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OECD Multilingual Summaries
TALIS 2018 Results (Volume II)
Teachers and School Leaders as Valued Professionals
Lehrkräfte und Schulleitungen genießen hohe Wertschätzung
Zusammenfassung in Deutsch
Gute Lehrerinnen und Lehrer müssen über ein breites und komplexes Spektrum an Kompetenzen
verfügen. Zusätzlich zu ihrem Fachwissen und ihren pädagogischen Fähigkeiten für ihre
Unterrichtsfächer wird von Lehrkräften erwartet, dass sie auch in Bereichen wie kindliche
Entwicklung, Klassenführung, Verwaltung sowie Psychologie Experten sind und ihr Wissen
während ihres ganzen Berufslebens immer wieder auffrischen. Aus diesen Gründen wird
das Unterrichten auch als ein „Beruf“ und nicht einfach als eine „Tätigkeit“ bezeichnet.
Entsprechend gehen die an Schulleitungen gerichteten Erwartungen über ihre traditionelle
Rolle als Verwalter hinaus und umfassen mittlerweile auch Funktionen wie Teamführung,
unterrichtsbezogene Angelegenheiten, Networking sowie eine effektive Kommunikation
mit Eltern und anderen beteiligten Akteuren. Der Grad der Professionalität von Lehrkräften
und Schulleitungen unterscheidet sich allerdings von Land zu Land und Kontext zu Kontext.
Sowohl die Bildungspolitik als auch das Verhalten der Lehrkräfte und Schulleitungen
selbst spielen hierbei eine Rolle.
Inwieweit Lehrkräfte und Schulleitungen in den 48 untersuchten Ländern Professionalitätskriterien
genügen, ist Hauptgegenstand der Erhebungsrunde 2018 der Internationalen Studie über
Lehren und Lernen (TALIS).
Mit der TALIS‑Studie erhalten Lehrkräfte und Schulleitungen die Möglichkeit, selbst
zu Wort zu kommen. Die ihnen zu ihrem Berufsalltag in der Schule gestellten Fragen
decken alle Aspekte ab und reichen von den Merkmalen ihres Schulumfelds und den Interaktionen
unter Kollegen bis zu den Unterrichtspraktiken und der Teilnahme an Fortbildungsaktivitäten.
Die Professionalität im Lehrerberuf wird in TALIS 2018 anhand von fünf Kriterien („Säulen“)
analysiert: Fachwissen und pädagogische Kompetenzen für den Unterricht, Karrieremöglichkeiten
und Arbeitsbestimmungen, Kultur der kollegialen Kooperation, Verantwortung und Autonomie
von Lehrkräften sowie Status und Ansehen des Berufs. Der zweite Band Teachers and
School Leaders as Valued Professionals befasst sich mit den letzten vier Säulen: Prestige,
Karrieremöglichkeiten, Zusammenarbeit und Autonomie.
Wie wird der Lehrerberuf in der Gesellschaft und unter den Lehrkräften angesehen?
Ob eine Berufslaufbahn als prestigeträchtig angesehen wird oder nicht, kann sich sowohl
auf das Profil der Berufsanwärter als auch auf die berufliche Zufriedenheit der den
Beruf bereits ausübenden Personen auswirken. Die Mehrzahl der in der TALIS‑Erhebung
befragten Lehrkräfte aus OECD‑Ländern und ‑Volkswirtschaften (90 %) sind mit ihrer
Arbeit zufrieden, und die meisten von ihnen (91 %) bedauern es nicht, Lehrer geworden
zu sein.
Dennoch denken in den OECD‑Ländern und Volkswirtschaften, die an TALIS teilnehmen,
im Durchschnitt nur 26 % der Lehrkräfte, dass ihre Arbeit in der Gesellschaft anerkannt
ist. Lehrkräfte, die seit Längerem im Dienst sind, geben eher als ihre jüngeren Kollegen
an, dass ihr Beruf nicht gebührend wertgeschätzt wird. Dies deutet auf eine gewisse
berufliche Desillusionierung mit fortschreitender Berufsausübung hin. Des Weiteren
äußern 14 % der Lehrkräfte im Alter von bis zu 50 Jahren den Wunsch, den Lehrerberuf
innerhalb der kommenden 5 Jahre aufzugeben, d. h. deutlich vor ihrem Renteneintrittsalter.
