyond GDP – rücken in mehreren, von einzelnen Mitgliedern der Gruppe verfassten Kapiteln jeweils Themen in den Fokus, die Arbeitsschwerpunkte der HLEG waren und auch Gegenstand der vorliegenden Publikation sind.
Im vorliegenden Band präsentieren wir die Überlegungen der HLEG aus einem persönlichen Blickwinkel, wir stützen uns dabei jedoch auf die wertvollen Beiträge der Mitglieder der Gruppe. Damit sind nicht nur die Kapitel des Begleitbands gemeint, sondern auch die ausführlichen Diskussionen und Reflexionen im Rahmen unserer Plenarsitzungen und themenspezifischen Workshops. Für diese wichtigen intellektuellen Beiträge, durch die sich die Herangehensweise an die Messung von wirtschaftlicher Leistung und sozialem Fortschritt grundlegend verändert, gebührt den HLEG-Mitgliedern volle Anerkennung.
Sachverständigengruppen, die sich mit komplexen und wichtigen Fragen befassen, stehen vor einem schier unlösbaren Dilemma. Unter allen Mitgliedern bei allen wichtigen Fragen einen Konsens zu erreichen, ist ungemein schwierig und zeitaufwendig. Daher beschloss die HLEG in dieser neuen Arbeitsphase mit schwierigeren Bedingungen und ehrgeizigeren Zielen, zu jedem der Schwerpunktthemen einzelne Gruppenmitglieder mit der Erarbeitung eines Kapitels zu betrauen, in der Hoffnung, dass darin auch die Reflexionen und Kommentare anderer Mitglieder einfließen würden.
Es erschien uns jedoch auch wichtig, einen Überblick über die erörterten Fragen zu bieten. Daher einigte sich die Gruppe darauf, dass die Vorsitzenden eine Zusammenfassung erstellen sollten, die den Standpunkten aller Mitglieder Rechnung trägt. Dabei war klar, dass nicht jedes einzelne Mitglied all unsere Lesarten teilen würde. Einige Mitglieder würden vielleicht nicht einmal zustimmen, dass unsere Überblicksdarstellung die Grundintention unserer gemeinsamen Überlegungen adäquat wiedergibt. Trotzdem sind wir in Anbetracht der Rückmeldungen, die wir von HLEG-Mitgliedern erhalten haben, überzeugt, dass uns eine ausgewogene Darstellung gelungen ist.
Wir bedauern, dass es uns nicht möglich war, alle Beiträge aller HLEG-Mitglieder individuell zu würdigen. Wir möchten ihnen an dieser Stelle ausdrücklich für ihren selbstlosen Einsatz bei diesem Projekt danken.
Dank gebührt auch der OECD, die in diesen fünf Jahren den institutionellen Rahmen für die Arbeit der HLEG bereitstellte, den vielen Stiftungen und Organisationen, die die thematischen Workshops veranstaltet und finanziert haben, sowie den zahlreichen Wissenschaftlern, die an diesen Workshops teilnahmen und ihr Fachwissen zu den jeweiligen Themen einbrachten. Die Themenschwerpunkte dieser Workshops waren:
Intra- und intergenerationale Nachhaltigkeit: „Intra-generational and inter-generational Sustainability“, veranstaltet vom Einaudi Institute for Economics and Finance und der italienischen Zentralbank, mit der Unterstützung von SAS, 22.-23. September 2014, Rom.
Mehrdimensionalität des subjektiven Wohlbefindens: „Multi-dimensional Subjective Well-being“, veranstaltet in Zusammenarbeit mit der International Herbert A. Simon Society und dem Collegio Carlo Alberto, mit Unterstützung der Compagnia di San Paolo, 30.-31. Oktober 2014, Turin.
Chancenungleichheit: „Inequality of Opportunity“, veranstaltet von der Gulbenkian Foundation in Zusammenarbeit mit Sciences Po Paris und dem CEPREMAP, 14. Januar 2015, Paris.
Messung der Einkommens- und Vermögensungleichheit: „Measuring Inequalities of Income and Wealth“, veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung,15.-16. September 2015, Berlin.
Messung von Lebensqualität und Entwicklung in Afrika: „Measurement of Well-being and Development in Africa“, veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Regierung Südafrikas, der Japan International Cooperation Agency, der Columbia University und der Cornell University, 12.-14. November 2015, Durban, Südafrika.
Messung der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Resilienz: „Measuring Economic, Social and Environmental Resilience“, veranstaltet vom Einaudi Institute for Economics and Finance, mit Unterstützung der italienischen Zentralbank und des italienischen Statistikamts (Istat) sowie von SAS, 25.-26. November 2015, Rom.
Wirtschaftliche Unsicherheit – Entwicklung einer Agenda für Messung und Analyse: „Economic Insecurity: Forging an Agenda for Measurement and Analysis“, veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Washington Center for Equitable Growth, der Institution for Social and Policy Studies der Yale University sowie der Ford Foundation, 4. März 2016, New York.
