1887

OECD Multilingual Summaries

The Ocean Economy in 2030

Summary in German

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Die komplette Publikation finden Sie unter:
10.1787/9789264251724-en

Die Meereswirtschaft im Jahr 2030

Zusammenfassung in Deutsch

Für viele ist der Ozean die neue wirtschaftliche Dimension. Die Weltmeere verheißen einen immensen Ressourcenreichtum und enormes Potenzial für die Förderung von Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Innovationen. Ferner gelten sie zunehmend als unerlässlich für die Bewältigung vieler der großen Herausforderungen, denen sich unser Planet in den kommenden Jahrzehnten gegenübersieht – diese reichen von der weltweiten Nahrungsmittelsicherheit und den Folgen des Klimawandels bis hin zur Lieferung von Energie und Naturressourcen und Bereitstellung besserer medizinischer Versorgung. Die Meere verfügen zwar über ein immenses Potenzial, um zur Bewältigung dieser Herausforderungen beizutragen, doch sind sie durch Übernutzung, Verschmutzung, schrumpfende biologische Vielfalt und die Folgen des Klimawandels bereits stark belastet. Um das Potenzial der Weltmeere voll ausschöpfen zu können, bedarf es daher eines verantwortungsvollen, nachhaltigen Konzepts für ihre wirtschaftliche Entwicklung.

Die Meereswirtschaft umfasst verschiedene Industriezweige (wie Schifffahrt, Fischerei, Offshore‑Windkraft, marine Biotechnologie), aber auch die von den Ozeanen gebotenen Naturgüter und Ökosystemleistungen (Fischressourcen, Schifffahrtswege, CO2‑Absorption und Ähnliches). Da beide Dimensionen eng miteinander verknüpft sind, geht dieser Bericht auf viele Aspekte der Ökosystemleistungen und des Ökosystemmanagements ein, während sein Schwerpunkt aber auf der Meeresindustrie liegt.

Am Beitrag der meeresbasierten Industriezweige zur gesamtwirtschaftlichen Produktion und Beschäftigung gemessen, nimmt die globale Meereswirtschaft einen bedeutenden Platz ein. Vorläufigen Berechnungen auf der Basis der Ocean Economy Database der OECD zufolge belief sich die Produktion der Meereswirtschaft 2010 auf 1,5 Bill. US‑$ bzw. rd. 2,5% der weltweiten Bruttowertschöpfung. Die Offshore‑Förderung von Erdöl und Erdgas machte ein Drittel der gesamten Wertschöpfung der meeresbasierten Industrie aus, gefolgt von Meeres‑ und Küstentourismus, Schiffsausrüstung und Hafenaktivitäten. 2010 belief sich die direkte Vollzeitbeschäftigung in der Meereswirtschaft auf rd. 31 Millionen Arbeitsplätze. Die größten Arbeitgeber waren der industrielle Fischfang, der mehr als ein Drittel der Gesamtbeschäftigung auf sich vereinte, und der Meeres‑ und Küstentourismus mit nahezu einem Viertel der Beschäftigten.

Die mit den Weltmeeren verbundene Wirtschaftstätigkeit erlebt derzeit eine rasche Expansion, was in erster Linie durch die Zunahme der Weltbevölkerung, das Wirtschaftswachstum, den Handel und die steigenden Einkommensniveaus, Klima‑ und Umweltveränderungen sowie den technologischen Fortschritt bedingt ist. Gleichzeitig stellt die derzeitige Verschlechterung des Zustands der Weltmeere einen bedeutenden Bremsfaktor für den Ausbau der Meereswirtschaft dar. Durch den Anstieg der anthropogenen CO2‑Emissionen im Lauf der Zeit haben die Ozeane eine große Menge an Kohlendioxid absorbiert, was zu einer Übersäuerung der Weltmeere geführt hat. Außerdem steigen Meerestemperatur und ‑spiegel, und die Meeresströmungen verlagern sich, was einen Verlust an biologischer Vielfalt und biologischem Lebensraum, Veränderungen in der Zusammensetzung der Fischbestände und im Migrationsverhalten der Fische sowie eine höhere Frequenz gravierender maritimer Wetterereignisse zur Folge hat. Weiter eingetrübt werden die Aussichten für die künftige Entwicklung der Ozeane durch Verschmutzungen aus landbasierten Quellen, insbesondere landwirtschaftliche Abschwemmungen, Chemikalien sowie Abfälle in Form von Makro‑ und Mikroplastik, die über die Flüsse in die Ozeane eingeleitet werden, wie auch durch Überfischung und dezimierte Fischbestände in vielen Teilen der Welt.

