3. Kompetenzen und Arbeitsmarktintegration von Migrant*innen

In der EU sind mehr als ein Drittel der Zugewanderten (35 %) geringqualifiziert – im Verhältnis fast doppelt so viele wie in der im Inland geborenen Bevölkerung (20 %). Der relativ hohe Anteil geht hauptsächlich auf die Drittstaatsangehörigen zurück, von denen EU-weit 40 % nur ein niedriges Bildungsniveau erreichen, in Südeuropa (außer Portugal) und Deutschland sogar noch mehr. Außerhalb Europas (mit Ausnahme der Vereinigten Staaten, Japans und Koreas) sind Zugewanderte hingegen seltener geringqualifiziert als im Inland Geborene, vor allem in Lateinamerika (außer Costa Rica). In den OECD-Ländern sind 19 % derjenigen, die höchstens über einen Grundschulabschluss verfügen (Geringstqualifizierte), im Ausland geboren. EU-weit ist der Anteil der Geringstqualifizierten unter den Zugewanderten dreimal so hoch wie unter den im Inland Geborenen. Außerhalb Europas verblassen die Unterschiede zwar meistens, doch in den Vereinigten Staaten machen Zugewanderte 84 % der Geringstqualifizierten im Erwerbsalter aus. Auch in der EU verfügen Zugewanderte zwar seltener über ein hohes Bildungsniveau als im Inland Geborene, doch die Hochqualifiziertenanteile der beiden Gruppen liegen deutlich näher beieinander (und unterscheiden sich nur um 3 Prozentpunkte). In den nichteuropäischen Ländern ist das Bildungsniveau der Zugewanderten in den klassischen Einwanderungsländern, Mexiko, Chile und Türkiye höher.

Von 2010 bis 2020 ist der Anteil der Hochqualifizierten in allen Ländern (bis auf Mexiko) gestiegen. In rund der Hälfte der Länder stieg der Bildungsgrad der Zugewanderten dabei schneller als in der im Inland geborenen Bevölkerung. Besonders bei Frauen stieg das Niveau deutlich an. Insgesamt sind Migrantinnen häufiger hochqualifiziert als Migranten, wobei die Geschlechterdifferenzen in dieser Gruppe kleiner ausfallen als unter im Inland Geborenen. Neuzugewanderte sind besser ausgebildet als die im Inland Geborenen und frühere Kohorten: 2020 verfügten EU-weit 39 % und OECD-weit 50 % über einen Tertiärabschluss – 2010 waren es EU-weit noch 25 % und OECD-weit 35 %.

Sowohl in der EU als auch im OECD-Raum erwarben mehr als die Hälfte der Zugewanderten ihren Tertiärabschluss im Ausland. In Ländern, in denen der Anteil der internationalen Studierenden seit Langem sehr groß ist (darunter Frankreich und klassische Einwanderungsländer) oder in denen im Ausland Geborene hauptsächlich als Kinder zuzogen, bevor es zu Grenzverschiebungen kam (z. B. Kroatien), wurde der Großteil der hochqualifizierten Zugewanderten im Aufnahmeland ausgebildet. In den Vereinigten Staaten wie auch in Ländern mit starker Arbeitsmigration (einschließlich durch Freizügigkeit) wurden die meisten hochqualifizierten Zugewanderten hingegen im Ausland ausgebildet. In der EU geborene Hochqualifizierte, deren Bildungsabschlüsse innerhalb der EU einfacher anerkannt werden, wurden häufiger im Ausland ausgebildet als Hochqualifizierte, die außerhalb der EU geboren wurden.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

In den meisten Ländern nehmen Zugewanderte seltener an Erwachsenen- und Weiterbildungsangeboten teil als im Inland Geborene, der Unterschied ist häufig aber sehr klein. Am größten ist der Abstand in den meisten nordischen Ländern, in Südeuropa (bis auf Portugal) und Frankreich. Nur in Portugal sowie Mittel- und Osteuropa nehmen Zugewanderte häufiger an Erwachsenenbildung teil. Entsprechend dem allgemeinen Weiterbildungs- und Umschulungstrend stieg der Anteil der Zugewanderten in der Erwachsenenbildung in den letzten zehn Jahren in rund drei Fünfteln der Länder an, wenn auch weniger stark als in der im Inland geborenen Bevölkerung. Tatsächlich ist die Teilnahmelücke in etwa der Hälfte aller Länder gewachsen, wobei sie infolge der Coronapandemie zuletzt zurückging. In Portugal, Polen und der Tschechischen Republik, wo Zugewanderte bereits zuvor häufiger an Erwachsenenbildung teilnahmen, hat sich der Abstand deutlich vergrößert.

Ein Grund für die geringere Teilnahme von Zugewanderten an Erwachsenenbildung könnte sein, dass sie weniger über das Angebot aufgeklärt werden, was bei den bedürftigsten Gruppen am häufigsten vorkommt. In nahezu allen europäischen Ländern nehmen Frauen seltener an Erwachsenen- und Weiterbildung teil, wobei die Geschlechterlücke in der im Inland geborenen Bevölkerung größer ist als unter Zugewanderten. Die EU-weiten Teilnahmequoten der Frauen sind unabhängig vom Geburtsort ähnlich, Migranten nehmen jedoch etwas seltener teil als im Inland geborene Männer.

Geringqualifizierte nehmen seltener Erwachsenen- und Weiterbildung in Anspruch als Hochqualifizierte. Während Menschen mit niedrigem und mittlerem Bildungsniveau, egal ob im Inland oder Ausland geboren, üblicherweise ähnliche Quoten erreichen, nehmen zugewanderte Hochqualifizierte in den meisten Ländern seltener an Erwachsenenbildung teil als im Inland geborene Hochqualifizierte. In rund der Hälfte der Länder – insbesondere in Dänemark und Österreich – nehmen zugewanderte Geringqualifizierte häufiger an Weiterbildungen teil als im Inland geborene. Einige vulnerable Migrantengruppen weisen eine höhere Teilnahmequote auf. So nehmen etwa Neuzugewanderte in zwei von drei Ländern häufiger an Weiterbildungen teil als im Inland Geborene. In Belgien und Spanien sowie teilweise in Ländern mit starker humanitärer Migration (wie Deutschland und Österreich) nehmen Neuzugewanderte zudem doppelt so häufig an Weiterbildungen teil wie seit Langem ansässige Migrant*innen. In Griechenland, Zypern, Malta und Schweden ist das Gegenteil der Fall: Hier nehmen Neuzugewanderte seltener an Erwachsenenbildung teil als seit Langem ansässige Zugewanderte. Die Teilnahmequoten von innerhalb und außerhalb der EU Geborenen sind allgemein ähnlich, außer in der Schweiz, den nordischen Ländern und Mitteleuropa, wo Zugezogene aus Nicht-EU-Ländern deutlich seltener an entsprechenden Angeboten teilnehmen.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

In der EU erklären 62 % der Zugewanderten, mindestens über fortgeschrittene Kenntnisse in der Sprache ihres Aufnahmelandes zu verfügen. In Australien und den Vereinigten Staaten sind es 72 %, in Korea 50 %. In englischsprachigen Zielländern wie auch in Staaten, in denen die Landessprache vielfach der Muttersprache der Zugewanderten entspricht (z. B. in Kroatien, Ungarn, Portugal und Spanien), sind die Anteile höher. In Malta, Zypern, Estland, Lettland, den Niederlanden und Finnland gibt hingegen weniger als die Hälfte der Zugewanderten an, die Sprache des Aufnahmelandes fließend zu beherrschen.

