1887

OECD Multilingual Summaries

Water Security for Better Lives

Summary in German

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Die komplette Publikation finden Sie unter:
10.1787/9789264202405-en

Bessere Wassersicherheit für ein besseres Leben

Zusammenfassung in Deutsch

Wassersicherheit stellt für Regierungen weltweit eine bedeutende politische Herausforderung dar. Ohne umfassende Politikreformen im Wasserbereich und anderen damit zusammenhängenden Bereichen sind die Aussichten für die Wassersicherheit düster. In vielen Regionen wird sich die Wassersicherheit durch steigenden Wasserbedarf, Wasserstress sowie Wasserverschmutzung weiter verschlechtern. Die Regierungen müssen ihre Bemühungen zur Steigerung der Effizienz und Effektivität im Wassermanagement forcieren, um die Risiken durch Wasserknappheit (u.a. Dürren), Wasserüberfluss (u.a. Überschwemmungen) und unzureichende Wasserqualität sowie das Risiko einer Minderung der Widerstandsfähigkeit von Süßwassersystemen (Flüsse, Seen, Grundwasserleiter) besser bewältigen zu können. Mit einer umfassenden, langfristigen Perspektive, die eine explizite Steuerung der wasserbedingten Risiken und der Zielkonflikte zwischen diesen Risiken vorsieht, kann es den Regierungen am ehesten gelingen, ihre ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielsetzungen im Zusammenhang mit der Wassersicherheit zu erreichen.

Bei einem risikobasierten Ansatz zum Umgang mit der Wassersicherheit werden zunächst akzeptable Risikoniveaus für verschiedene Risiken bezüglich ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und ihrer potenziellen ökonomischen oder anderweitigen Auswirkungen im Fall eines Eintretens bestimmt und zu den erwarteten Vorteilen einer Verbesserung der Wassersicherheit in Beziehung gesetzt. In der Regel ist es zu teuer und oft technisch nicht realisierbar, wasserbedingte Risiken vollständig zu beseitigen. Ein risikobasierter Ansatz kann jedoch dazu beitragen, dass das in verschiedenen Politikmaßnahmen implizierte Risikoniveau den gesellschaftlichen Wertvorstellungen entspricht. Beispielsweise verfügen auf der Welt einige Städte – darunter London, Schanghai und Amsterdam – über Schutzvorkehrungen gegen Überschwemmungen einer Größenordnung, die im Durchschnitt nur einmal in 1000 Jahren zu erwarten ist, während der Hochwasserschutz in New York nur für den Schutz vor einer Flut ausgelegt ist, wie sie im Durchschnitt alle 100 Jahre vorkommt. Nach den Erfahrungen mit dem Wirbelsturm Sandy im Jahr 2012 wird in New York nun darüber nachgedacht, wie der Hochwasserschutz verstärkt werden sollte.

Ein risikobasierter Ansatz ist zudem flexibel und ermöglicht relativ kurzfristig eine Anpassung des akzeptablen Risikoniveaus, wenn kostengünstigere Maßnahmen zur Risikominderung verfügbar werden oder wenn neue wirtschaftliche Entwicklungschancen Maßnahmen zur weiteren Risikominderung rechtfertigen. So kann beispielsweise ein neues Wohn‑ oder Industriegebiet ein berechtigter Grund sein, den Hochwasserschutz an einem nahegelegenen Fluss zu verstärken, was unter Umständen bei einer Nutzung der Fläche für die Landwirtschaft oder als Naturpark nicht gerechtfertigt gewesen wäre.

In der Praxis sind es aber häufig keine neuen Entwicklungschancen, sondern vielmehr Naturkatastrophen, die dafür sorgen, dass die betroffenen Länder das in den staatlichen Regelungen und Maßnahmen zum Ausdruck kommende akzeptable Wasserrisikoniveau einer Neubewertung unterziehen. Oft überarbeiten die betroffenen Länder ihre Normen für den Hochwasserschutz im Anschluss an einen verheerenden Sturm oder Hurrikan oder setzen sich während bzw. nach einer schweren Dürre mit dem Problem der Wasserknappheit auseinander. Ein risikobasierter Ansatz treibt die Umstellung von einer reaktiven auf eine proaktivere Politik voran. Anstatt auf Wasserkrisen zu reagieren, die häufig sehr hohe Kosten für die Gesellschaft verursachen, können die Regierungen einen Prozess verankern, bei dem die Risiken von vornherein sorgfältig analysiert und gesteuert werden und diese Einschätzungen regelmäßigen Überprüfungen unterzogen werden.

Durch die Identifizierung wasserbedingter Risiken und die Unterstützung der verschiedenen Akteure bei der Bestimmung akzeptabler Risikoniveaus kann ein risikobasierter Ansatz den Prozess der Allokation von Wasserrisiken je nach den verschiedenen Nutzungszwecken erleichtern. In vielen Regionen hat beispielsweise eine Überallokation der verfügbaren Wasserressourcen stattgefunden. Ein umfassenderes Verständnis der Risiken und Zielkonflikte im Zusammenhang mit konkurrierenden Formen der Wassernutzung kann dazu beitragen, die Vorteile und Politikoptionen einer verbesserten Wasserallokation auf Landwirtschaft, Siedlungsbedarf und Ökosysteme zu ermitteln. Dies wirft natürlich bedeutende politökonomische Fragen auf.