Mit Blick auf das Jahr 2030 verfügen viele meeresbasierte Industriezweige über das Potenzial, das Wachstum der Gesamtwirtschaft insgesamt sowohl in Bezug auf die Wertschöpfung als auch die Arbeitsplatzschaffung zu übertreffen. Den Projektionen zufolge könnte die Meereswirtschaft unter Zugrundelegung eines „Basisszenarios bei gleichbleibender Politik“ (Business‑as‑usual‑Szenario) ihren Beitrag zur globalen Wertschöpfung zwischen 2010 und 2030 mehr als verdoppeln und über 3 Bill. US‑$ erreichen. Mit einem besonders kräftigen Wachstum wird in der Meeresaquakultur, der Offshore‑Windenergie, der Fischverarbeitung sowie im Bereich Schiffbau und ‑reparatur gerechnet. Meeresbasierte Industriezweige können auch einen bedeutenden Beitrag zum Beschäftigungswachstum leisten. Im Business‑as‑usual‑Szenario wird davon ausgegangen, dass die Meereswirtschaft 2030 etwa 40 Millionen Arbeitskräfte (in Vollzeitäquivalenten) beschäftigen wird. Am raschesten steigen die Beschäftigtenzahlen in den Bereichen Offshore‑Windenergie, Meeresaquakultur, Fischverarbeitung und Hafenaktivitäten.

In den kommenden Jahrzehnten dürfte der wissenschaftliche und technische Fortschritt sowohl bei der Bewältigung vieler der obengenannten meeresbezogenen Umweltherausforderungen als auch bei der künftigen Entwicklung meeresbasierter Wirtschaftsaktivitäten eine entscheidende Rolle spielen. Innovationen in den Bereichen neue Werkstoffe, Unterwasser‑Engineering und ‑Technologie, Sensoren und Bildgebung, Satellitentechnologien, Computerisierung und Analyse großer Datenmengen (Big data), autonome Systeme, Biotechnologie und Nanotechnologie – d.h. in allen Sektoren der Meereswirtschaft – werden von diesen technischen Fortschritten beeinflusst werden.

Im Kontext eines solch raschen Wandels werden Rechtsetzung und Governance nur mit Mühe Schritt halten können. Die Welt ist zunehmend multipolar und sieht sich wachsenden Schwierigkeiten gegenüber, einen internationalen Konsens in für die Meereswirtschaft und die meeresbasierte Industrie entscheidenden globalen und regionalen Fragen herzustellen. Zumindest für die absehbare Zukunft wird damit gerechnet, dass die Regulierung im Bereich der Meereswirtschaft weiterhin weitgehend sektorspezifisch erfolgt, wobei sich die Anstrengungen auf die Integration neu entstehender Industriezweige der Meereswirtschaft in den bestehenden und fragmentierten Regulierungsrahmen konzentrieren.