Die Sprachkenntnisse der Zugewanderten gingen im Zeitraum 2014–2021 in zwei Dritteln der Länder zurück. In der EU ist der Anteil der Zugewanderten, die nach eigenen Angaben über fortgeschrittene Kenntnisse der Landessprache verfügen, um 3 Prozentpunkte gesunken. Grund für den Rückgang ist teilweise ein Anstieg von Neuzugewanderten, auch wenn deren Sprachkenntnisse 2021 fortgeschrittener waren als noch 2014. In den Vereinigten Staaten ist der Anteil der Zugewanderten, die Englisch beherrschen, hingegen um 6 Prozentpunkte gestiegen – und bei Neuzugewanderten sogar noch mehr. In der Regel nehmen die Sprachkenntnisse dabei mit längerer Aufenthaltsdauer zu. Unter den seit Langem ansässigen Zugewanderten in der EU geben rd. 70 % der Befragten an, die Sprache des Aufnahmelandes zu beherrschen – nahezu doppelt so viele wie unter den Neuzugewanderten (40 %) und mehr als doppelt so viele wie in der Gruppe der Zugewanderten, deren Muttersprache nicht der Landessprache entspricht. In den Vereinigten Staaten ist dieser Trend weniger stark ausgeprägt: Neuzugewanderte geben hier häufiger an, über fortgeschrittene Sprachkenntnisse zu verfügen, während der mit der Aufenthaltsdauer verbundene Kompetenzzuwachs geringer ausfällt (63 % bei Neuzugewanderten vs. 74 % bei seit Langem Ansässigen).

Unter den Zugewanderten, die bei Ankunft in der EU eigenen Angaben zufolge höchstens über mittlere Kenntnisse der Sprache des Aufnahmelandes verfügten, erreichen 50 % der Anfänger*innen und 70 % der Zugezogenen mit mittlerem Kompetenzniveau nach mindestens fünf Jahren Aufenthalt ein fortgeschrittenes Niveau. Sprachkurse können den Lernprozess unterstützen und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, fortgeschrittene Sprachkenntnisse zu erreichen, um 2 Prozentpunkte – nach Berücksichtigung von soziodemografischen Faktoren (Alter, Bildung, Geschlecht, EU-/Nicht-EU-Herkunft), migrationsbezogenen Faktoren (Aufenthaltsdauer, Migrationsgrund, anfängliches Sprachniveau) und von Unterschieden zwischen den Aufnahmeländern. EU-weit haben nahezu drei Fünftel der Zugewanderten, die eigenen Angaben zufolge Sprachunterricht benötigen, seit ihrer Ankunft an Sprachkursen teilgenommen – ein Anteil, der seit 2014 in rund zwei Dritteln der Länder zurückging. Der Anteil der in der EU Geborenen, die eigenen Angaben zufolge über fortgeschrittene Kenntnisse der Sprache des Aufnahmelandes verfügen, liegt EU-weit um 10 Prozentpunkte höher als unter den nicht in der EU Geborenen, die im Allgemeinen geringer qualifiziert sind und bei Ankunft eher über ein niedrigeres landessprachliches Kompetenzniveau verfügen.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

In der EU sind 65 % der Zugewanderten erwerbstätig, verglichen mit 69 % der im Inland Geborenen. Mit Ausnahme von Türkiye, wo die Erwerbstätigenquote in beiden Bevölkerungsgruppen (Zugewanderte und im Inland Geborene) unter 50 % liegt, ist die Mehrheit in allen Ländern erwerbstätig. In den klassischen Zuwanderungsländern und den langjährigen Zielländern mit vorwiegend in der EU geborenen Migrant*innen, aber auch in einigen mitteleuropäischen Staaten mit wachsender Arbeitsmigration wie Polen und Ungarn liegt die Erwerbstätigenquote der Zugewanderten mit über 70 % auf einem besonders hohen Niveau. Insgesamt machten Migrant*innen 2021 EU- und OECD-weit 13 % der Erwerbstätigen aus, während es 2011 noch 11 % waren.

In den meisten langjährigen Zielländern Europas und im nordischen Raum verzeichnen die im Inland Geborenen eine höhere Erwerbstätigenquote als die Zugewanderten. Die größten Unterschiede gibt es dabei in den nordischen Ländern (außer Island) und den europäischen Zielländern, in denen vorwiegend Nicht-EU-Migrant*innen zugezogen sind. Außerhalb Europas (mit Ausnahme Australiens, Kanadas, Koreas und Mexikos) sind Zugewanderte dagegen häufiger erwerbstätig, insbesondere in Chile und Israel, wo die Erwerbstätigenquoten bei den Zugewanderten um mindestens 14 Prozentpunkte höher liegen als bei den im Inland Geborenen.

In Ländern mit zuletzt starker Arbeitsmigration, wie beispielsweise in den süd-, mittel- und osteuropäischen Staaten, und in den meisten Ländern mit hauptsächlich EU-Migration sind die Erwerbsquoten der Zugewanderten in der Regel höher als diejenigen der im Inland Geborenen. Auch außerhalb Europas, insbesondere in Lateinamerika (außer Mexiko) und Israel, beteiligen sich die Zugewanderten mit wenigen Ausnahmen stärker am Arbeitsmarkt als die im Inland Geborenen. In den meisten langjährigen europäischen Zielländern und im nordischen Raum ist jedoch das Gegenteil der Fall, was hauptsächlich auf die vergleichsweise höhere Nichterwerbstätigkeit der zugewanderten Frauen zurückzuführen ist. In den Niederlanden etwa sind Migrantinnen um 17 Prozentpunkte häufiger nichterwerbstätig als im Inland geborene Frauen, in Frankreich und Belgien um rd. 9 Prozentpunkte. Auch in den baltischen Staaten, wo viele Zugewanderte im Erwerbsalter demnächst das Rentenalter erreichen, liegen Zugewanderte bei der Erwerbsquote hinter der im Inland geborenen Bevölkerung zurück.