Messung von Vertrauen und Sozialkapital: „Measuring Trust and Social Capital“, veranstaltet in Zusammenarbeit mit Science Po Paris und dem Europäischen Forschungsrat, 10. Juni 2016, Paris.
Besonderer Dank gilt einigen Kollegen, die uns bei diesem Projekt unterstützt haben: Marco Mira d’Ercole für seine vielen wertvollen Beiträge zu diesem Buch, Elizabeth Beasley für ihre Arbeit als Berichterstatterin für den Begleitband, Martine Zaïda für die Koordinierung der HLEG und die Organisation der themenspezifischen Workshops und Plenarsitzungen, Patrick Love für seine Beiträge und die redaktionelle Überarbeitung der Bücher, Christine Le Thi für ihre Unterstützung im Bereich Statistik sowie Anne-Lise Faron, die die Bücher für die Veröffentlichung vorbereitete.
Vorsitzende
Joseph E. Stiglitz, Professor für Wirtschaftswissenschaften und Internationale Angelegenheiten, Columbia University
Jean-Paul Fitoussi, Professor für Wirtschaftswissenschaften, Sciences Po, Paris, und Luiss Universität, Rom
Martine Durand, Chefstatistikerin, OECD
Mitglieder
Yann Algan, Professor für Wirtschaftswissenschaften, Sciences Po, Paris
François Bourguignon, Paris School of Economics
Angus Deaton, Senior Scholar und emeritierter Dwight D. Eisenhower Professor für Wirtschaftswissenschaften und internationale Angelegenheiten, Woodrow Wilson School of Public and International Affairs und Institut für Wirtschaftswissenschaften, Princeton University
Enrico Giovannini, Professor für Wirtschaftsstatistik, Universität Tor Vergata, Rom
Jacob Hacker, Leiter der Institution for Social and Policy Studies und Stanley B. Resor Professor für Politikwissenschaften, Yale University
Geoffrey Heal, Garrett Professor für Public Policy und Unternehmensverantwortung, Professor für Wirtschafts- und Finanzwissenschaften, Columbia University Graduate School of Business; Leiter des Center for Economy, Environment and Society des Earth Institute, Columbia University
Ravi Kanbur, T. H. Lee Professor für Weltpolitik, internationaler Professor für angewandte Wirtschaftswissenschaften und Management sowie Professor für Wirtschaftswissenschaften, Cornell University
Alan Krueger, Bendheim Professor für Ökonomie und öffentliche Angelegenheiten, Princeton University
Nora Lustig, Samuel Z. Stone Professorin für die Ökonomie Lateinamerikas, Tulane University
Jil Matheson, frühere National Statistician des Vereinigten Königreichs
Thomas Piketty, Professor, Paris School of Economics
Walter Radermacher, ehemaliger Generaldirektor, Eurostat
Chiara Saraceno, Honorary Fellow am Collegio Carlo Alberto, Turin
Arthur Stone, leitender Wissenschaftler im Fachbereich Verhaltensforschung, Professor für Psychologie, University of Southern California
Yang Yao, Leiter des CCER und Dekan der National School of Development, Universität Peking
Berichterstatter
Marco Mira d’Ercole, OECD
Elizabeth Beasley, CEPREMAP und Sciences Po
Dieser Bericht ist dem Andenken Alan Kruegers gewidmet.
Alan spielte in der Kommission zur Messung von wirtschaftlicher Leistung und sozialem Fortschritt sowie in der Hochrangigen Sachverständigengruppe eine zentrale Rolle, nicht zuletzt durch seine Arbeiten zum subjektiven Wohlbefinden und dessen Verzahnung mit anderen Lebensbereichen.
Er war ein brillanter Wissenschaftler, ein engagierter Staatsdiener, ein geschätzter Kollege und ein guter Freund. Seinen Arbeiten, in denen er (gemeinsam mit David Card) gezeigt hat, dass ein höherer Mindestlohn nicht die bis dahin postulierten negativen Beschäftigungseffekte zeitigt, verdanken wir ein völlig neues Verständnis der Arbeitsmärkte. Auch in der Politik brachte er seine umfassende ökonomische Expertise und seine starke Fokussierung auf Daten ein, als er unter Präsident Obama den Vorsitz des Council of Economic Advisers übernahm und sich dort für Maßnahmen zur Förderung der Chancengleichheit einsetzte.
Alan war sich bewusst, dass die Wirtschaftswissenschaften das Potenzial bieten, die Gesellschaft zu verändern – das Potenzial, das Leid zu mindern und das gesellschaftliche Wohlergehen zu erhöhen. Diesen ehrgeizigen Zielen widmete er sein Leben.
Wir werden ihn schmerzlich vermissen. Er war nicht nur ein brillanter Kopf, sondern vor allem ein guter Mensch, dem das Wohlergehen der Menschen wirklich am Herzen lag.