1887

OECD Multilingual Summaries

Africa's Development Dynamics 2018

Growth, Jobs and Inequalities

Summary in German

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Die komplette Publikation finden Sie unter:
10.1787/9789264302501-en

Entwicklungsdynamik in Afrika 2018

Wachstum, Arbeitsplätze und Ungleichheiten

Zusammenfassung in Deutsch

Der Bericht über die Entwicklungsdynamik in Afrika 2018 zeigt, dass es trotz eines starken Wachstums auf dem Kontinent nach wie vor nur wenige hochwertige Arbeitsplätze gibt und die Ungleichheit weiterhin hoch ist. Die afrikanische Wirtschaft ist im Zeitraum 2000‑2017 jährlich um 4,7% gewachsen und damit die am zweitschnellsten wachsende Region der Welt. Um die Ziele der Agenda 2063 der Afrikanischen Union zu erreichen, sind jedoch aus mindestens fünf Gründen neue Entwicklungsstrategien notwendig:

  • Das Wachstum ist trotz einer beachtlichen Kapitalbildung und der Gewinnung neuer Handelspartner nach wie vor volatil. Einige Staaten werden u.U. das derzeitige Niveau der öffentlichen Investitionen nicht aufrechterhalten können.
  • Das Wachstum der vergangenen Jahre hat sich nicht in einer höheren Lebensqualität niedergeschlagen. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf korreliert in Afrika in geringerem Maße mit den Indikatoren der Lebensqualität als im weltweiten Durchschnitt.
  • Es gibt nach wie vor nur wenige hochwertige Arbeitsplätze. Setzt sich die derzeitige Entwicklung fort, wird der Anteil prekärer Beschäftigungsverhältnisse in Afrika 2022 weiterhin bei 66% liegen – und damit weit über dem von der Agenda 2063 bis zum Jahr 2023 angestrebten Wert von 41%. Derzeit bestehen 282 Millionen prekäre Beschäftigungsverhältnisse.
  • Um die Armut zu verringern, ist es unerlässlich, Ungleichheiten abzubauen. Entspräche der Gini‑Koeffizient Afrikas dem der Entwicklungsländer Asiens, hätte das afrikanische Wachstumsniveau von 1990‑2016 ausgereicht, um weitere 130 Millionen Menschen aus der Armut zu führen.
  • Ohne eine Verbesserung des Produktivitätswachstums wird es u.U. schwer, den Strukturwandel fortzuführen. In zahlreichen arbeitsintensiven Sektoren bleiben afrikanische Unternehmen hinter der globalen Produktivitätsgrenze zurück. Die Unternehmen müssen ihre Produktivität ankurbeln, um das Wachstum auf lange Sicht aufrechtzuhalten.

Regionale und globale Märkte bieten diverse Möglichkeiten für neue und erfolgreichere Wachstumsmuster. Die Vertiefung der regionalen Integration und der Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten können erheblich zu einer Diversifizierung der Exporte beitragen. Derzeit machen Zwischenprodukte weniger als 15% des afrikanischen Handels aus. Außerdem nimmt die regionale Nachfrage nach Gütern zu, und die Technologie für deren Herstellung ist immer leichter zugänglich. Allein die Nachfrage nach Nahrungsmittelerzeugnissen wird sich bis 2030 voraussichtlich verdreifachen. Staatliche Stellen können den afrikanischen Unternehmen dabei helfen, mit der globalen Produktivität Schritt zu halten, indem sie eine stärkere Vernetzung der Industrie vorantreiben und die Entwicklung von Fähigkeiten vor Ort unterstützen. Innovative Politikmaßnahmen können dazu beitragen, Kapitalzuflüsse so zu lenken, dass Investitionen des privaten Sektors mobilisiert werden.

Die Integration Afrikas in die Weltwirtschaft wird durch fünf Megatrends geprägt. Jeder dieser Trends birgt Chancen und Risiken und hat erhebliche Auswirkungen auf die Politikgestaltung. Erstens verschiebt sich der globale Wohlstand, da mehr als die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleistung inzwischen von den Schwellenländern erbracht wird. Es gibt vermehrt neue Partnerschaften mit Afrika. Zweitens eröffnen sich durch die nächste industrielle Revolution zusätzliche Märkte und neue Produktionsmethoden entstehen, wodurch sich gleichzeitig aber auch Hürden für afrikanische Hersteller ergeben. Drittens könnte sich aus der Bevölkerungsexplosion auf dem afrikanischen Kontinent eine demografische Dividende ergeben, vorausgesetzt, die einzelnen Volkswirtschaften können dem wachsenden Bedarf entsprechend ausreichend Arbeitsplätze und Basisdienstleistungen zur Verfügung stellen. Viertens verändert die rasante Urbanisierung die Wirtschaftsstrukturen und bringt neue Herausforderungen mit sich. Fünftens benötigen viele afrikanische Staaten Strategien für ein umweltverträgliches Wachstum, um sich an den Klimawandel anzupassen.

Die Entwicklung von Wachstum, Beschäftigung und Ungleichheiten verläuft in den einzelnen Regionen Afrikas unterschiedlich. Ostafrika hat dank einer breiter aufgestellten Wirtschaft von einem höheren und robusteren Wirtschaftswachstum profitiert als die anderen Regionen. In der Mehrheit der afrikanischen Länder ist der Arbeitsmarkt durch Unterbeschäftigung und prekäre Beschäftigungsverhältnisse gekennzeichnet. In einigen Ländern im Norden und Süden Afrikas ist zudem die strukturelle Arbeitslosigkeit hoch. In Zentralafrika wurden seit 2015 weniger neue Arbeitsplätze im formellen Sektor geschaffen als verloren gingen. Die Armut hat abgenommen: In Ost‑ und Westafrika ist der Anteil der in extremer Armut lebenden Menschen zwischen 1990 und 2013 um 23 bzw. 12 Prozentpunkte zurückgegangen. Das südliche Afrika ist die Region mit der größten Ungleichheit: Dort befinden sich sechs der zehn Staaten mit den größten Einkommensunterschieden weltweit.