In der frühen Phase der Coronapandemie gingen die Erwerbstätigenquoten der Zugewanderten unverhältnismäßig stark zurück. Dank einer kräftigen Erholung 2021 haben sie das Vorpandemieniveau – genauso wie die im Inland geborene Bevölkerung – inzwischen jedoch fast wieder erreicht. Im Zuge der Erholung von dem Abschwung auf dem Arbeitsmarkt, der von der großen Rezession 2007–2008 verursacht wurde, stieg die EU-weite Erwerbstätigenquote der Zugewanderten in den vergangenen zehn Jahren um 4 Prozentpunkte, verglichen mit 6 Prozentpunkten in der im Inland geborenen Bevölkerung. Die Erwerbstätigkeit der im Inland Geborenen stieg dabei in praktisch allen Ländern, die Erwerbstätigkeit der Zugewanderten in mehr als vier Fünfteln der Länder. In den mittel- und osteuropäischen Staaten, die zuletzt eine starke Arbeitsmigration verzeichneten, sowie in den meisten englischsprachigen OECD-Ländern und Dänemark stiegen die Erwerbstätigenquoten unter den Zugewanderten schneller als unter den im Inland Geborenen. So konnten die Zugewanderten die Beschäftigungslücke zur im Inland geborenen Bevölkerung verringern – und in Polen und Kroatien sogar umkehren. In langjährigen europäischen Zielländern wie den Niederlanden, Deutschland und den baltischen Staaten ist die Erwerbstätigenquote unter den im Inland Geborenen hingegen schneller gewachsen. Verschlechtert haben sich die Erwerbstätigenquoten der Zugewanderten nur in wenigen Ländern, darunter insbesondere in Korea, Türkiye und Griechenland. In den letzten beiden Ländern sind die Erwerbstätigenquoten der im Inland Geborenen leicht gestiegen oder stabil geblieben, wodurch sich der Abstand zu den Zugewanderten vergrößerte.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Erwerbstätigenquote sind in fast allen Ländern unter den Zugewanderten größer als unter den im Inland Geborenen. In der EU sind nur 57 % der Migrantinnen erwerbstätig – gegenüber 73 % der Migranten und 65 % der im Inland geborenen Frauen. In den klassischen Zuwanderungsländern sind die Unterschiede zwischen zugewanderten Männern und Frauen etwas geringer. In den Vereinigten Staaten, Korea und lateinamerikanischen Ländern fallen sie dagegen größer aus. Die EU-weite Erwerbstätigenquote liegt bei den in der EU geborenen Zugewanderten um 3 Prozentpunkte höher als bei den im Inland Geborenen. Die Erwerbstätigkeit der Nicht-EU-Migrant*innen fällt in zwei Dritteln der Länder hingegen deutlich geringer aus. In den nordischen und langjährigen europäischen Zielländern (mit Ausnahme Luxemburgs und des Vereinigten Königreichs) beträgt die Differenz zur im Inland geborenen Bevölkerung mindestens 10 Prozentpunkte, wobei diese teilweise auf die niedrige Erwerbstätigkeit der zugezogenen Frauen zurückzuführen ist. EU-weit sind nur 52 % der Nicht-EU-Migrantinnen erwerbstätig, verglichen mit 65 % bei den im Inland Geborenen. In aller Regel steigen die Erwerbstätigenquoten vor allem der Nicht-EU-Migrant*innen mit zunehmender Aufenthaltsdauer zwar an, doch auch seit Langem ansässige Zugewanderte schneiden in langjährigen europäischen Zielländern mit starker Nicht-EU-Migration (außer im Vereinigten Königreich) und in den baltischen und nordischen Staaten schlechter ab als die im Inland Geborenen.

Ein höheres Bildungsniveau verbessert die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Bei den Zugewanderten ist dieser Effekt im Vergleich zur im Inland geborenen Bevölkerung allerdings weniger spürbar. Die Erwerbstätigenquoten der hoch- und geringqualifizierten Zugewanderten unterscheiden sich in der EU um 21 Prozentpunkte, verglichen mit 35 Punkten bei den im Inland Geborenen. Außerhalb Europas (mit Ausnahme Australiens) zeigt sich ein ähnliches Muster. Tatsächlich sind Zugewanderte mit Tertiärabschluss in allen Ländern seltener erwerbstätig als die im Inland Geborenen auf diesem Bildungsniveau. Die Differenz beträgt EU-weit 10 Prozentpunkte – und weitet sich etwa in Südeuropa, Deutschland und Estland noch weiter aus. In den klassischen Zuwanderungsländern, dem Vereinigten Königreich und den meisten mittel- und osteuropäischen Staaten liegen die Werte hingegen näher beieinander. Hätten zugewanderte und im Inland geborene Hochqualifizierte die gleiche Erwerbstätigenquote, würden in der EU über eine Million Hochqualifizierte mehr arbeiten. Ein Grund für die geringeren Erwerbstätigenquoten hochqualifizierter Zugewanderter ist die Tatsache, dass ausländische Abschlüsse auf fast allen OECD-Arbeitsmärkten nicht als gleichwertig akzeptiert werden. Lediglich in der Slowakischen Republik, Korea, Luxemburg und Kanada sind im Ausland ausgebildete Zugewanderte häufiger erwerbstätig als diejenigen mit einer Qualifizierung des Aufnahmelandes. EU-weit verzeichnen im Aufnahmeland ausgebildete Zugewanderte eine um 12 Prozentpunkte höhere Erwerbstätigenquote als im Ausland ausgebildete Zugewanderte. Doch auch wenn die Arbeitsmarktergebnisse der Zugewanderten mit einem Studienabschluss des Aufnahmelandes besser sind, liegen sie dennoch in fast allen Ländern hinter den Ergebnissen der im Inland geborenen Hochqualifizierten zurück – außer in den Vereinigten Staaten, im Vereinigten Königreich, Portugal und einzelnen mittel- und osteuropäischen Ländern.