Wenn festgelegt ist, welches Niveau an Wasserrisiken akzeptabel ist, sollten diese Risikoniveaus mit den geringstmöglichen Kosten erzielt werden. Marktwirtschaftliche Instrumente, wie z.B. angemessene Gebühren für die Wassernutzung und Wasserverschmutzung, können dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. In den letzten Jahrzehnten haben die Wasserpreise in fast einem Drittel der OECD‑Länder eine entscheidende Rolle bei der Entkopplung der Wassernutzung vom Wirtschaftswachstum gespielt. Die Einführung von Preisen, die der Wasserknappheit Rechnung tragen, kann dazu beitragen, die Nachfrage so stark zu verringern, dass sich dadurch u.U. eine verfrühte Errichtung neuer Wasserversorgungsinfrastruktur verhindern lässt. Analysen im australischen Sydney haben gezeigt, dass sich bei rechtzeitiger Einführung einer knappheitsorientierten Preisstruktur die Wassernachfrage so weit hätte reduzieren lassen, dass der Bau einer kostspieligen neuen Meerwasserentsalzungsanlage nicht mehr erforderlich gewesen wäre.

Die Bestimmung akzeptabler Wasserrisikoniveaus sollte das Ergebnis von fundierten Politikentscheidungen und Kompromissen mit anderen damit zusammenhängenden (bisweilen gegensätzlichen) Sicherheitszielen – z.B. Ernährungssicherheit, Energiesicherheit, Klimasicherheit, Biodiversität – sein. Der Grund dafür ist, dass Politikmaßnahmen, die auf Sicherheit oder andere Politikziele in einem bestimmten Bereich ausgerichtet sind, Ausstrahlungseffekte auf andere Bereiche haben können: Initiativen zur Steigerung der Energiesicherheit und zur Verringerung der Treibhausgasemissionen durch die Erzeugung von Biokraftstoffen können beispielsweise die Wasser‑ oder Ernährungssicherheit beeinträchtigen, während Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungssicherheit einen übermäßigen Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln bewirken, der zur Wasserverschmutzung beiträgt. Mittlerweile werden in immer mehr Ländern zunehmend kohärentere Politikansätze verfolgt. Beispielsweise hat die Umstellung von einer direkten produktions‑ und inputbezogenen Stützung der Agrarwirtschaft auf Zahlungen, die davon entkoppelt sind oder sogar ökologische Ziele unterstützen, die Anreize zur Intensivierung und Ausweitung der Agrarproduktion reduziert, was zu einer effizienteren Nutzung der Wasserressourcen und zu geringerer Wasserverschmutzung durch die Landwirtschaft beiträgt

Wassersicherheit heißt, mit einem akzeptablen Maß an Wasserrisiko leben zu lernen. Dazu ist es erforderlich, ein besseres Verständnis der Risiken zu entwickeln sowie sicherzustellen, dass das für Planungs‑ und Politikzwecke zu Grunde gelegte Risikoniveau gesellschaftliche Präferenzen berücksichtigt, und die Risiken sowie die Zielkonflikte zwischen den Risiken sowie zwischen den Zielsetzungen der Wasserpolitik und anderen politischen Zielsetzungen mit geringstmöglichen Kosten für die Gesellschaft zu bewältigen. Die entscheidenden Erfolgsfaktoren sind dabei die Kenntnis, die Kalibrierung und das Management der Wasserrisiken:

  • Kenntnis der Risiken . Zunächst gilt es, wasserbedingte Risiken, ihre Eintrittswahrscheinlichkeit sowie ihre potenziellen Auswirkungen im Fall eines Eintretens sowie ihre Einschätzung durch die Bevölkerung zu ermitteln und sicherzustellen, dass die beteiligten Akteure über die erforderlichen Informationen verfügen, um verschiedene Arten von Wasserrisiken verstehen und sich mit ihnen auseinandersetzen zu können.
  • Kalibrierung der Risiken . Hierbei gilt es abzuwägen, ob der Zusatznutzen einer verbesserten Wassersicherheit die zusätzlichen gesellschaftlichen Kosten für das Erreichen dieser Verbesserungen rechtfertigt, und dementsprechend die Wasserrisikoniveaus festzulegen. Andere politische Zielsetzungen außerhalb des Bereichs der Wassersicherheit (z.B. Ernährungssicherheit, Energieversorgungssicherheit, Klimasicherheit, Naturschutz) sowie die diversen Wechselwirkungen von Wasserrisiken mit anderen Bereichen sollten bei der Abwägung der Vorteile und möglichen Kosten für die Gesellschaft, die mit einem bestimmten Wasserrisikoniveau verbunden sind, berücksichtigt werden.
  • Management der Risiken . Hierzu zählt die Umsetzung einer Kombination verschiedener Politikmaßnahmen zur Gefahrenreduzierung und Begrenzung der Risikoexposition und ‑anfälligkeit, um mit geringstmöglichen wirtschaftlichen Kosten ein akzeptables Risikoniveau zu erreichen. Marktwirtschaftliche Instrumente können dabei eine wichtige Rolle spielen, da sie das Potenzial haben, die Anreizstrukturen für Wassernutzer grundlegend zu ändern, deutliche Signale hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit und der potenziellen Kosten von Wasserrisiken zu setzen und Finanzmittel für Maßnahmen zur Risikominderung zu erwirtschaften. Für das Management von Wasserrisiken ist zudem ein kohärenter Ansatz zur Abstimmung der Wasserpolitik mit der Umweltpolitik und sektorspezifischen Politikbereichen erforderlich.

© OECD

Übersetzung durch den Deutschen Übersetzungsdienst der OECD.

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© OECD (2013), Water Security for Better Lives, OECD Publishing.
doi: 10.1787/9789264202405-en

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