Die Entwicklungsagenda für den afrikanischen Kontinent muss daher auf Strategien setzen, die an die jeweiligen Umstände angepasst, breitgefächert und ganzheitlich ausgerichtet sind. In diesem Bericht werden zehn Politikmaßnahmen empfohlen, mit denen die Entwicklungsziele der Agenda 2063 erreicht werden können. Dazu können Akteure aller Ebenen beitragen. Die Empfehlungen ruhen auf drei Säulen: nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, gesellschaftliche Entwicklung und Ausbau der Institutionen. Die nachfolgend aufgeführten Maßnahmen für verschiedene zentrale Politikbereiche sind auf die jeweiligen Regionen abgestimmt. Sie können Entscheidungsträgern in Afrika als Instrument im Politikdialog und Reformwerkzeug dienen.

Zentrale Politikbereiche für die verschiedenen Regionen Afrikas

Zentralafrika

  • Vertiefung der regionalen Zusammenarbeit in der Fiskal‑, Geld‑ und Handelspolitik, um regionale Wertschöpfungsketten und die Wettbewerbsfähigkeit des privatwirtschaftlichen Sektors zu fördern.
  • Förderung der Verarbeitung von Rohstoffen vor Ort, indem sichergestellt wird, dass lokale Unternehmen Zugang zu Elektrizität, Basisdienstleistungen, qualifizierten Arbeitskräften und geeigneter Ausrüstung haben. Gezielte Unterstützung für Frauen und junge Menschen.
  • Förderung von Investitionen in die nationale und regionale Infrastruktur, insbesondere in den Bereichen Stromversorgung und Verkehr. Förderung eines stabilen Geschäftsumfelds, um Anreize für langfristige Investitionen zu setzen.
  • Verbesserungen in den Bereichen Steuereinzug und Umverteilung sowie der sozialen Sicherungssysteme, damit die Bevölkerung in größerem Umfang von Erträgen aus dem Rohstoffsektor profitiert.

Ostafrika

  • Fortsetzung der Reformagenda zur Verbesserung des Geschäftsklimas. Förderung von Investitionen durch strukturelle und institutionelle Maßnahmen, beispielsweise die Vereinfachung von rechtlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen oder eine Liberalisierung der Einfuhr von Investitionsgütern und Zwischenprodukten.
  • Ankurbelung der Produktivität im Agrarsektor und Förderung von Unternehmen mit hohem Potenzial im Industrie‑ und Dienstleistungssektor, um den wirtschaftlichen Wandel zu beschleunigen.
  • Bekämpfung der Armut durch die Verbesserung von Programmen zur sozialen Sicherung und durch Investitionen in Bildung und Kompetenzentwicklung.

Nordafrika

  • Investitionen in strategische Sektoren, in denen hochwertige Arbeitsplätze für junge Menschen geschaffen werden, weitere Förderung des innerafrikanischen Handels.
  • Vernetzung führender Unternehmen mit kleinen und mittleren Unternehmen vor Ort, um die Einhaltung von Standards zu fördern, sowie Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen der lokalen Verwaltung und dem privatwirtschaftlichen Sektor.
  • Förderung einer flexiblen Arbeitswelt, um die Teilnahme von Frauen am Arbeitsmarkt voranzutreiben. Ausrichtung von Bildungsinhalten an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts, um die Beschäftigung junger Menschen zu gewährleisten.

Südliches Afrika

  • Umsetzung der Industrialisierungsstrategie der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (Industrialization Strategy and Roadmap 2015‑2063) durch die Förderung von Investitionen in die einheimischen technologischen und industriellen Fähigkeiten sowie des innerregionalen Handels.
  • Investitionen in Programme zur Kompetenzbildung gemeinsam mit dem privatwirtschaftlichen Sektor, insbesondere ausgerichtet auf lokale Unternehmen mit hohem Potenzial.
  • Ausbau von Arbeitsmarktpolitik und Sozialhilfeprogrammen sowie Einbindung dieser Instrumente in die sozialen Sicherungssysteme. Fortsetzung der Armutsbekämpfung, insbesondere im ländlichen Raum.

Westafrika

  • Entwicklung des inländischen privatwirtschaftlichen Sektors durch die Förderung von Wirtschaftsclustern, darunter auch informelle Strukturen, sowie durch die Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen und Steuersysteme, um Anreize für Investitionen zu schaffen.
  • Stärkung der Stadt‑Land‑Verflechtung durch zwischenstädtische Strukturen, bessere inländische und grenzüberschreitende Infrastruktur und Korridore sowie Maßnahmen im Bereich Agrar‑ und Ernährungswirtschaft.
  • Investitionen in den Zugang zu Bildung für alle und in die Entwicklung fachlicher Kompetenzen, die sich an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts orientieren.

© OECD

Übersetzung durch den Deutschen Übersetzungsdienst der OECD.

Die Wiedergabe dieser Zusammenfassung ist unter Angabe der Urheberrechte der OECD sowie des Titels der Originalausgabe gestattet.

Zusammenfassungen in Drittsprachen enthalten auszugsweise Übersetzungen von OECD-Publikationen, deren Originalfassungen in englischer und französischer Sprache veröffentlicht wurden.

OECD

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© OECD (2018), Africa's Development Dynamics 2018: Growth, Jobs and Inequalities, OECD Publishing.
doi: 10.1787/9789264302501-en

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