Bei den Geringqualifizierten schneiden die Zugewanderten verglichen mit den im Inland Geborenen hingegen in mehr als zwei Dritteln der Länder besser ab. In Israel und den Vereinigten Staaten gibt es sogar einen Unterschied von rd. 30 Prozentpunkten. In den nordischen Ländern (außer Island und Finnland), den baltischen Staaten und den meisten langjährigen europäischen Zielländern, deren Zuwanderungsbevölkerung hauptsächlich aus Nicht-EU-Migrant*innen besteht, ist jedoch das Gegenteil der Fall. Die größten Unterschiede gibt es mit 13 Prozentpunkten dabei in Schweden und den Niederlanden. In etlichen süd-, mittel- und osteuropäischen Ländern, allen voran in Ungarn und der Tschechischen Republik, sind aus Nicht-EU-Ländern zugewanderte Geringqualifizierte hingegen häufiger erwerbstätig als die im Inland geborenen.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Zugewanderte sind in vier von fünf Ländern häufiger erwerbslos als die im Inland Geborenen. In langjährigen Zielländern mit starker Nicht-EU-Migration, in den meisten südeuropäischen und den nordischen Ländern sind die Unterschiede dabei besonders groß. Die Erwerbslosenquote der Zugewanderten (12 %) ist EU-weit doppelt so hoch wie bei den im Inland Geborenen. Am größten ist der Unterschied in Schweden, wo sie das Dreifache beträgt. Außerhalb Europas sind die Unterschiede deutlich weniger stark ausgeprägt. So sind Zugewanderte in Chile sogar um 3 Prozentpunkte seltener erwerbslos als im Inland Geborene.

Die Erwerbslosigkeit ging EU- und OECD-weit gegenüber 2011 um rd. 3 Prozentpunkte zurück, und zwar sowohl bei den Zugewanderten als auch bei den im Inland Geborenen. Konkret ist sie in rund drei Vierteln der Länder in beiden Gruppen gefallen, während sie in anderen Ländern nach oben ging – in Türkiye und Chile sogar um bis zu 5 Prozentpunkte. Mit Beginn der Coronapandemie ist die Erwerbslosigkeit der Zugewanderten stark um mehr als 2 Prozentpunkte gestiegen (u. a. in den Vereinigten Staaten, den baltischen Ländern und Schweden). 2021 ging sie jedoch in den meisten Ländern wieder auf Vorpandemieniveau zurück. Die Erholung bei den im Inland Geborenen war ähnlich, auch wenn die Quote zunächst weniger stark anstieg.

Da ein hohes Bildungsniveau zum Schutz vor Erwerbslosigkeit beiträgt, sind Geringqualifizierte in fast allen Ländern stärker von ihr betroffen. Doch selbst unter den Hochqualifizierten schneiden Zugewanderte schlechter ab als die im Inland Geborenen – und in den meisten Ländern nimmt der Abstand mit steigendem Bildungsgrad sogar zu. Ein Ausnahmebeispiel ist hier Schweden, wo die Unterschiede unter den Hochqualifizierten kleiner ausfallen, während es bei den Geringqualifizierten eine Differenz von 18 Prozentpunkten gibt. Was die Geschlechterverteilung betrifft, sind im Inland geborene Frauen und Männer ähnlich häufig erwerbslos, während zugewanderte Frauen am stärksten von Erwerbslosigkeit betroffen sind: EU-weit sind sie um 3 Prozentpunkte häufiger erwerbslos als zugewanderte Männer, in den meisten nichteuropäischen OECD-Ländern um 1 Prozentpunkt. Am größten sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Zugewanderten in Costa Rica und Griechenland (über 10 Prozentpunkte). Die Erwerbslosigkeit der Nicht-EU-Migrant*innen liegt EU-weit bei 14 %, verglichen mit 8 % bei in der EU Geborenen. Die höchste Erwerbslosenquote verzeichnen Frauen aus Nicht-EU-Ländern (15 %). Neuzugewanderte sind darüber hinaus in fast allen Ländern häufiger von Erwerbslosigkeit betroffen als seit Langem ansässige Zugewanderte. In Kroatien, Ungarn, Bulgarien und Schweden ist ihre Erwerbslosenquote mindestens doppelt so hoch wie bei den Zugewanderten mit einer Aufenthaltsdauer von mindestens 10 Jahren.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

In etwa der Hälfte der europäischen Länder sind im Ausland Geborene häufiger von Langzeiterwerbslosigkeit betroffen als im Inland Geborene, vor allem in den nordischen Ländern (außer Finnland), Luxemburg, Litauen und Belgien. In den südeuropäischen Ländern, in Teilen Mittel- und Osteuropas sowie in den nichteuropäischen OECD-Ländern (außer Kanada und Israel) sind im Inland Geborene hingegen mindestens genauso häufig längerfristig erwerbslos wie Migrant*innen. Zugewanderte aus Nicht-EU-Ländern und solche, die seit mindestens zehn Jahren im Aufnahmeland ansässig sind, sind überproportional häufig von Langzeiterwerbslosigkeit betroffen. In den langjährigen europäischen Zielländern (außer dem Vereinigten Königreich), den meisten mittel- und osteuropäischen Ländern sowie Australien und Costa Rica sind auch zugewanderte Frauen häufiger von Langzeiterwerbslosigkeit betroffen – sowohl im Vergleich zu den im Inland geborenen Frauen als auch im Vergleich zu den zugewanderten Männern.

Mit dem Konjunkturabschwung 2007–2008 ist die Langzeiterwerbslosenquote drastisch gestiegen. In zwei Dritteln der Länder ging sie im Zeitraum 2011‒2021 jedoch wieder zurück (auch wenn sie während der Coronapandemie nochmal anzog). Da der Rückgang unter den Zugewanderten allgemein stärker war als unter den im Inland Geborenen, verkleinerte sich der Abstand zwischen den Gruppen, vor allem in den klassischen Zuwanderungsländern und den meisten langjährigen europäischen Zielländern mit starker Nicht-EU-Migration, insbesondere in Deutschland und den Niederlanden. In Südeuropa entwickelte sich die Situation hingegen weitaus weniger positiv: Außer in Spanien und Malta ist die strukturelle Erwerbslosigkeit dort deutlich gestiegen, vor allem unter den Zugewanderten. In Griechenland stieg die Langzeiterwerbslosenquote in der zugezogenen Bevölkerung um 21 Prozentpunkte und in Italien um 9 Punkte – fast doppelt so stark wie in der im Inland geborenen Bevölkerung.