Das künftige Wachstum der meeresbasierten Industrie in einem Umfang, wie er in diesem Bericht nahegelegt wird, lässt deutlich erkennen, dass die Meeresressourcen und der Lebensraum Ozean heute bereits erheblichen Belastungen ausgesetzt sind, nicht zuletzt in den ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ), wo der Großteil der wirtschaftlichen Tätigkeit stattfindet. Das bisherige Unvermögen, diesem Druck auf effektive Weise und rechtzeitig zu begegnen, wird vornehmlich dem in der Vergangenheit praktizierten sektorspezifischen Management der meeresbezogenen Wirtschaftstätigkeiten zugeschrieben. Mehr oder minder als Reaktion auf diesen wachsenden Druck hat die Zahl der Länder und Regionen, die strategische Politikrahmen für ein besseres Ozeanmanagement innerhalb ihrer ausschließlichen Wirtschaftszonen eingerichtet haben, deutlich zugenommen. Dennoch stehen einem effektiven integrierten Ozeanmanagement viele Hindernisse im Weg, die in der nahen Zukunft abgebaut werden müssen.

Dieser Bericht enthält eine Reihe von Empfehlungen zur Verstärkung der nachhaltigen Entwicklung der Meereswirtschaft, um die langfristigen Entwicklungsaussichten aufstrebender meereswirtschaftlicher Industriezweige und ihren Beitrag zu Wachstum und Beschäftigung zu verbessern und gleichzeitig für ein verantwortungsvolles, tragfähiges Ozeanmanagement zu sorgen.

  • Die internationale Zusammenarbeit im Bereich der Meereswissenschaft und ‑technik sollte gefördert werden, um die Innovationstätigkeit anzukurbeln und die nachhaltige Entwicklung der Ozeanwirtschaft zu stärken. Voraussetzungen hierfür sind u.a: die Durchführung von vergleichenden Analysen und Untersuchungen der Rolle der staatlichen Politik in Bezug auf maritime Cluster in aller Welt, namentlich im Hinblick auf ihre Wirksamkeit bei der Förderung und Unterstützung branchenübergreifender technologischer Innovationen im maritimen Bereich; die Einrichtung internationaler Netzwerke für den Meinungs‑ und Erfahrungsaustausch bezüglich der Einrichtung von Kompetenzzentren, Innovationsgründerzentren und sonstiger Innovationseinrichtungen im Bereich der branchenübergreifenden Meerestechnologien, sowie die Verbesserung des Technologie‑ und Innovationsaustauschs unter Ländern in unterschiedlichen Entwicklungsstadien.
  • Das integrierte Ozeanmanagement sollte verstärkt werden. In diesem Kontext sollte im integrierten Ozeanmanagement insbesondere stärker auf Wirtschaftsanalysen und Wirtschaftsinstrumente zurückgegriffen werden, indem beispielsweise internationale Plattformen für den Austausch von Erkenntnissen, Erfahrungen und optimalen Verfahrensweisen eingerichtet und die Bemühungen zur Evaluierung des Kosten‑Nutzen‑Verhältnisses öffentlicher Investitionen in den Bereichen Meeresforschung und ‑beobachtung vorangebracht werden. Ein weiteres Ziel sollte darin bestehen, Innovationen in Governancestrukturen und ‑verfahren sowie Stakeholder‑Engagement zu fördern, um das integrierte Ozeanmanagement effektiver, effizienter und inklusiver zu gestalten.
  • Die statistische und methodische Grundlage zur Messung der Größenordnung und Leistungsfähigkeit meereswirtschaftlicher Industriezweige und ihres Beitrags zur Gesamtwirtschaft sollte auf nationaler und internationaler Ebene verbessert werden. Dies könnte unter anderem die Weiterentwicklung der Ocean Economy Database der OECD beinhalten.
  • Die Kapazitäten im Bereich der meereswirtschaftlichen Vorausschau sollten ausgebaut werden. Dies betrifft insbesondere die Beurteilung künftiger Veränderungen der meeresbasierten Industriezweige und den Ausbau der gegenwärtigen Kapazitäten der OECD im Bereich der Modellierung künftiger Entwicklungstrends in der Meereswirtschaft auf globaler Ebene.

© OECD

Übersetzung durch den Deutschen Übersetzungsdienst der OECD.

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© OECD (2016), The Ocean Economy in 2030, OECD Publishing.
doi: 10.1787/9789264251724-en

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