Akuter Stress am Arbeitsplatz ist ein weiterer Faktor, der eng mit der beruflichen
Zufriedenheit von Lehrkräften und ihrer Absicht, weiter als Lehrer oder Lehrerin zu
arbeiten, zusammenhängt: 18 % der Lehrkräfte geben an, in ihrer Arbeit viel Stress
zu haben. Für 49 % sind zu viele administrative Arbeiten die Hauptstressquelle.
Wie sehen die Beschäftigungsverhältnisse von Lehrkräften aus und wie werden sie von
Letzteren beurteilt?
Die überwiegende Mehrheit der Lehrkräfte in OECD‑Ländern und ‑Volkswirtschaften, die
an TALIS teilnehmen, steht in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis. Nur 18 % der
Kräfte geben an, einen befristeten Arbeitsvertrag zu haben. Bei Lehrkräften unter
30 Jahren steigt dieser Anteil aber sprunghaft auf 48 %. Befristete Arbeitsverträge
bieten ein gewisses Maß an Flexibilität. Allerdings geben Lehrkräfte mit Arbeitsverträgen
unter einem Jahr in nahezu einem Drittel der untersuchten Länder zugleich auch an,
weniger Vertrauen in ihre Unterrichtsfähigkeit zu haben.
Was die Bezahlung betrifft, so sind im Durchschnitt der OECD‑Länder und ‑Volkswirtschaften,
die an TALIS teilnehmen, 39 % der Lehrkräfte und 47 % der Schulleitungen mit ihrem
Gehalt zufrieden. Im Lehrerberuf ist es eher ungewöhnlich, dass Lehrkräfte bei einer
positiven Beurteilung in Form von Gehaltserhöhungen oder Prämien belohnt werden. Im
Durchschnitt geben nur 41 % der Lehrkräfte an, dass dies in ihren Schulen der Fall
ist. Indessen ist der Anteil der Lehrkräfte, die an Schulen tätig sind, wo ihnen nach
einer positiven Beurteilung ihr Gehalt erhöht oder ihnen eine Prämie ausgezahlt wird,
seit dem letzten TALIS‑Erhebungszyklus in mehr als der Hälfte der Teilnehmerländer
und ‑volkswirtschaften deutlich gestiegen. Es sei auch darauf hingewiesen, dass diese
Praxis geläufiger ist, wenn das Schulmanagement‑Team gewisse Entscheidungsbefugnisse
über die Lehrergehälter hat.
Lehrkräfte, die angeben, dass ihre Schule dem Kollegium Möglichkeiten bietet, sich
aktiv an schulischen Entscheidungen zu beteiligen und ihre berufliche Weiterbildung
unterstützt, stimmen auch eher der Aussage zu, dass sie (vom Gehalt abgesehen) mit
den Bedingungen ihres Beschäftigungsvertrags zufrieden sind.
Wie gestalten Lehrkräfte ihre berufliche Zusammenarbeit und welche Auswirkungen hat
dies?
In vielen Berufen gibt es ein Netzwerk von Fachleuten, die regelmäßig zusammenarbeiten.
Im Lehrerberuf findet diese berufliche Zusammenarbeit in Form von Teamunterricht,
Feedback nach Hospitation im Unterricht anderer Lehrer, Beteiligung an gemeinsamen
Aktivitäten über verschiedene Klassen hinweg sowie Teilnahme an gemeinsamen professionellen
Lernaktivitäten statt. Lehrkräfte in OECD‑Ländern und Volkswirtschaften, die an TALIS
teilnehmen, beteiligen sich recht häufig an gemeinsamen Aktivitäten wie Diskussionen
über die Lernentwicklung einzelner Schüler/innen (im Durchschnitt 61 % der Lehrkräfte)
und in geringerem Maße Austausch von Unterrichtsmaterialien mit Kolleginnen und Kollegen
(47 %). Sehr viel geringer ist dagegen die Zahl derjenigen, die beruflich intensiver
zusammenarbeiten. Eine solche Form der Zusammenarbeit bedeutet eine stärkere Interdependenz
zwischen den Lehrkräften. Nur 9% der Lehrkräfte geben an, bei Kolleginnen und Kollegen
zu hospitieren und Feedback zu geben, und 21% sagen, mindestens einmal im Monat an
gemeinsamen professionellen Lernaktivitäten teilzunehmen.