Da Zugewanderte auf dem Arbeitsmarkt des Aufnahmelandes etliche Barrieren überwinden müssen, ist die Angst vor Arbeitsplatzverlust und Langzeiterwerbslosigkeit bei ihnen deutlich stärker ausgeprägt als bei im Inland Geborenen. Vergleicht man die Zahlen von 2006 mit 2016, so stellt man fest, dass die Angst vor einer Arbeitsmarktexklusion fast überall zunahm. Unter den im Ausland Geborenen war der hauptsächlich auf den weltweiten Konjunkturabschwung zurückzuführende Anstieg dabei besonders ausgeprägt, da Zugewanderte während einer Rezession stärker vom Risiko des Arbeitsplatzverlustes betroffen sind.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Im Ausland Geborene sind EU-weit häufiger von unfreiwilliger Nichterwerbstätigkeit betroffen als im Inland Geborene (28 % vs. 18 %). Außerhalb der EU gehen die Zahlen dabei weniger stark auseinander. In nahezu allen Ländern möchten nichterwerbstätige Zugewanderte häufiger arbeiten als nichterwerbstätige im Inland Geborene. Rund 5 % der nichterwerbstätigen Zugewanderten und im Inland Geborenen in der EU suchen gar keine Arbeit, weil sie davon ausgehen, keinen angemessenen Arbeitsplatz zu finden. In den Nicht-EU-Ländern liegt dieser Anteil in beiden Gruppen unter 2 % (außer in Neuseeland). Vor allem in Griechenland und Island sind Zugewanderte im Vergleich zu den im Inland Geborenen deutlich häufiger entmutigt. Der Hauptgrund dafür, dass Zugewanderte keine Arbeit suchen, obwohl sie grundsätzlich arbeiten möchten, sind sowohl in der EU als auch im OECD-Raum familiäre Pflichten. Im Großteil der Länder (mit Ausnahme der meisten nordischen Länder, der Slowakischen Republik und Litauens) sind gesundheitliche Gründe weniger von Bedeutung, vor allem in der Gruppe der Zugewanderten.

Die unfreiwillige Nichterwerbstätigkeit in der EU ist in den vergangenen zehn Jahren gestiegen, und zwar um 3 Prozentpunkte in der im Inland geborenen und 6 Prozentpunkte in der im Ausland geborenen Bevölkerung. In den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich gab es hingegen in beiden Gruppen kaum Bewegung. In rund drei von vier Ländern stieg die unfreiwillige Nichterwerbstätigkeit unter den Zugewanderten, und in rund zwei von drei Ländern stieg sie unter den im Inland Geborenen. Am stärksten war der Anstieg in der zugewanderten Bevölkerung dabei in Portugal und Polen.

Frauen sind in der Regel seltener von unfreiwilliger Nichterwerbstätigkeit betroffen als Männer, wobei die geschlechtsspezifische Differenz unter Zugewanderten deutlich größer ist als unter den im Inland Geborenen: In der EU und den Vereinigten Staaten beträgt sie 7 Prozentpunkte. Während die meisten Männer aufgrund von Entmutigung unfreiwillig nichterwerbstätig sind, fallen bei den Frauen eher familiäre Gründe ins Gewicht – bei Migrantinnen EU-weit nahezu doppelt so häufig wie bei den im Inland geborenen Frauen. Darüber hinaus sind in der EU geborene Zugewanderte und solche, die seit weniger als zehn Jahren im Aufnahmeland ansässig sind, häufiger von unfreiwilliger Nichterwerbstätigkeit betroffen als seit Langem ansässige und Zugewanderte aus Nicht-EU-Ländern. Die unfreiwillige Nichterwerbstätigkeit aus familiären Gründen nimmt mit zunehmender Aufenthaltsdauer zwar ab, dafür treten aber gesundheitliche Gründe stärker in den Vordergrund. Darüber hinaus sind Zugewanderte über alle Bildungsniveaus hinweg häufiger unfreiwillig nichterwerbstätig als die im Inland Geborenen. Der Hauptgrund für die Nichterwerbstätigkeit zugewanderter Geringqualifizierter ist Entmutigung (wobei dieser Grund bei den im Inland geborenen Geringqualifizierten noch stärker ins Gewicht fällt). Bei zugewanderten Hochqualifizierten spielen hingegen vorwiegend familiäre Gründe eine Rolle.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Zugewanderte Arbeitskräfte befinden sich fast überall häufiger in befristeten Arbeitsverhältnissen als im Inland Geborene (in der EU 17 % vs. 10 %). In der Hälfte der europäischen Länder sowie in den asiatischen OECD-Ländern liegt der Unterschied bei mindestens 5 Prozentpunkten, mit besonders großem Abstand in den neueren Zielländern. In Korea sind beispielsweise mehr als die Hälfte der Zugewanderten befristet beschäftigt, während das in der im Inland geborenen Bevölkerung deutlich seltener vorkommt. Außerhalb Europas und Asiens ist der Anteil der befristet Beschäftigten unter den Zugewanderten und den im Inland Geborenen in den klassischen Zuwanderungsländern ähnlich, während er in Chile und Costa Rica unter den Zugewanderten kleiner ausfällt. Frauen befinden sich in der Regel häufiger in befristeten Arbeitsverhältnissen als Männer, wobei die Geschlechterlücke in der Hälfte der Länder unter den Zugewanderten größer ist. In Ländern wie Belgien, den Niederlanden, Italien und Spanien befinden sich Migrantinnen hingegen seltener in befristeten Arbeitsverhältnissen als zugewanderte Männer.

Die Anteile der im Inland geborenen Erwerbstätigen mit befristetem Arbeitsvertrag blieben in den letzten zehn Jahren stabil. Bei den Zugewanderten gingen die Anteile in zwei Dritteln der Länder hingegen zurück (EU-weit um 2 Prozentpunkte) und nur in wenigen Ländern nach oben. Die Differenz zwischen Zugewanderten und im Inland Geborenen bei der Befristung von Arbeitsverhältnissen konnte so in zahlreichen Ländern verringert werden, ins-besondere in Südeuropa (außer Italien und Malta). In den meisten Ländern ging der Anteil der Zugewanderten mit befristeten Arbeitsverträgen von 2019 bis 2021 zurück – hauptsächlich, weil die Beschäftigten in der Coronapandemie ihren Arbeitsplatz verloren oder in ihre Herkunftsländer zurückkehrten. In manchen Ländern (z. B. Kanada und dem Vereinigten Königreich) spiegelte der Rückgang der befristeten Arbeitsverhältnisse einen tatsächlichen Abwärtstrend wider, der allerdings durch die Coronakrise unterbrochen wurde.

Am weitesten gehen die Anteile der zugewanderten und im Inland geborenen Erwerbstätigen mit befristeten Arbeitsverträgen in den Ländern auseinander, in die viele Geringqualifizierte, Nicht-EU-Migrant*innen oder Neuzugewanderte zuziehen. Letztere sind besonders häufig von befristeten Arbeitsverhältnissen betroffen, genauso wie geringqualifizierte Erwerbstätige. Gleichzeitig werden auch zugewanderte Hochqualifizierte in fast allen Ländern (außer Australien, Portugal und Griechenland) immer noch häufiger befristet beschäftigt als im Inland geborene Hochqualifizierte – EU-weit um bis zu 5 Prozentpunkte. Eine befristete Beschäftigung kann oft der erste Schritt in den Arbeitsmarkt sein. Neuzugewanderte befinden sich in vier von fünf EU-Ländern mindestens doppelt so häufig in befristeten Arbeitsverhältnissen wie seit Langem ansässige Migrant*innen. Der Abstand zwischen den im Inland und den im Ausland Geborenen verringert sich nach zehn Jahren Aufenthalt EU-weit um mehr als 50 % und verschwindet in der Hälfte der Länder – vor allem in Zypern, den Niederlanden, Luxemburg und Österreich – sogar nahezu vollständig.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Im OECD-Raum und in der EU arbeiten Frauen dreimal so häufig in Teilzeit wie Männer. EU-weit sind 37 % der zugewanderten Frauen teilzeitbeschäftigt (verglichen mit 9 % bei den Männern), außerhalb Europas weniger als 30 %. Die einzige Ausnahme bildet Japan: Hier sind 47 % der zugewanderten und im Inland geborenen Frauen teilzeitbeschäftigt. Auch wenn der Unterschied in den meisten Ländern gering ist, arbeiten zugewanderte Frauen in der Hälfte der Länder häufiger in Teilzeit als die im Inland geborenen, wobei die größten Unterschiede in den baltischen und den südeuropäischen Ländern zu verzeichnen sind. In Ländern, in denen Teilzeitarbeit besonders stark verbreitet ist, etwa in den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich, Österreich und der Schweiz, sind die im Inland geborenen Frauen jedoch deutlich häufiger teilzeitbeschäftigt.

Je niedriger das Bildungsniveau, desto mehr Menschen arbeiten in Teilzeit. Diese Korrelation gilt EU-weit für Zugewanderte und im Inland Geborene gleichermaßen – und besonders für im Inland Geborene in Österreich und den Vereinigten Staaten. Unter den seit Langem ansässigen Zugewanderten ist Teilzeitarbeit im EU-Durchschnitt (um 5 Prozentpunkte) häufiger anzutreffen als in der Gruppe der Neuzugewanderten, während in bestimmten nordischen Ländern, Südeuropa und Australien das Gegenteil der Fall ist. Männer arbeiten allgemein selten in Teilzeit – in der EU sowie in Japan und Mexiko ist Teilzeitarbeit unter den Migranten jedoch stärker verbreitet als unter den im Inland geborenen Männern. Mit der sich abkühlenden Konjunktur 2007–2008 nahm die Teilzeitbeschäftigung in den OECD- und EU-Ländern zu. Der Anteil der teilzeitbeschäftigten Migrantinnen ist seit 2011 allerdings in der EU um 6 Prozentpunkte und im OECD-Raum um 4 Punkte gesunken. Dieser allmähliche Rückgang setzte sich nach der Coronakrise fort, wobei er in knapp der Hälfte der Länder unter den Migrantinnen deutlich stärker war als unter den im Inland geborenen Frauen.

In drei von fünf Ländern verzeichnen im Inland Geborene häufiger eine hohe Wochenarbeitszeit als Zugewanderte, auch wenn der Unterschied in den meisten europäischen Ländern marginal ist. In Island, Australien, den Vereinigten Staaten und vielen langjährigen europäischen Zielländern leisten sie hingegen merklich häufiger eine hohe Wochenarbeitszeit. In Ländern wie Costa Rica, Kolumbien und Korea verzeichnen die Zugewanderten dagegen deutlich häufiger eine hohe Wochenarbeitszeit. Beeinflusst wird die Länge der Arbeitszeit nicht nur von der berufs- und branchenbezogenen Geschlechterverteilung der Arbeitsplätze, sondern auch vom Bildungsniveau. Im EU- und OECD-Raum verzeichnen Männer doppelt so häufig eine hohe Wochenarbeitszeit wie Frauen, wobei die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Zugewanderten kleiner ausfallen. In den meisten Ländern leisten zugewanderte Hochqualifizierte häufiger eine hohe Wochenarbeitszeit als im Inland geborene, während in der Gruppe der Geringqualifizierten das Gegenteil der Fall ist.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

In fast allen Ländern gibt der Großteil der Teilzeitbeschäftigten (sowohl die im Ausland als auch die im Inland geborenen) an, dass sie ihre Stundenzahl nicht aufstocken möchten – rd. 30 % der Zugewanderten und 20 % der im Inland Geborenen möchten das aber. In den nordischen Ländern (außer Dänemark), Spanien, Griechenland und der Schweiz möchten zugewanderte Teilzeitbeschäftigte mit um mindestens 15 Prozentpunkte höherer Wahrscheinlichkeit mehr Stunden arbeiten als im Inland geborene. Mit der Erholung von der Konjunkturflaute 2007–2008 nahm die Vollzeitbeschäftigung in den meisten Ländern wieder zu und die unfreiwillige Teilzeitbeschäftigung ging zurück. Mit einem Rückgang von 9 Prozentpunkten in der EU und 17 Punkten in den Vereinigten Staaten über die letzten zehn Jahre ist die unfreiwillige Teilzeitbeschäftigung unter den Zugewanderten allgemein stärker gefallen als unter den im Inland Geborenen. Folglich verringerte sich die Differenz zwischen den Anteilen der unfreiwillig teilzeitbeschäftigten Zugewanderten und im Inland Geborenen in der EU um ein Fünftel, in den Vereinigten Staaten um rund ein Drittel und im Vereinigten Königreich um fast die Hälfte. Und die Pandemie hat diesen Trend nicht gestoppt – außer in den Vereinigten Staaten, und dort auch nur unter den im Ausland Geborenen.

Teilzeitarbeit ist zwar vor allem unter den Frauen verbreitet, doch auch 42 % der zugewanderten teilzeitbeschäftigten Männer in der EU möchten ihre Arbeitszeit gerne aufstocken, und zwar um 17 Prozentpunkte häufiger als die in der EU ansässigen Migrantinnen. In den Vereinigten Staaten sind ähnliche Zahlen zu beobachten. Die Geschlechterlücke bei der unfreiwilligen Teilzeitarbeit ist in der EU und den Vereinigten Staaten unter den im Inland Geborenen kleiner als unter den im Ausland Geborenen, in Australien, Spanien und Italien ist jedoch das Gegenteil der Fall. In Luxemburg und Norwegen sind im Inland geborene Männer häufiger unfreiwillig teilzeitbeschäftigt, zugewanderte Männer hingegen seltener.