Eine so schwach ausgeprägte Zusammenarbeit unter Lehrerinnen und Lehrern ist beunruhigend,
wenn man sich vor Augen führt, wie gut eine engere Zusammenarbeit die Verbreitung
der Unterrichtsmethoden des 21. Jahrhunderts befördern könnte. Lehrkräfte, die regelmäßig
mit Kollegen auf diese Weise zusammenarbeiten, geben in der Regel auch an, häufiger
Elemente der kognitiven Aktivierung in den Unterricht zu integrieren. Kollegiale Zusammenarbeit
wird auch mit einer höheren Arbeitszufriedenheit und Selbstwirksamkeit von Lehrkräften
assoziiert.
Das Feedback von Kollegen ist eine einzigartige Form der Zusammenarbeit, bei der die
Lehrkräfte als Fachexperten im Mittelpunkt stehen. Im Durchschnitt der OECD‑Länder
und ‑Volkswirtschaften betrachteten 71 % der Lehrkräfte, die Feedback von ihren Kollegen
erhielten, dieses für ihre Unterrichtsgestaltung als zielführend. Am effizientesten
scheint Feedback für Lehrkräfte dann zu sein, wenn es in unterschiedlicher Form und
nicht immer auf die gleiche Weise erfolgt.
Welchen Einfluss haben Lehrkräfte und Schulleitungen auf ihre Unterrichtspraxis und
ihr Arbeitsumfeld?
Die Unterrichtsgestaltung liegt im Ermessensspielraum der einzelnen Lehrkraft. Über
90 % der Lehrerinnen und Lehrer geben an, dass es ihre Aufgabe ist, die Unterrichtsmethoden
zu wählen, Lernfortschritte der Schülerinnen und Schüler zu beurteilen, für Ordnung
in der Klasse zu sorgen und den Umfang der Hausaufgaben festzulegen. Die Festlegung
des Lernstoffs hingegen scheint weniger häufig im Zuständigkeitsbereich der Lehrkraft
zu liegen. Nur 84 % der Lehrkräfte stimmen der Aussage zu, dass sie diesbezüglich
Entscheidungsmöglichkeiten haben.
Es sollten mehr Anstrengungen unternommen werden, um Lehrkräfte in die Entscheidungsprozesse
in ihren Schulen einzubeziehen. Im Durchschnitt der OECD‑Länder und ‑Volkswirtschaften,
die an TALIS teilnehmen, geben nur 56 % der Schulleitungen an, dass Lehrkräfte im
Schulmanagement‑Team eine Rolle spielen. Lediglich 42 % von ihnen berichten, dass
das Lehrpersonal an ihrer Schule für einen großen Teil von Aufgaben in Verbindung
mit schulpolitischen Entscheidungen, Lehrplan‑ und unterrichtsbezogenen Tätigkeiten
maßgebliche Verantwortung trägt. Lehrkräfte haben auch wenig Mitspracherecht in Personal‑
und Budgetfragen. Die Entscheidungen zur Budgetverteilung scheinen aber weiterhin
innerhalb der Schule getroffen zu werden. 68 % der Schulleitungen geben an, dass Schulen
in diesem Bereich maßgebliche Verantwortung tragen.
Übersetzung durch den Deutschen Übersetzungsdienst der OECD.
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Zusammenfassungen in Drittsprachen enthalten auszugsweise Übersetzungen von OECD-Publikationen,
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