In der EU, Australien und dem Vereinigten Königreich sind geringqualifizierte im Inland Geborene um mindestens 8 Prozentpunkte häufiger unfreiwillig teilzeitbeschäftigt als hochqualifizierte. In der Gruppe der Zugewanderten sind die Anteile der unfreiwillig Teilzeitbeschäftigten bei den Gering- und Hochqualifizierten in zwei von fünf europäischen Ländern und Australien hingegen ähnlich. In den Vereinigten Staaten nimmt die unfreiwillige Teilzeitbeschäftigung unter den im Inland Geborenen mit zunehmendem Bildungsniveau nicht ab. Unter den Zugewanderten befinden sich hingegen die Geringqualifizierten (um 14 Prozentpunkte) häufiger unfreiwillig in Teilzeitbeschäftigungen als die Hochqualifizierten. Auch Neuzugewanderten fällt es schwer, unfreiwillige Teilzeitarbeit zu vermeiden – und das in sämtlichen Regionen und Ländern. In der EU und Australien sind 43 % der neuzugewanderten Teilzeitbeschäftigten unfreiwillig teilzeitbeschäftigt. Dieser Anteil ist doppelt so hoch wie unter den im Inland Geborenen in der EU und 40 % höher als unter den im Inland Geborenen in Australien. Auch seit Langem ansässige Zugewanderte sind in allen Ländern außer Australien, Lettland und Zypern häufiger unfreiwillig teilzeitbeschäftigt als die im Inland Geborenen. Das Gleiche gilt für die Zugewanderten aus Nicht-EU-Staaten: EU-weit sind sie um 11 Prozentpunkte häufiger unfreiwillig teilzeitbeschäftigt als die in der EU Geborenen.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Im EU-Raum sind 19 % der erwerbstätigen Zugewanderten in geringqualifizierten Beschäftigungen tätig, verglichen mit 7 % der im Inland Geborenen. In der Gruppe der Hilfsarbeitskräfte sind Zugewanderte in fast allen Ländern überrepräsentiert. In Slowenien, Südeuropa, den nordischen Ländern und den meisten langjährigen Zielländern in Europa sind die Zugewanderten mindestens dreimal so häufig in geringqualifizierten Beschäftigungen tätig wie die im Inland Geborenen. In der EU und in den klassischen Zuwanderungsländern werden 30 % der Hilfstätigkeiten von Zugewanderten ausgeübt, in den meisten deutschsprachigen Ländern, Zypern, Norwegen und Schweden über 50 %. Nur in den meisten klassischen Zuwanderungsländern, Türkiye, Portugal, Mexiko und Mitteleuropa sind Zugewanderte in Tätigkeiten mit hohen Kompetenzanforderungen statt in Hilfstätigkeiten deutlich überrepräsentiert. Der Anteil der im Inland Geborenen, die eine hochqualifizierte Tätigkeit ausüben, übersteigt den Anteil der im Ausland Geborenen EU-‍weit um 12 Prozentpunkte.

Dennoch hat sich der Abstand zwischen den im Inland und den im Ausland Geborenen bei den Kompetenzanforderungen am Arbeitsplatz in den vergangenen zehn Jahren verringert. Der Anteil der Zugewanderten, die hochqualifizierte Berufe ausüben, ist EU- und OECD-weit um 7 Prozentpunkte gestiegen, verglichen mit einem Wachstum von 4 Punkten bei den im Inland Geborenen. Das Wachstum des Anteils der hochqualifiziert beschäftigten Zugewanderten ist dabei hauptsächlich auf Deutschland zurückzuführen, wo der Anteil viermal so schnell stieg wie unter den im Inland Geborenen. Tatsächlich legte der Anteil in der Gruppe der Zugewanderten in rund der Hälfte der Länder kräftiger zu als in der Gruppe der im Inland Geborenen. Insgesamt ist das Kompetenzniveau der Arbeitsplätze der Zugewanderten in den vergangenen zehn Jahren gestiegen. 2021 waren mehr als ein Drittel der Neuzugewanderten in der EU in Berufen mit hohen Kompetenzanforderungen beschäftigt – 2011 waren es noch knapp über ein Fünftel.

Frauen sind auf beiden Seiten des Spektrums der Kompetenzanforderungen überrepräsentiert, und das sowohl in der im Ausland geborenen als auch in der im Inland geborenen Bevölkerung. EU-weit nehmen sie einen größeren Anteil der hochqualifizierten Beschäftigungen ein als Männer – bei Migrantinnen besteht ein Unterschied von 4 Prozentpunkten, bei im Inland geborenen Frauen von 7 Punkten. Mit einem Abstand von 9 bzw. 2 Prozentpunkten sind sie umgekehrt auch bei den Hilfstätigkeiten stärker vertreten. In den meisten Ländern üben Migrantinnen geringer qualifizierte Tätigkeiten aus als im Inland geborene Frauen. Das ist auch in Israel und Kanada der Fall, wo zugewanderte Männer jedoch besser abschneiden als im Inland geborene Männer. In Ländern, in denen der Anteil der Zugewanderten, die geringqualifizierte Tätigkeiten ausüben, am höchsten ist (südeuropäische und langjährige europäische Zielländer), ist die Differenz zur im Inland geborenen Bevölkerung unter den Frauen um mindestens 8 Prozentpunkte größer als unter den Männern. In allen europäischen Ländern mit Ausnahme Litauens, Ungarns und des Vereinigten Königreichs sind Nicht-EU-Zugewanderte häufiger in Berufen mit niedrigen Kompetenzanforderungen tätig als Zugewanderte aus der EU. In den langjährigen europäischen Zielländern, den nordischen und den südeuropäischen Ländern sind in der EU Geborene durchschnittlich immer noch doppelt so häufig in geringqualifizierten Beschäftigungen tätig wie im Inland Geborene.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Rund ein Drittel der hochqualifizierten Zugewanderten im OECD-Raum und in der EU sind überqualifiziert – das sind EU-weit 12 Prozentpunkte mehr als in der im Inland geborenen Bevölkerung. Migrantinnen sind dabei häufiger überqualifiziert als Migranten, während es bei den im Inland Geborenen weder inner- noch außerhalb Europas große geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. Am größten sind die Abstände bei der Überqualifizierung zwischen den im Ausland und den im Inland Geborenen in Israel, Lateinamerika (außer Mexiko), Korea und den meisten nordischen und südeuropäischen Ländern. In den klassischen Zuwanderungsländern sind die Unterschiede marginal, während in Japan, Luxemburg, Mexiko, der Schweiz, Türkiye und einer Reihe anderer Länder überhaupt keine Unterschiede zu beobachten sind. Insgesamt sind EU-weit 47 % der hochqualifizierten Zugewanderten entweder überqualifiziert oder erwerbslos, verglichen mit nur 30 % bei den im Inland Geborenen.

Die Überqualifizierungsquoten gingen im Zeitraum 2011–2021 in der Hälfte der Länder sowohl unter den im Ausland als auch unter den im Inland Geborenen kontinuierlich zurück. In den meisten mitteleuropäischen Ländern und Österreich nahm die Überqualifizierung in den letzten zehn Jahren hingegen zu, bei den im Inland Geborenen jedoch weniger als bei den Zugewanderten.

Hochqualifizierte Zugewanderte mit ausländischen Qualifikationen sind auch deshalb häufiger überqualifiziert, weil ihre Bildungsabschlüsse nicht immer anerkannt werden. So sind sie EU-weit häufiger überqualifiziert als diejenigen, die ihren Abschluss in einem Aufnahmeland erwarben, und sogar doppelt so häufig wie die im Inland Geborenen. Die einzigen Ausnahmen davon bilden die baltischen Länder und Luxemburg. Am meisten unterscheiden sich die Überqualifizierungsquoten der im Inland und der im Ausland Ausgebildeten in den nordischen Ländern, Südeuropa (außer Griechenland) und den langjährigen europäischen Zielländern. Mit einem Abschluss des Aufnahmelandes verringert sich der Überqualifizierungsabstand der Zugewanderten EU-weit um 75 % und verschwindet in Nordamerika, den deutschsprachigen Ländern, Frankreich, Schweden und dem Vereinigten Königreich (nahezu) ganz. In Europa (außer Deutschland, Irland und dem Vereinigten Königreich) sind im Ausland ausgebildete Nicht-EU-Migrant*innen häufiger überqualifiziert als in der EU geborene, deren Bildungsabschlüsse automatisch oder zumindest einfacher anerkannt werden. Neuzugewanderte sind häufiger überqualifiziert als seit Langem ansässige Zugewanderte – im OECD-EU-Raum um 4 Prozentpunkte. Die Quoten waren 2021 in zwei Dritteln der Länder niedriger als zehn Jahre zuvor, wobei die Vereinigten Staaten, Deutschland und Österreich bemerkenswerte Ausnahmen bildeten.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

In knapp zwei Dritteln der Länder ist der Anteil der Selbstständigen unter den Zugewanderten höher als in der im Inland geborenen Bevölkerung – in Mittel- und Osteuropa sowie Kolumbien um über 5 Prozentpunkte. Häufiger selbstständig sind im Inland Geborene dagegen in Korea (nahezu um das Vierfache), Japan, Island, Italien, Griechenland und den übrigen lateinamerikanischen Ländern. Von Zugewanderten geführte Unternehmen sind EU-‍weit in der Regel kleiner als die Unternehmen der im Inland Geborenen. Der Großteil von ihnen (71 %) beschäftigt keine Mitarbeitenden, verglichen mit 68 % bei den im Inland Geborenen. In Australien sind 63 % der von Zugewanderten geführten Unternehmen Ein-Personen-Unternehmen, bei den inländischen Unternehmen sind es 61 %. Nur in wenigen mittel- und osteuropäischen Ländern besitzen Zugewanderte im Vergleich zu den im Inland Geborenen häufiger ein Unternehmen mit mehr als elf Beschäftigten. Als Hauptgrund für ihre Selbstständigkeit geben beide Gruppen in der EU persönliche Präferenzen an. 30 % der zugewanderten Selbstständigen geben jedoch an, keine Alternative zu haben, verglichen mit 20 % bei den im Inland geborenen. Ein Viertel der im Ausland geborenen Unternehmer*innen erwirtschaften den Großteil ihres Umsatzes mit einem Hauptkunden, bei den im Inland Geborenen sind es ein Drittel der Selbstständigen.

In mehr als zwei Dritteln der Länder machen sich Zugewanderte und im Inland Geborene in den letzten zehn Jahren immer häufiger selbstständig. Am stärksten stieg die Selbstständigkeit (um 5 Prozentpunkte) in den baltischen Ländern (mit Ausnahme Estlands), Teilen Südeuropas und der Slowakischen Republik. In etwa der Hälfte der Länder verlangsamte sich das Wachstum aufgrund der Coronapandemie, sodass der Anteil der Selbstständigen im Zeitraum 2019‒2021 sowohl bei den Zugewanderten als auch bei den im Inland Geborenen zurückging.

Zugewanderte, die eine selbstständige Tätigkeit ausüben möchten, müssen in der Regel mehr Hürden überwinden als im Inland Geborene. Viele tun sich schwer damit, sich an das Geschäftsumfeld, die rechtlichen Vorgaben und die Sprache des Aufnahmelandes anzupassen. Da der Aufbau von Eigenkapital und beruflichen Netzwerken erhebliche Zeit in Anspruch nimmt, sind Neuzugewanderte in allen Ländern (außer Litauen und der Slowakischen Republik) seltener selbstständig als seit Langem ansässige Migrant*innen. Hochschulabschlüsse erleichtern Zugewanderten die Gründung, sodass die Hochqualifizierten unter ihnen EU-weit etwas häufiger selbstständig sind als die Geringqualifizierten (12 % vs. 10 %). Bei den im Inland Geborenen ist das Gegenteil der Fall: Hier machen Geringqualifizierte in Südeuropa einen erheblichen Teil der selbstständigen Beschäftigung aus. Frauen sind unabhängig von ihrem Geburtsland praktisch überall seltener selbstständig als Männer.

Anmerkungen und Quellen sind unter den jeweiligen StatLinks aufgeführt.

Rechtliche Hinweise und Rechte

Dieses Dokument sowie die darin enthaltenen Daten und Karten berühren weder den völkerrechtlichen Status von Territorien noch die Souveränität über Territorien, den Verlauf internationaler Grenzen und Grenzlinien sowie den Namen von Territorien, Städten oder Gebieten. Für Auszüge aus Veröffentlichungen können zusätzliche Haftungsausschlüsse gelten, die der Gesamtpublikation unter dem angegebenen Link zu entnehmen sind.

© OECD/Europäische Union 2023

Die Verwendung dieser Arbeiten, sei es in digitaler oder gedruckter Form, unterliegt den Nutzungsbedingungen unter: https://www.oecd.org/termsandconditions.